Neustadt erinnert an Vorkämpfer für den Anschluss an Bayern

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So sieht es jetzt in der Klinglerstraße in Neustadt aus.
So sieht es jetzt in der Klinglerstraße in Neustadt aus.
Jochen Berger
Blick in die Klinglerstraße in Neustadt im Jahr 1983. Die Straße wurde Ende der 1970er Jahre im Neubaugebiet an der Ketschenbacher Straße angelegt.
Blick in die Klinglerstraße in Neustadt im Jahr 1983. Die Straße wurde  Ende der 1970er Jahre im Neubaugebiet an der Ketschenbacher Straße angelegt.
CT-Archiv
Klinglerstraße in NeustadtFoto: Jochen Berger
Klinglerstraße in NeustadtFoto: Jochen Berger
 

Warum die Stadt Neustadt mit der Benennung einer Straße seit 1979 an Franz Klingler und seine Verdienste erinnert.

Viele Staßennamen in Neustadt erzählen von der Geschichte des Coburger Landes. Das gilt nicht nur für jene Straßen, die auf Mitglieder des Coburger Herzogshauses verweisen. Vertreten sind vielmehr auch bedeutsame Politiker, die die Geschicke der Region maßgeblich beeinflusst haben. Zu ihnen gehört Franz Klinger, der zu den bedeutsamsten Sozialdemokraten im Coburger Land in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt. Gemeinsam mit Geheimrat Max Oscar Arnold gilt Klingler als einer der Väter des Anschlusses des Freistaates Coburg an Bayern im Jahr 1920.

Geboren wurde Franz Klingler im Mai 1875 im schwäbischen Oettingen. Nach einer kaufmännischen Lehre setzte sich Klingler schon frühzeitig mit politischen Themen auseinander. Nachdem er 1908 nach Coburg übersiedelte, wurde er 1912 zum Chefredakteur der SPD-Parteizeitung, des "Coburger Volksblattes", berufen. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm Klingler seine Tätigkeit als Chefredakteur wieder auf - bis zum Jahr 1933.

Noch im Februar 1933 und damit kurz vor der sogenannten Machtübernahme der NSDAP warnte Klingler eindringlich vor den Folgen: "Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!" Damals war Klingler, auch vom politischen Kampf gezeichnet, bereits schwer erkrankt. Im Frühjahr wurde er in Coburger Krankenhaus gebracht. Nach schwerem Leiden verstarb er am 15. Juli 1933 - 13 Jahre nach dem offiziellen Anschluss Coburgs an Bayern.

Zu diesem Anschluss hatte Klingler als Mitglied der Coburger Landesversammlung tatkräftig beigetragen. Gemeinsam mit Geheimrat Max Oscar Arnold führte Klingler im Vorfeld als Staatsrat die Verhandlungen mit den Regierungen von Bayern und Thüringen. Klingler profilierte sich dabei als entschiedener Verfechter des Anschlusses an Bayern. Die Gründe dafür lagen aus Klinglers Sicht auf der Hand. Schließlich war Bayern das größere Land, dem dem Freistaat Coburg mehr Vorteile zu bieten hatte.

Kämpfer gegen die NSDAP

Eine ganz gewichtige Rolle spielte das Thema Ernährung. Denn Coburg war damals als Überschussgebiet in der Fettproduktion verpflichtet, Nahrungsmittel nach Thüringen und Sachsen zu liefern. die Situation in Bayern war in dieser Hinsicht jedoch völlig anders. Denn als Agrarstaat mit ausgedehnten landwirtschaftlichen Gebieten war Bayern in dieser Hinsicht autark und nicht auf Lebensmittellieferungen angewiesen.

Allerdings gab es in jener Zeit auch Bedenken gegenüber Bayern. Schließlich besitze die Bevölkerung Thüringens konfessionell einen gemeinsamen Nenner mit Coburg, hieß es im Vorfeld der Entscheidung. Doch das Ergebnis der Abstimmung vom 30. November 1919 gab Klinger schließlich Recht. Die große Mehrheit votierte schließlich für Bayern.

Damit freilich erschöpfte sich das politische Wirken Franz Klinglers keineswegs. Als Mitglied des Bayerischen Landtags engagierte sich Klingler in den 1920er Jahren sehr für die Belange der Coburger Landesstiftung.

Nicht zuletzt aber bewies er politische Weitsicht und warnte ebenso frühzeitig und nachdrücklich wie letztlich jedoch vergeblich vor den Gefahren durch das Erstarken der Nationalsozialisten.