Druckartikel: Neustadt: Beliebter Postbote hat letzten Arbeitstag - Kollegen bereiten ihm rührenden Abschied

Neustadt: Beliebter Postbote hat letzten Arbeitstag - Kollegen bereiten ihm rührenden Abschied


Autor: Isabel Schaffner

Neustadt bei Coburg, Mittwoch, 12. Oktober 2022

Der 65-jährige Neustadter Peter Höhn blickt auf ein 50 Jahre langes Arbeitsleben bei der Post zurück. Seine Kollegen und Kunden bereiteten ihm einen emotionalen letzten Tag.
Peter Höhn aus Neustadt war mit Leib und Seele Postbote. Mit 15 Jahren begann bereits seine Karriere.


"Er ist eine Institution", soll ihm eine vorherige Chefin einmal gesagt haben. Im Gespräch mit inFranken.de erinnert sich Peter Höhn, der in Neustadt bei Coburg geboren wurde, an seine Zeit als Postbeamter und seinen letzten Arbeitstag

"Es war sehr rührend", sagt er.

Neustadter Postbeamter nach 50 Jahren in Pension - "Peters letzte Tour"

"Ich war 50 Jahre lang bei der Post. Ich habe alles durchlebt", antwortet er auf die Frage, wie sein Berufsalltag ausgesehen habe. "Es gab natürlich Höhen und Tiefen, aber ich habe es mit Herz und Seele gemacht." Er sei für "Neustadter Terrain" zuständig gewesen und habe die Post zuletzt von der Zentrale in Sonneberg aus verteilt. Am 26. August 2022 sei schließlich sein letzter Arbeitstag gewesen.

Video:




"Mein Auto wurde geschmückt", erinnert sich der 65-Jährige. Um die Worte "Peters letzte Tour" habe die Sonneberger Kollegenschaft - deren Herzlichkeit er allgemein sehr geschätzt habe - auf einem Laken unterschrieben. "Zwei von ihnen haben dann noch Posaune gespielt. Es war sehr rührend." Auch Essensgutscheine habe er von Postkund*innen bekommen. "Ich besuche die Leute manchmal oder sehe sie beim Einkaufen oder zufällig." So breche der Kontakt nicht vollkommen ab.

Insgesamt sei Höhn über die Jahre hinweg zufrieden mit der Post als Arbeitgeber gewesen. Darüber hinaus habe er den Kontakt zu Menschen und die Bewegung geschätzt. "Es war immer lustig", resümiert er. Die "Liebe und Zuneigung" der Kundschaft habe vor allem während so manchen persönlichen Sorgen gutgetan.

Mit 15 Jahren erfolgreich beworben - "war mein Traum"

Nach dem absolvierten Hauptschulabschluss, welcher damals wertvoller gewesen sei, als heute, habe er mit 15 Jahren nur eine einzige Bewerbung verschickt. "Mein Traum war es, bei der Post zu arbeiten." Dieser sei 1972 tatsächlich wahr geworden. Bis 1975 habe er seine Ausbildung absolviert und sei zunächst als Briefzusteller mit dem Fahrrad in Coburg unterwegs gewesen.

"Nach 15 Monaten bei der Bundeswehr war ich in der Eilzustellung tätig und seit 1981 fuhr ich mit dem Auto in Neustadt Pakete aus", fasst er zusammen. Später habe er von Sonneberg aus die Post sortiert und sie nach Neustadt gebracht. "Ich hatte seit 1996 einen Landzustellbezirk inne." Um seine Kundschaft auf sich aufmerksam zu machen, habe er hin und wieder gehupt. "Das ging aber nur auf dem Land", lacht er.

Noch komplexer sei sein Job durch eine Teamleiterfunktion von 1996 bis 2015 geworden. "Ich habe delegiert und gleichzeitig zugestellt. Ich war sehr ausgelastet", doch nicht überfordert, wie er betont. 

"Mich interessiert nicht, wer von wem Post kriegt"

Essenziell für den Beruf des Postboten sei die Verschwiegenheit: Ob blauer Brief oder Strafbefehl - das bleibe unter Verschluss. "Man hat ja einen Amtseid abgeleistet. Erstens gehört es sich nicht und zweitens dürfen wir nichts weitergeben", sagt er vehement. "Mich interessiert es auch gar nicht, wer von wem Post kriegt. Man darf bei dem Job nicht sehr neugierig sein."

Nach 50 Jahren Arbeit stehe ihm seine Zeit, neben familiären Verpflichtungen, nun frei zur Verfügung. Langweilig sei es noch nicht geworden. "Ich will vielleicht noch Spanisch lernen und ansonsten im Garten arbeiten, Fitness treiben oder reisen", so Peter Höhns Pläne für seine neue Zukunft als Post-Pensionär. 

Auch interessant: In Neustadt kursieren Schließungsgerüchte zu einer Bäckerei. Diese wehrt sich jetzt dagegen.