Evelin Trunzer arbeitete 48 Jahre lang im Passamt der Stadt Coburg - und hat es keinen Tag bereut.
Die Menschen fehlen ihr schon jetzt. Die "vielen netten, lieben Menschen", mit denen sie tagein, tagaus seit 48 Jahren zu tun hatte. Evel Trunzer ist seit Anfang des Jahres im Ruhestand. Nach fast einem halben Jahrhundert ging in der Melde- und Passbehörde des Einwohneramtes der Stadt Coburg eine Ära zu Ende. "Eine rekordverdächtige Marke", fand auch Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der die gebürtige Coburgerin persönlich verabschiedete.
Warteschlangen
Mit 14 Jahren begann sie ihre Ausbildung als Anfangsstenotypistin. Vier Wochen arbeitete sie im Ordnungsamt, wechselte aber dann - mittlerweile 15 Jahre alt, ins Passamt, zu dem damals noch die Ausländerstelle gehörte. An die Welle der ersten Gastarbeiter - vorwiegend Italiener und Jugoslawen - kann sie sich noch gut erinnern. Auch an die langen Schlangen, die zuweilen anstanden, da es eben etwas länger dauerte bis ein Pass mit der Schreibmaschine beschrieben war.
Immer Vollzeit gearbeitet
"Ich hätte die Stelle öfters mal wechseln können und vielleicht woanders auch etwas mehr verdient", sagt sie, aber das kam für Evelin Trunzer nicht in Frage. Ihr habe die Arbeit richtig Spaß gemacht. Als ihr Sohn auf die Welt kam, pausierte sie gerade mal sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt. Damals gab es eben noch keine Elternzeit. "Und wer nicht gleich wieder zu arbeiten angefangen hat, war weg vom Fenster", erinnert sie sich. Gut, dass es eine Oma gab, die auf den Sohnemann aufgepasst hat.
Dass es den jungen Müttern mittlerweile etwas leichter gemacht wird, findet Evelin Trunzer gut. Selbst zweifache Oma sieht es durchaus positiv, dass Mütter oder auch Väter zu Hause bleiben können, wenn die Kinder krank sind.
Am Samstag aufgeschlossen
Bereut hat die agile Frau ihren Vollzeitjob nie. "Es war gut so. Ich habe alles unter einen Hut gebracht." Auch, wenn samstags mal ein Anruf kam, dass jemand dringend seinen Pass gebraucht hat, war es selbstverständlich für sie, das Passamt aufzuschließen und den Pass auszuhändigen. "Das kam öfters im Monat vor, vor allem, wenn jemand dringend geschäftlich verreisen musste."