Landwirte der Region müssen sich auf immer extremere Wetterbedingungen einstellen. Bei den Pflanzenbautagen gibt es Beratung.
Ist es schon der Klimawandel oder sind es seine Vorboten? Adolf Ruff, Fachberater für Pflanzenbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) ließ diese Frage unbeantwortet. Zum Auftakt der "Pflanzenbautage" des Amtes in der Gastwirtschaft "Zur Silbernen Kanne" in Roßfeld bescheinigte er aber zumindest dem Coburger Land ein paar Wettertrends, die den rund 120 Landwirten nicht gefallen dürften, die zu dieser Info-Veranstaltung gekommen waren.
Das vergangene Jahr lieferte gleich ein gutes Beispiel für schlechtes Wetter. Da gab es eine späte Frostperiode über acht Tage, bei der im Februar Nachttemperaturen von unter minus 20 Grad Celsius erreicht wurden. Zahlreiche Getreide- und Rapsbestände wurden dabei so geschädigt, dass sie untergepflügt werden mussten. Die Betroffenen verloren den kompletten erwarteten Ertrag und mussten die Kosten für eine neue Feldbestellung aufwenden.
Es zeigte sich allerdings, dass hier Triticale besser mit dem Frost zurechtkam als etwa Wintergerste.
Ein schwacher Trost waren da die Ernteausfälle in den USA und Russland, die den Preis für Getreide und Raps auf dem Weltmarkt klettern ließen und so für einen zumindest partiellen finanziellen Ausgleich sorgten.
Ruffs Prognose für das Wetter fiel wenig erfreulich aus. Seit Jahren verzeichnet das Amt immer extremere Ausschläge im Klima der Region. So häufen sich lange Trockenphasen im Frühjahr so stark, dass man von einer Tendenz sprechen kann. Dafür ballen sich die Niederschläge immer öfter in Zeiten, in denen die Landwirte sie nicht gebrauchen können - etwa zur Getreideernte. Die Messstationen zeichnen auch immer höhere Temperaturen in Sommer und Herbst auf. Alles in allem leidet das Getreide - während sich Maisbauern freuen dürfen.
Sie hatten in den vergangenen beiden Jahren sehr gute Erträge.
Von den Wetterkapriolen geschwächt werden die Kulturpflanzen leichter zum Opfer von Schädlingen - die von den Landwirten wieder teuer bekämpft werden müssen.
Versuche mit neuen Sorten Kein Wunder, dass mit Sortenversuchen und neuen Züchtungen ständig versucht wird, die Pflanzen den neuen Bedingungen anzupassen. Gleichzeitig suchen die Bauern nach Alternativen zum Bewährten. So wird mit dem Anbau von Körnerleguminosen wie Erbsen, Lupinen oder Sojabohnen experimentiert. Inzwischen gibt es etwa bei Sojabohnen frühe Sorten, die auch bei uns angebaut werden können.
"Um die Abhängigkeit von Sojabohnen-Importen zu verringern, wäre es wünschenswert, hier vor Ort mehr Eiweiß selbst zu produzieren", sagte Ruff.
Doch hängt die Wirtschaftlichkeit bei dieser Pflanze in unserer Region stark vom Wetter ab, das große Ertragsschwankungen verursachen kann. Daher hält sich der Anbau, wie bei anderen Leguminosen, noch in sehr engen Grenzen.
Die Sortenentwicklung hält bei diesen Pflanzen auch nicht Schritt mit der bei Getreide oder Mais, weil eben der Absatz gering ist. Generell richtet sich die Sortenzüchtung inzwischen auf die zu erwartenden Folgen des Klimawandels aus, wie Bernd Angermann vom Amt für Landwirtschaft in Bayreuth deutlich machte. Dazu laufen auch auf Feldern in der Region Versuche, etwa bei Wolfsdorf in der Nähe von Bad Staffelstein.
Beim Abwägen von Ertragseigenschaften, Schädlingsresistenz und Winterhärte etwa, müssen die Landwirte jeder für sich einen Mittelweg finden, so der Fachmann.
Bestimmungen im Pflanzenschutz Vor Krankheiten und Schädlingsbefall sind die Pflanzenbestände auf den Feldern auch bei der geschicktesten Sortenwahl nicht gefeit. Oft muss mit Pflanzenschutzmitteln um den Ertrag gekämpft werden. Dazu gibt es allerdings immer neue rechtliche Bestimmungen, wie Reinhard Ostermeier vom Amt für Landwirtschaft in Bayreuth erklärte. So müssen ab dem Jahr 2015 auch Landwirte, Meister oder Techniker, die eigentlich aufgrund ihrer Ausbildung sachkundig sind, eine einheitliche Bescheinigung zur Sachkundigkeit im Pflanzenschutz vorweisen.
Im Abstand von drei Jahren müssen entsprechende Schulungen besucht werden.
Die Anwendungsbestimmungen und Zulassungen für Pflanzenschutzmittel werden immer umfangreicher. Ein Beispiel seien da etwa immer neue Abstandsvorschriften für die einzelnen Mittel zu Oberflächengewässern. Die Pflicht zu Schulungen soll sichern, dass die Landwirte stets die neuesten Bestimmungen kennen und Verstöße vermieden werden.