Nina Scheidmantel beeindruckt bei ihrem künstlerischen Heimspiel in Coburg

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Nina ScheidmantelFoto: PR
Nina ScheidmantelFoto: PR

Wie die aus der Region stammende junge Pianistin beim Re-Start der Konzertsaison auf Einladung der Coburger Musikfreunde das Publikum in Bann zieht.

Endlich, nach vielen Monaten und notwendigen Verschiebungen wegen der Corona-Pandemie konnten auch die Musikfreunde wieder - wenn auch mit gewissen Einschränkungen - ins Konzertleben zurückkehren. Den Anfang machte die junge Coburger Pianistin mit deutsch-chinesischen Wurzeln Nina Scheidmantel, die in der Reihe Piano spezial bei der Gesellschaft der Musikfreunde ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Liszt, Schumann und Beethoven darbot, für deren meisterhafte Interpretation sie lebhaften Beifall erhielt.

Hohe Begabung, ausdauernder Fleiß

Der Weg zur Konzertreife ist mühsam. So manches Vergnügen oder süßes Nichtstun muss sich der werdende Künstler, die werdende Künstlerin versagen, um sich in immer weiter zu entwickeln. Nina Scheidmantel hat dank hoher Begabung, ausdauerndem Fleiß und vorzüglicher Lehrer schon einen beachtlichen Standard erreicht. Davon konnten sich die zahlreich erschienenen Musikfreunde am Mittsommertag im Kongresshaus durchaus überzeugen. Welch halsbrecherisches Programm mit einem Liszt-Stück, zwei Schumann-Zyklen und der mörderischen Beethoven-Appassionata. Romantik und Klassik also, mit Fokus Schumann.

Nina Scheidmantel begann mit dem stimmungsvollen Klavierstück "Les Cloches de Genève" aus dem Zyklus "Annèes de pèlerinage" von Franz Liszt, einem melodie- und modulationsfreudigen Nocturne, vorwiegend lyrisch, aber auch mit machtvollen Steigerungen versehen. Die Pianistin überzeugte hierbei mit sensiblem, aber auch mit kraftvollem Anschlag, der in den organisch angelegten Steigerungen bestens zur Geltung kam.

Mit virtuoser Treffsicherheit

Eine diffizile Aufgabe hatte sich die Pianistin mit den 12 tanzartigen Miniaturen "Papillons" verschiedenen Charakters von Robert Schumann gestellt. Hier waren sowohl differenzierter Anschlag als auch virtuose Treffsicherheit verlangt, die dank ihrer überlegenen Wiedergabe stets restlos überzeugten.

Eine der berühmtesten Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven ist die "Appassionata" f-Moll. Sie passte programmatisch zu dem gerade laufenden Zyklus sämtlicher Klaviersonaten des Meisters bei den Musikfreunden, der heuer noch seinen Abschluss finden soll. Nina Scheidmantel gelang eine reife Interpretation dieses Gipfelwerks der Klavierliteratur mit einem spannungsreich dargebotenen Kopfsatz, einem ausdrucksvoll musizierten Variationssatz und einem hochvirtuosen Finale mit atemberaubender Coda. Begeisterter Beifall von den Zuhörern.

Nach der kurzen Pause bildete ein weiterer Schumann-Zyklus den krönenden Abschluss: "Kreisleriana" nach E.T.A. Hoffmann, acht stark kontrastierende Stücke, pianistisch dankbar, aber zum Teil recht anspruchsvoll. Nina Scheidmantel bot eine gefühlvolle, tiefsinnige wie treffsichere und temperamentvolle Wiedergabe dieser exzentrischen Stücke, hatte am Ende dieses anstrengenden Programms aber schon etwas mit der Konzentration zu kämpfen.

Franz Liszt als Zugabe

Nach anhaltendem Beifall gab es natürlich noch eine Zugabe, die mit dem "Geklingel" von Liszts "Wasserspiele" wieder zum Anfang des Konzerts zurückführte, man sich aber nach dem "wilden" Schumann doch lieber noch einen "zahmen" (und sei es die "Träumerei") gewünscht hätte.