Norbert Kastner: "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung"

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Norbert Kastner am Montagnachmittag am Tisch der Regimentsstube im Coburger Rathaus. Vor 23 Jahren und knapp sieben Monaten hat er dort das erste Mal eine Sitzung geleitet - als damals jüngster OB in Deutschland. Nun beginnt für ihn die Runde der letzten Male: Er wird zur Wahl 2014 nicht mehr antreten. Seine Amtszeit endet am 30. April. Foto: Oliver Schmidt
Norbert Kastner am Montagnachmittag am Tisch der Regimentsstube im Coburger Rathaus. Vor 23 Jahren und knapp sieben Monaten hat er dort das erste Mal eine Sitzung geleitet - als damals jüngster OB in Deutschland. Nun beginnt für ihn die Runde der letzten Male: Er wird zur Wahl 2014 nicht mehr antreten. Seine Amtszeit endet am 30. April. Foto: Oliver Schmidt

Aber Schluss ist für ihn erst am 30. April kommenden Jahres: Norbert Kastner will in seinen letzten Monaten als Coburger Oberbürgermeister noch einiges für die Stadt erreichen, sagt er.

Er hätte die Pressekonferenz am späten Nachmittag auch wegen seines Münchner Termins am Montag einberufen können. Kastner war beim Kunstministerium wegen des Landestheaters. "Ich gehe davon aus, dass am Sonntag ein provisorischer Spielbetrieb im Landestheater stattfinden kann", sagt er zu Beginn des Gesprächs. Außerdem habe er mit dem neuen Staatssekretär Bernd Sibler (CSU) vereinbart, dass es zu Beginn des nächsten Jahres verbindliche Gespräche über eine Theatersanierung geben solle - und auch um die Frage, ob im Zuge der Sanierung auch gleich Erweiterungsbauten für das Theater entstehen oder nicht.

Schon allein das wäre genug Stoff gewesen.
Aber der Satz, auf den die zwölf Journalisten und Kameraleute warten, fällt erst danach: "Ich stehe für eine erneute Amtszeit nicht zur Verfügung." Kastner muss diesen Satz an diesem Tag sagen: Um 18 Uhr am Montag tagt der Vorstand des SPD-Stadtverbands mit den Stadtratskandidaten. Es geht um die Liste - und es geht darum, ob Norbert Kastner als OB-Kandidat auf Platz 1 gesetzt wird.
Wohl nicht. Schon im Frühjahr habe er allen in der Partei stets gesagt, dass er sich noch nicht entschieden habe, betont der Noch-OB. Entschieden für eine fünfte Amtszeit, entschieden für weitere sechs Mal Rathaussturm der Narren und Weihnachtsmarkteröffnung, für weitere sechs Mal Pfingstkongress des Coburger Convents und Schützenauszug.

Er will das nicht mehr. Die Weihnachtsmarkteröffnung am Freitag wird seine letzte sein - über allem wird jetzt ein Hauch von Abschied liegen. Das aber schiebt er beiseite: "Ich habe noch jede Menge Arbeit und viele offene Baustellen", sagt Kastner und zählt auf, was er alles noch schaffen will: Eine Lösung für die Sanierung des Landestheaters unter Dach und Fach bringen, eine vernünftige und zukunftssichernde Struktur des Klinikverbundes Regiomed hinkriegen, die Vorauswahl für einen Nachfolger des SÜC-Geschäftsführers mit treffen (Götz-Ulrich Luttenberger hört im Laufe des Jahres 2014 auf), wichtige anstehende Personalentscheidungen in der Stadtverwaltung fällen.


"Reflexhafte Reaktionen"

Auch das Thema Gewerbesteuererhöhung wird voraussichtlich noch in seine Amtszeit fallen - die Haushaltsberatungen seien für den März vorgesehen, in der ersten Sitzung nach der Kommunalwahl am 16. März, sagt er. Dann steht zwar schon fest, wie die Kräfteverhältnisse für den neuen Stadtrat aussehen werden, aber es ist noch nicht sicher, ob dann auch schon ein Oberbürgermeister gewählt ist: Bei inzwischen vier Kandidaten ist eine Stichwahl nicht unwahrscheinlich. Die wäre dann am 30. März.

Kastner hatte erst vor gut einer Woche bekräftigt, dass die Stadt seiner Ansicht nach um eine Erhöhung des Gewerbesteuerhebesatzes nicht herumkomme. Der liegt derzeit bei 275 Prozent. Die IHK, namentlich ihr Präsident (und CSU-Stadtrat) Friedrich Herdan hatte schon vor einer Steuererhöhung gewarnt - "reflexhaft", wie Kastner kritisiert. Er hätte sich von den Unternehmen "ein bisschen mehr Zurückhaltung" erwartet. Schließlich habe die Stadt die Gewerbesteuer in guten Zeiten auch für die Unternehmen gesenkt.


Vereinbarung eingehalten

Einen Vorschlag für seine Nachfolge? Das nimmt er sich nicht raus: Er biete seinen Rat und seine Hilfe im Wahlkampf an, sagt er. Seine Entscheidung, ob er noch mal antritt, hat er zwar nicht einsam getroffen, aber eben auch nicht im Kreis der Partei. Er habe sich an die Vereinbarung gehalten, sich bis zum 30. November zu erklären, sagt er. Am Samstag, den 30., will die SPD die Stadtratsliste zusammenstellen.

In den vergangenen Jahren hatten die beiden Norberts Kastner und Tessmer gewichtige Worte mitzureden bei der Frage, wer welchen Listenplatz erhält. Doch viele der Kandidaten, die 2014 antreten sollten, erfahren erst kurz vor der Sitzung, dass einer ihrer Spitzenmänner nicht mehr dabei sein wird. Von einer "allgemeinen Sprachlosigkeit" im Vorfeld der Sitzung spricht am frühen Abend SPD-Stadtverbandsvorsitzender Stefan Leistner. Martin Ruggaber, Vorsitzender des Ortsvereins Mitte, reagiert per SMS:"Ich bin geschockt, obwohl ich es fast befürchtet habe. Danke für seine Leistung für unsere Stadt. Respekt vor seiner Entscheidung. Er wird immer mein Oberbürgermeister und Freund bleiben. Jetzt gilt es, die Ärmel hochzukrempeln."

Das Thema OB-Kandidat habe nicht auf der Tagesordnung der Sitzung gestanden, räumt Fraktionsvorsitzender Thomas Nowak ein. "Andere Namen außer Norbert Tessmer gibt's bis jetzt noch nicht", sagt Thomas Rausch, der neue Unterbezirksvorsitzende. "Aber der muss ja auch wollen."