Der 44-jährige Lars Otto bewirbt sich als Parteiloser um das höchste Amt in Bad Rodach. Mitgestalter des Lebens in der Thermalbadstadt ist er aber schon lange.
Gleich hinter dem Pulverturm durch den Graben unter der Stadtmauer von Bad Rodach zu spazieren, hat etwas Beruhigendes. Als Ortsfremder, der zum ersten Mal hier hin kommt, findet man auf Anhieb nichts, was dieses erholsame Fleckchen noch schöner machen könnte. "Es ist wirklich viel getan worden", bestätigt Lars Otto. Er zählt auf, wo saniert, gestaltet, geschaffen wurde - und erklärt gleich darauf, was alles geschehen könnte, damit es noch ein wenig schöner wird als es eh schon ist.
So geht es ihm in vielen Bereichen, die seine Heimatstadt betreffen. Er sieht das Geleistete - und hat Ideen, wie es noch verbessert, weiter entwickelt werden kann. Seine Heimat ist Bad Rodach längst geworden, auch wenn er nicht hier geboren ist, sondern 1968 in Rheine in Nordrhein-Westfalen. Mitgestalten, aktiv sein und eingebunden in das Leben der Stadt, das will Lars Otto, seit er 1991 hier ankam. Deswegen bewirbt er sich jetzt um das Amt des Bürgermeisters, den Posten in der Stadt, der ihm die größten Möglichkeiten bietet, die Geschicke mit zu lenken.
Kein Einzelkämpfer
Dabei sieht er sich nicht als Einzelkämpfer. Im Gegenteil, Bürgerbeteiligung bei allen Entscheidungen ist ihm wichtig. "Das muss man ermöglichen, und die Ergebnisse dann aber auch akzeptieren", betont er.
Dass er nach dem Amt strebt, ohne einer der etablierten Parteien anzugehören, sieht Lars Otto nicht als Nachteil. "Ich bin in fast jeder Sitzung des Stadtrates als Zuhörer dabei. Mir fällt auf, dass zumindest im öffentlichen Teil wenig diskutiert wird", sagt Otto und vermutet, "dass fast alle Belange schon im Vorfeld in den Parteizirkeln festgelegt wurden". Gerade da könne ein Bürgermeister, der eben keiner Partei angehört, für eine neue Diskussionskultur und mehr Transparenz sorgen.
Schon jetzt sucht und findet sein Tatendrang Möglichkeiten, Ideen und Visionen in der Stadt auf den Weg zu bringen. Lange war der Chef des Schuhhauses Appis (gleich gegenüber dem Rathaus) Vorsitzender des Kur- und Tourismusvereins, er ist Vorsitzender der Werbe-Interessengemeinschaft, steckt hinter der Einführung der Bad Rodach Gutschein- und Bonuscard, gehört dem Arbeitskreis Wirtschaft der Initiative Rodachtal an und arbeitet im Vorstand des Stadtmarketing-Netzwerks Er initiierte "Bad Rodach begeistert" mit. Das Kino "Kuhlisse" ist maßgeblich seiner Initiative mit zu verdanken und sogar im "Nachtwächterwesen" steckt er mit drin und wirkt als Turmführer auf dem Nachtwächterturm. Und dann ist da ja noch die Faschingsgesellschaft, zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte (Otto: "Da kam wohl die rheinische Frohnatur bei mir durch." Das Rheinland. Der Geburtsregion verdankt Otto seine Ausbildung, die ihn bis zum Geschäftsführer eines großen Schuhhauses in Mönchengladbach führte. 1991 entschied er sich dann, zusammen mit seiner Frau Erika das Schuhhaus ihrer Eltern in Rodach zu übernehmen (das damals noch nicht Bad heißen durfte).
Früh engagiert
Von Anfang an engagierte sich der Bürgermeisterkandidat für die Stadt, die ihm daher rasch zur neuen echten Heimat wurde, und ans Herz gewachsen ist, wie er beteuert. Die Entwicklung Bad Rodachs ist ihm nicht zuletzt als Geschäftsmann ein Anliegen: "Was Leute in die Stadt bringt, bringt auch Leute in mein Geschäft und in die Läden der anderen Einzelhändler", steht für ihn fest.
Das gilt allerdings auch für Straßen. Die geplante Umgeh ung sieht er daher gespalten. "Der Fernverkehr ist Fluch und Segen zugleich, gut für Handel und Gastronomie, aber eine Belastung für die Bürger." Kommt eines Tages die Umgehungsstraße, dann steht für einen möglichen Bürgermeister Lars Otto fest: "Wir müssen alles tun, damit die Leute nicht nur vorbeifahren, sondern sagen: Da ist Bad Rodach, da lohnt es sich, die Stadt zu besuchen."
Wenn er durch die Stadt geht, fällt ihm sofort jede Menge auf, wo das Ziel angepackt werden kann, Bad Rodach noch attraktiver zu machen. Den "Löwen" sanieren, Das Wallgrabenprojekt voranbringen, Gesundheits- und Fahrradtourismus stärken, daneben aber die Industrie und das Gewerbe am Ort pflegen, und ganz oben auf seiner Agenda: Die Therme. "Da muss viel geschehen, das beginnt schon mit dem Einlasssystem, das nicht mehr zeitgemäß ist, wir brauchen eine strategische Absicherung, ein tragfähiges Geschäftskonzept als Basis für die Zusammenarbeit mit dem Landkreis...", ein Thema, bei dem die Ideen des Kandidaten sprudeln wie die Thermalquelle selbst.
Voller Gedanken um und für Bad Rodach, lag es für Lars Otto nahe, sich für das Amt des Bürgermeisters zu interessieren. Eine Entscheidung, die er nicht alleine treffen konnte: "Die Familie ist wichtig. Ohne die Familie geht das nicht", steht für ihn fest. Es wäre für ihn auch nicht gegangen, als die Kinder noch klein waren. "Da muss man einfach für die Familie da sein", sagt er. Jetzt stehen Tim (22) und Jan (20) bereits im Studium und Tochter Eva geht zwar noch zur Schule, ist mit 15 aber alt genug, um wie ihre Brüder voll hinter der Kandidatur des Vaters zu stehen. "Die Kinder haben auch meine Frau überzeugt, die anfangs etwas skeptisch war, weil sie weiß, dass ich nichts halbherzig angehe und dann wohl noch weniger Zeit zu Hause bin, als bisher."
Dass Lars Otto für das "Zukunftsforum Bad Rodach" antritt, war nicht die erste Entscheidung. "Ich habe zuerst Gespräche mit den Freien Wählern geführt. Die teilten mir aber mit, dass sie schon jemanden anderen haben und wünschten mir Glück", erzählt er.
Jetzt ist er rückblickend alles andere als unglücklich, dass sich in der Phase als er die bürokratischen Hürden eines parteilosen Kandidaten meisterte, die Wählerinitiative Zukunftsforum Bad Rodach zu seiner Unterstützung fand.
Lars Otto sieht sich selbst als "offen, engagiert, bürgernah, zuverlässig, kooperativ und handschlagfähig", wie er sagt. Gelegenheit, ihn mit diesen Eigenschaften kennenzulernen bietet er den Bürgern zur Zeit mit einer Reihe von Veranstaltungen in allen Stadtteilen, die ihm ebenso am Herzen liegen wie die Kernstadt, wie er versichert.
Wenn auch dort, in der Badstadt selbst, am meisten Arbeit auf einen künftigen Bürgermeister wartet, wie Otto weiß. Nicht zuletzt bei kulturellen Events. "Wir haben so viele gute Veranstaltungen, aber es gibt auch noch viel zu entwickeln", steht für ihn fest. Da wäre etwa der "Tag der Europäer".
"Das ist so eine wunderschöne Sache, aber man kann noch viel mehr daraus machen", ist Otto sicher. Allerdings muss dafür personelle Kapazität vorhanden sein. "Ohne jetzt konkret eine Amtsbezeichnung zu nennen, sollten wir so etwas haben wie einen Kulturbeauftragten der Stadt", denkt er laut.
Fan neuer Medien
Was er denkt, ist zu einem guten Teil öffentlich. "Ich führe im Internet das Tagebuch eines Bürgermeisterkandidaten", sagt er und weiß, dass es mancher für eine "Macke" halten mag, dass er praktisch immer erreichbar ist, das Smartphone zu seinen wichtigsten Begleitern gehört. Andererseits ist das seine Verbindung nicht nur zu den Bürgern und Wählern, auch zu seiner Familie - sollte er gewählt werden und weniger Zeit für sie haben.
Zumindest können sie dann ständig über seine Arbeit auf dem Laufenden sein, denn zu Lars Ottos Wahlversprechen gehört es, dass sein "Tagebuch eines Bürgermeisterkandidaten" dann zum "Tagebuch eines Bürgermeisters wird".
Diese Ziele hat Lars Otto
Als Familienstadt sollte seiner Meinung nach Bad Rodach die Betreuung noch besser fördern, Generationen verbinden und Einkaufsmöglichkeiten erhalten.
In der Innenstadt möchte Lars Otto Leerstände vermeiden, das Stadtbild gemeinsam mit den Bürgern verbessern und alte Bausubstanz erhalten.
In Sachen Kultur kann nach Ansicht des Kandidaten Bewährtes noch verbessert werden. Man sollte aber auch Neues wagen und Angebote besser vernetzen.
Bürgernähe stellt sich Otto so vor, dass im Stadtrat konstruktiv diskutiert wird, Zukunftswerkstätten mit den Bürgern gegründet werden, ehrenamtliche Arbeit mehr Anerkennung findet - und dass er ein Bürgermeister-Tagebuch im Internet führt, um für Transparenz zu sorgen.
Den Tourismus will Lars Otto stärken, indem die Akteure besser vernetzt werden, alle Stadtangebote auf einer eigenen Homepage präsentiert und die ganze Region mit ihren Angeboten und Reizen mit einbezogen werden.