Ludger Hinses spektakuläre Lichtkreuze werden ab Mitte Mai in elf Kirchengemeinden am Lutherweg gezeigt. Die gesamte Aktion ist als Pilgerweg organisiert.
In dieser "Dekade" wird auch hier in der Region unablässig weiter gewandert auf Luthers Pfaden. Bis zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags von Martin Luther am 31. Oktober 2017 soll das weite Themenspektrum der Reformation in einer Vielzahl von Projekten, gerade auch künstlerischen, aufgegriffen, hinterfragt, weitergeführt werden.
In diesem Jahr wird das Evangelische Bildungswerk zusammen mit elf Gemeinden in Stadt und Landkreis
Coburg, die am Luther-Weg liegen, von Mitte Mai bis Ende Juli das Projekt "Spuren aus Licht" verfolgen. Im Mittelpunkt stehen die imposanten Werke des aus Recklinghausen stammenden, international agierenden Künstlers Ludger Hinse, seine provokanten "Lichtkreuze" und "Lichtgestalten".
Zu den Kunstwerken pilgern
Die gesamte Reihe mit über 40 Veranstaltungen ist als Pilgerweg konzipiert, der Luther auf seinem Gang durch die Region in den Süden folgt. Ein gedruckter "Pilgerbegleiter" führt von Neustadt über Bad Rodach, Meeder, Coburg bis nach Lahm im Itzgrund und listet Hintergründe und die örtlichen Veranstaltungen auf. Das jeweilige Kunstobjekt selbst ist bisher nur in Schwarzweiß abgebildet. Die Pilger können dann eine vor Ort fotografierte Postkarte erwerben und Stück um Stück so ihr eigenes Pilgerbuch anlegen. Es wird geführte Pilgerwanderungen und -fahrten, auch mit dem Fahrrad geben.
Ludger Hinse arbeitet mit Stahl und mit Stein, mit Glas, Farbe und Licht. Das Kreuz wurde für ihn zum zentralen Motiv, nachdem ihm bei einer Reise nach Chile die - durchaus ambivalent zu sehende - Macht des christlichen Hauptsymbols bewusst wurde. Unter der Militärdiktatur zogen Mütter der zahllosen Verschwundenen wieder und wieder mit Kreuzen vor den Regierungssitz in Santiago de Chile. Die Militärjunta ging nicht gegen sie vor.
"Es ist aber ein Kreuz mit dem Kreuz", sagt Ludger Hinse im Gespräch mit dem Tageblatt, in dem er von seinen mittlerweile über 100 Varianten berichtete. In erster Linie ist es ja Zeichen des Leidens, Sterbens, des Todes. Und so prägte es auch die christliche Religion über zwei Jahrtausende; bis heute wird es eher dunkel, seine Grausamkeit vergegenwärtigend, ausgeführt. Es als Symbol des Triumphes und des Lichtes zu sehen, ist theologische Weiterführung, Interpretation.
Der Raum in neuer Sicht
Hinses Kreuze sind oftmals farbstrahlende, leuchtende Monumente. So mancher Pfarrer habe sie in seiner Kirche als Sakrileg empfunden, berichtet Hinse. Gerade diese bisherige Sicht- und Empfindungsweisen aufbrechende Wirkung aber fasziniert Hinse und den Projektleiter, Dieter Stößlein vom Evangelischen Bildungswerk in den Dekanaten Coburg und Michelau. "Ihre Kreuze sind ja viel zu schön", sagten junge Gefängnisinsaßen dem Künstler bei einem früheren Projekt.
Hinse wird allerdings auch kleinere Stahlobjekte bringen, die von bedrängendem Körperausdruck sind. Es dürften aber vor allem die großen Glasobjekte sein, die in ihren Lichtbrechungen und farbigen Prismen die Coburger Kirchenräume "in neuem Licht" erscheinen lassen werden.
Über 40 Veranstaltungen in elf Kirchengemeinden
Der Künstler Ludger Hinse, geboren 1948, lebt und arbeitet in Recklinghausen und hat seit 1988 über 200 Ausstellungen an renommierten Orten in ganz Europa durchgeführt. Das Werk Hinses ist von drei großen Aspekten bestimmt, die unter den Begriffen "Weiß", "Licht des Stahls" und "Kreuze" zusammengefasst werden können. Er arbeitet mit Leinwand und Farbe, Glas und Metall. Von 2007 bis 2009 fand das größte Kunstprojekt eines einzelnen Künstlers in Nordrhein-Westfalen statt. In 21 Städten, an 77 Ausstellungsorten zeigte Ludger Hinse seine Arbeiten zum Thema " Das Kreuz mit dem Kreuz". 145 000 Menschen sahen seine Werke.
Das Coburger Projekt Elf am Lutherweg gelegene Kirchengemeinden der Dekanate Coburg und Michelau zeigen vom 14. Mai bis 24. Juli Werke des Künstlers Ludger Hinse und laden zu einer Reihe von zum Teil ungewöhnlichen Veranstaltungen ein, einer eigens produzierten Klanginstallation von Ralf Hoyer etwa in Bad Rodach. Die zentrale Eröffnungsveranstaltung findet am 14. Mai um 19 Uhr in Heiligkreuz in Coburg statt. Auch bei vielen der folgenden Vernissagen in den einzelnen Kirchen wird der Künstler selbst anwesend sein. Es wird unter anderem auch geführte Pilgerwanderungen und -fahrten geben. Die zentrale Abschlussveranstaltung findet dann am 24. Juli, um 14 Uhr in der Schlosskirche Lahm statt.
Beteiligte Gemeinden Johanniskirche Bad Rodach, St. Laurentiuskirche Meeder, Kirche St. Georg Neustadt bei Coburg, St. Matthäus Coburg-Neuses, Heiligkreuz Coburg, Schlosskirche Niederfüllbach, Kirche Scherneck, Marienkirche Watzendorf, Pankratiuskirche Schottenstein, Evangelische Kirche Gleußen, Schlosskirche Itzgrund-Lahm
Der Pilgerführer Der Pilgerführer ( 2,50 Euro) und die Programmübersicht sind in den Kirchengemeinden erhältlich. Weitere Informationen im Internet unter spuren-aus-licht.de.