Coburg: Petition gegen Mohr im Stadtwappen - Darstellung sei "höchst rassistisch"
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Donnerstag, 25. Juni 2020
Der Mohr im Coburger Stadtwappen sorgt für Ärger. Zwei Frauen fordern in einer Petition den Oberbürgermeister dazu auf, sich davon zu verabschieden.
Angriff auf den Coburger Mohr: Juliane Reuther und Alisha Archie haben eine Petition gegen das Stadtwappen der Stadt Coburg gestartet, das spätestens seit der aktuellen weltweiten Debatte über Rassismus und alltäglicher, systematischer Diskriminierung nicht mehr tragbar sei - heißt es in der Begründung. Mehr als 2000 Unterschriften sammelten die beiden Frauen innerhalb von sechs Tagen über ihre sozialen Netzwerke.
Der Bayerische Rundfunk berichtet darüber in der Abendschau am Dienstag. Die beiden Initiatoren kritisieren in ihrer Petition die Darstellung eines dunkelhäutigen Menschen mit dicken Lippen und großem Ohrring als "ein höchst rassistisches Überbleibsel der Kolonialzeit" (siehe Petition im Wortlaut).
Rassistische Darstellung: Petition gegen Mohr im Coburger Stadtwappen gestartet
Mohrenstraße, Mohren-Apotheke, Mohrenkopf, Mohren-Garde... in Coburg gehört der Mohr in vielfältiger Weise zum Alltag - seit Jahrhunderten, schließlich ist der Coburger Mohr Schutzpatron der Stadt. Doch immer wieder gibt es Stimmen, die den Begriff "Mohr" rassistisch finden und aus dem Sprachgebraucht getilgt sehen wollen.
Einer, der sich intensiv mit dem Coburger Mohr beschäftigt hat, ist Stadtheimatpfleger Hubertus Habel. 2007 hat er über genau dieses Thema promoviert und hält den Coburger Mohr für denkbar ungeeignet, "eine Kolonialismus- beziehungsweise Diskriminierungsdebatte auf seinem Rücken" vom Zaun zu brechen.
Man müsse schon sehr genau hinsehen, wenn man es mit dem "Phänomen Schwarz in Deutschland" zu tun habe, sagt Habel 2018 in einem Gespräch mit dem Tageblatt - sowohl in gegenwärtiger wie auch in historischer Hinsicht. "Der Coburger Mohr hat mit Kolonialismus überhaupt nichts zu tun. Wenn man es auf den Punkt bringt, ist er eher ein ausdrückliches Phänomen der Hochachtung."
Stadt verweist auf geschichtlichen Hintergrund des heiligen Mauritius
Die Menschen sollten einfach akzeptieren, so findet Habel, dass die Figur einen christlichen Heiligen darstelle, der Maure war. Und weil man damals nicht gewusst habe, wie Mauren tatsächlich aussahen, sei der nordafrikanische Maure eben stereotyp als Afrikaner dargestellt worden. Versuche, die Bezeichnung "Coburger Mohr", die Darstellung im Stadtwappen oder Namen wie "Mohren-Apotheke" als Diskriminierung von Afrikanern darzustellen, bezeichnet Habel als "historische Fastenspeisen". Die geschichtliche Untersuchung, wie er sie in seiner Dissertation vorgenommen hat, zeige ganz klar, dass es sich vielmehr "um einen Akt der Hochachtung" handle.
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Da sich Oberbürgermeister Dominik Sauerteig am Dienstag in einer mehrstündigen Regiomed-Sitzung befand, kommentierte Zweiter Bürgermeister Hans-Herbert Hartan die Petiotion. Er nannte sie mehrmals "völlig sinnfrei" und verwies auf den geschichtlichen Hintergrund.