Rohrbacher spenden für Walter Carls Beerdigung

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Helfried Schreiner ist zufrieden. Die Rohrbacher haben es ermöglicht, dass Walter Carl mit angemessener Zeremonie beerdigt werden konnte und eine Grabplatte an ihn erinnert. Foto: Helke Renner
Helfried Schreiner ist zufrieden. Die Rohrbacher haben es ermöglicht, dass Walter Carl mit angemessener Zeremonie beerdigt werden konnte und eine Grabplatte an ihn erinnert. Foto: Helke Renner

Weil er an seinem Lebensende nicht genug Geld für eine Beerdigung mit Trauerfeier und Grab hatte, sollte Walter Carl anonym in Coburg beigesetzt werden.

Als Walter Carl im April 2016 im Alter von 80 Jahren starb, hatte er schon den größten Teil seines Grundbesitzes verkauft und lebte im Alten- und Pflegeheim Ebersdorf bei Coburg. Sein Haus mit Nebengebäuden in Rohrbach wollte niemand haben, nahe Verwandte gab es nicht mehr. "Nur Cousinen und Cousins, die das Erbe nicht antreten wollten. Die Immobilie war auch nichts mehr wert", erzählt Helfried Schreiner, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Grub am Forst, zu der Rohrbach gehört. Offenbar reichte aber Walter Carls Geld nicht mehr für eine würdige Bestattung aus. Schreiner: "Er sollte anonym in Coburg beigesetzt werden - ohne Trauerfeier."

Das konnten und wollten die Rohrbacher nicht zulassen. Helfried Schreiner nahm die Sache in die Hand. Bei 250 Einwohnern und sechs Vereinen sollte es doch wohl möglich sein, genügend Geld für eine anständige Beerdigung von Walter Walter, wie der Verstorbene in der Gemeinde genannt wurde, zusammenzubringen.Doch die Sache zog sich hin. "Wir wollten warten, bis das Nachlassgericht seine Arbeit getan hat. Vielleicht würden sich ja doch noch Erben finden, die auch bereit wären, die Beisetzung zu bezahlen", erläutert Helfried Schreiner.


Mit Sammellisten von Haus zu Haus

Im August 2017 war die Prüfung beendet. In diesem Jahr feierte Rohrbach sein 700-jähriges Bestehen und es gab regelmäßig Zusammenkünfte der Vereine zur Vorbereitung des Festes. "Bei diesen Treffen haben wir immer wieder über die Beerdigung von Walter Walter gesprochen." Schließlich kamen alle überein, eine Sammlung zu initiieren. "Die Urne stand noch bei einem Bestattungsinstitut in Ebersdorf. Ich habe Kontakt zur Verwaltung aufgenommen und die Formalitäten erledigt." Dann sind Vereinsmitglieder in Rohrbach mit Sammellisten von Haus zu Haus gelaufen. 1620 Euro haben sie aufgebracht. Die Spenden reichten von fünf bis 50 Euro.Für die meisten sei es mehr als eine bei Beerdigungen übliche Zuwendung gewesen, ist Helfried Schreiner überzeugt. "Der Walter Walter war beliebt."


Ein waschechter Rohrbacher

Als Einzelkind wuchs er in Rohrbach auf. Die Eltern waren Landwirte, der Sohn arbeitete mit. Nebenbei verdiente er sich etwas Geld bei der Raiffeisenbank in Grub am Forst. "Walter war ein einfacher und lieber Kerl. Er beteiligte sich an Arbeitseinsätzen und war Mitglied beim Feuerwehrverein." In seinen letzten Lebensjahren sei er sehr krank gewesen, so dass ein staatlicher Betreuer für ihn eingesetzt werden musste, erläutert Helfried Schreiner. Und obwohl Walter Carl im Pflegeheim in Ebersdorf lebte und im Neustadter Krankenhaus verstarb, betrachteten die Rohrbacher ihn auch über den Tod hinaus als einen der ihren.Von dem gesammelten Geld bekam er Anfang Februar dieses Jahres eine Bestattung auf dem Seidmannsdorfer Friedhof - Rohrbach gehört zur Kirchengemeinde Seidmannsdorf. 50 Leute waren zu der Trauerfeier gekommen. Nun liegt Walter Carl auf dem Urnenfeld, eine kleine Grabplatte erinnert an ihn und an die Menschen der Gemeinde Rohrbach, die ihm ein würdiges Begräbnis ermöglicht haben.