Die Feuerwehren aus Rottenbach und Tremersdorf wurden vor 50 Jahren zusammengelegt. Das wird am Sonntag im oberen Lautertal gefeiert.
Selbst nach 50 Jahren wahrlich erfolgreicher Zusammenarbeit bei der Feuerwehr können die Tremersdorfer und Rottenbacher die gegenseitigen Frotzeleien nicht lassen. Dass die Tremersdorfer nicht allzu oft für gemeinsame Übungen mal die paar Kilometer das Lautertal hoch fahren, sagt Michael Truckenbrodt (Tremersdorf) als stellvertretender Kommandant und lacht, liegt an seinem Kommandanten-Kollegen, Frank Fischer (Rottenbach): "Der gibt ja immer nix aus, wenn wir kommen."
In der Tat ist es aber eher so, dass sie oben im Lautertal immer ganz gut miteinander konnten. Deshalb waren die Tremersdorfer damals auch nicht so arg getroffen, als sie sich der Gemeinde Rottenbach anschließen mussten - bei der "Zwangseingemeindung", diesen Begriff verwenden sie auch heute noch, nach Lautertal war das schon anders.
Die Feuerwehrfusion vor 50 Jahren jedenfalls "war schon gut", sagt heute Walter Flohrschütz, der damals mit dabei war.
Wenn sie auch organisatorisch als eine Einheit gelten, ist eine gewisse Eigenständigkeit geblieben: Sowohl in Tremersdorf als auch in Rottenbach stehen Ende der 90er Jahre angeschaffte Tragkraftspritzen, für die jeweils eine Löschgruppe zuständig ist. Frank Fischers Hinweis, dass die Tremersdorf früher mal ab und an Probleme mit der nötigen Sollstärke für einen Einsatz hatten, löst bei den alten Feuerwehr-Haudegen wie Bernd Fischer erst einmal heftigen Widerspruch aus. Doch der Blick ins bis 1952 zurück reichende Protokollbuch gibt dem jungen Kommandanten recht: 1969 konnte eine Nacht-Alarmübung nicht durchgeführt werden, weil nur acht Tremersdorfer zur Verfügung standen.
"Da hattet Ihr wohl wieder nicht ausgeschlafen", lästert Gerhard Oppel (Rottenbach).
Aber die Tremersdorfer und Rottenbacher haben auch Einigkeit demonstriert. Als Frank Fischer wieder aus dem Protokollbuch an den 1972 errungenen Sieg der Tremersdorfer beim Feuerwehr-Pokalwettkampf erinnert, ist Manfred Fischer in seinem Element: Rennen, klettern, Zielspritzen mit der Kübelspritze - Fischer kann vor Begeisterung gar nicht mehr sitzen bleiben, wenn er von den Wettbewerben spricht. Die Feuerwehr-Mannschaft aus dem oberen Lautertal war jedenfalls über Jahre hinweg beim landkreisweiten Feuerwehrwettkampf nicht zu schlagen. Warum? Manfred Fischer bringt es auf den Punkt: "Wir waren pickelhart!" Was hinter seinem Zusatz, dass man "mit sämtlichen Tricks" gearbeitet habe, steckt - darüber schweigt sich Fischer dann lächelnd doch aus.
Ein Auto für Rottenbach?
Natürlich gab es in fünf
Jahrzehnten Feuerwehr-Geschichte auch weniger lustige Ereignisse. Walter Flohrschütz kann sich noch gut an den Gründonnerstag 1964 erinnern, als ein landwirtschaftliches Anwesen in der Tremersdorfer Ortsmitte niederbrannte. Da war nicht viel zu machen, erzählen die Einsatzkräfte von damals. Wer solche Erfahrungen gemacht hat, weiß: Kleine Feuerwehren haben im Ernstfall eine enorme Bedeutung. Die Kenntnis der örtlichen Gegebenheiten sei unersetzlich, weiß Walter Flohrschütz, sein Tremersdorfer Kollege Hans Fischer stimmt ihm sofort zu: "Wir kennen uns einfach aus."
Dass sich die Struktur mit zwei Gerätehäusern auf Sicht groß verändern wird, glaubt Michael Truckenbrodt nicht. Ziel müsse es immer sein, dass Tremersdorf auf eine eigene Löschgruppe zurückgreifen könne, sagt der stellvertretende Kommandant. Nachwuchs sei da.
Allenfalls die 22 Mann starke Rottenbacher Mannschaft muss sich vielleicht schon bald auf eine einschneidende Veränderung einstellen. Der landkreisweite Feuerwehr-Bedarfsplan lässt darauf schließen, dass im oberen Ende des Lautertales ein Fahrzeug mit Atemschutz-Ausrüstung gebraucht wird. Derzeit haben die Rottenbacher "nur" einen Tragkraftspitzen-Anhänger, der von einem Traktor zu Einsätzen gezogen wird.
"Das würde erheblich mehr Aufwand für uns mit sich bringen", weiß Frank Fischer. Bange davor ist ihm aber keinesfalls: Personell fühlen sich die Rottenbacher gut aufgestellt, auch wenn die meisten Aktiven auswärts arbeiten.
Deshalb sind künftig wohl auch die Tremersdorfer gefragt, sich bei Übungen auch mit der Technik eines neuen Einsatzfahrzeuges vertraut zu machen.
Sie brauchen keinen Verein
Eine Besonderheit gönnen sich die Rottenbacher/Tremersdorfer nach fünf Jahrzehnten Zusammenarbeit heute noch: Sie sind eine der wenigen Feuerwehren im Landkreis, die noch keinen eigenen Verein gegründet hat. "So lange uns niemand zwingt, das zu ändern, werden wir es auch so lassen", sagt Frank Fischer. Denn neben der aktiven Mannschaft noch eine zweite Struktur mit einem kompletten Vorstand aufzubauen, würde nach Ansicht des Kommandanten das wenige Personal endgültig überfordern.
50 Jahre Feuerwehr-Zusammenarbeit
Das Fest: Im jährlichen Wechsel mit dem Bürgerverein ist die Feuerwehr heuer wieder Veranstalter des Dorffestes.
In Erinnerung an das ehemalige Fest der Kirchengemeinde, nennt es die Feuerwehr "Feuer-Friedens-Fest".
Das Programm: Los geht es am Sonntag um 11 Uhr mit einem Feldgottesdienst, danach gibt es ein gemeinsames Mittagessen mit Braten und Rottenbacher Klößen sowie weiteren Speisen. Am Nachmittag gibt es Kaffee und Kuchen, um 15 Uhr treten die Rottenbacher Feuerwehr-Fußballer gegen das Team aus dem unteren Lautertal an. Um 17 Uhr werden den Besucher Forellen frisch vom Grill mit Kartoffelsalat serviert. Für Kinder gibt es einen Spielplatz mit Riesenrutsche.