Regiomed-Insolvenz: Ex-Mitarbeiter mit schweren Vorwürfen - "mehrere Tausend Euro"
Autor: Ralf Welz
Coburg, Mittwoch, 27. März 2024
Ein Ex-Mitarbeiter erhebt starke Vorwürfe gegen die insolvente Klinikgruppe Regiomed. "Insgesamt geht es um mehrere Tausend Euro." inFranken.de hat den Verbund mit den Anschuldigungen konfrontiert.
Mehr als elf Wochen ist es inzwischen her, dass die Regiomed-Klinikgruppe Insolvenz angemeldet hat. Am 2. Januar stellte der kommunale Krankenhausbetreiber beim Amtsgericht Nürnberg den Antrag auf Eröffnung eines Eigenverwaltungsverfahrens. Betroffen sind unter anderem die Krankenhäuser in Coburg, Lichtenfels und Neustadt bei Coburg. Der Verbund betreibt Akut- und Reha-Kliniken, medizinische Versorgungszentren, Rettungsdienste und Seniorenzentren. Der Geschäftsbetrieb werde umfassend fortgesetzt, die Versorgung der Patienten sei sichergestellt, hieß es im Zuge der Insolvenzbekanntgabe zu Beginn des Jahres.
Ende März herrscht allerdings noch immer Ungewissheit, wie es mit dem finanziell angeschlagenen Unternehmen mittelfristig weitergeht. Laut Eigenaussage befindet sich Regiomed momentan in Verhandlungsgesprächen mit möglichen Investoren. Gehälter und Löhne der Beschäftigten werden nach Unternehmensangaben über das Insolvenzgeld finanziert. An den 15 Standorten in Oberfranken und Südthüringen sind insgesamt rund 5200 Menschen tätig - ein Ex-Mitarbeiter erhebt nun Vorwürfe gegen die Klinikgruppe.
Insolvenz von Regiomed - Ex-Beschäftigter wartet auf viel Geld: "Habe Angst, dass ich benachteiligt werde"
"Ich habe mehrmals in den Medien gelesen, dass trotz der Insolvenz alles so gut läuft und jeder sein Gehalt bekommen hat. Das ist aber nicht der Fall", berichtet der Mann, der bis vor Kurzem bei Regiomed gearbeitet hat, im Gespräch mit inFranken.de. Aus Angst vor Repressalien will er anonym bleiben. Laut seinen Angaben wartet er noch immer auf viel Geld vonseiten des Klinikverbunds. "Ich selber habe die Dienste von November und Dezember nicht ausbezahlt bekommen", hält er fest. Auch für Januar stehe eine entsprechende Zahlung bislang aus.
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"Meine Gehaltsabrechnung habe ich zehn Tage später als sonst bekommen." Das darauf angegebene Entgelt sei zudem "zu wenig" gewesen, beklagt der ehemalige Mitarbeiter des Krankenhausbetreibers. Das Grundgehalt sei überwiesen worden - er warte aber immer noch auf seine sogenannte Dienstvergütung. So habe er bislang keine Zuschläge für Nachtdienste, Wochenenddienste oder Rufbereitschaft für die besagten Monate erhalten. Von der Personalabteilung sei er diesbezüglich mehrfach vertröstet worden.
Auch bislang nicht vergütete Überstunden ständen ihm noch zu. "Insgesamt geht es um mehrere Tausend Euro", sagt der vorige Beschäftigte. Er vermutet, dass ihm ein bestimmter Umstand zum Verhängnis geworden sei. Nach seinen Angaben hatte er bereits vor dem Bekanntwerden der Insolvenz gekündigt. Er wirft Regiomed jetzt vor, dass nur Beschäftigte eine Dienstvergütung erhielten, die weiterhin für das Unternehmen arbeiteten. Wer gekündigt habe, erhalte dagegen keine Extrazahlungen. "Dienste werden für Leute gezahlt, die bleiben - damit sie nicht kündigen", wirft der Ex-Mitarbeiter dem Verbund vor. "Ich habe Angst, dass ich benachteiligt werde."
Kündigung zum Verhängnis geworden? Regiomed-Sprecher bezieht zu Anschuldigungen Stellung
Ist dem Mann seine Kündigung letzten Endes zum Verhängnis geworden? inFranken.de hat Regiomed mit den erhobenen Anschuldigungen konfrontiert. Laut dem Klinikverbund gelte im Rahmen des Eigenverwaltungsverfahrens grundsätzlich, dass Mitarbeitern von Regiomed "kein wirtschaftlicher Nachteil" entstehe. "Dieser Grundsatz gilt auch für ehemalige Mitarbeiter", teilt ein Sprecher unserer Redaktion mit. "Allerdings kann der Zeitpunkt der Auszahlung von Löhnen und Gehältern für Mitarbeiter, die vor Verfahrensbeginn gekündigt haben, verlagert sein."
"Grund hierfür ist, dass über die Insolvenzgeldvorfinanzierung nur weiterhin beschäftigte Mitarbeiter ihre Löhne und Gehälter zum gewohnten Zeitpunkt erhalten." Die Vorfinanzierung sei als Darlehen anzusehen, das den Zeitraum bis zur Eröffnung des Hauptverfahrens überbrücke. "Denn erst dann zahlt die Bundesagentur für Arbeit das Insolvenzgeld aus", erläutert der Regiomed-Sprecher. Im vorliegenden Fall gelten allerdings offenkundig andere Vorzeichen.