Ein kreativer Auftritt bei der am Mittwoch beginnenden Spielwarenmesse ist auch für viele Firmen aus dem Coburger Land wichtig - aber nicht immer das Wichtigste.
Walter Hofmann ist zuversichtlich: "Mit Baby Born sind wir für die Zukunft gut aufgestellt!" Zumal sich diese Puppe in der "interaktiven Version" bereits im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft "exzellent" verkauft habe und nun auch noch weiteres, "interaktives Zubehör" erhalte. "Es gibt ja schon das Pferd, die Küche, das Cabriolet und den Scooter", erklärt Walter Hofmann, der bei der Rödentaler Firma Zapf Bereichsleiter für Marketing und Produktentwicklung ist. "Und bei der Spielwarenmesse präsentieren wir jetzt ganz neu auch eine interaktive Toilette!"
Ja, es klingt schon irgendwie lustig, wenn Walter Hofmann beschreibt, wie diese Toilette sowohl "Pipi"- als auch "Pups"-Geräusche erzeugen oder auch mal spontan Beifall ertönen lassen kann, wenn der Puppe "das Geschäft" gelungen ist. Doch letztlich steckt hinter dieser Spielerei natürlich ein knallhartes Geschäft - es geht um Umsatz, Gewinn, Zukunft. Gerade für die Firma Zapf, die seit einiger Zeit nun schon mit Umsatzrückgängen zu kämpfen hat. Doch Walter Hofmann sieht das Unternehmen gut aufgestellt, und zwar nicht nur dank der in Deutschland so erfolgreichen "Baby Born"-Linie. Da gebe es ja zum Beispiel auch noch "Baby Annabell", eine elektronische Puppe, die vor allem in Großbritannien sehr erfolgreich ist. Auch von ihr wird es pünktlich zur am Mittwoch in Nürnberg beginnende Messe einiges an neuem Zubehör zu sehen geben.
Pepper, Minka, Zoe oder auch Russell heißen die aktuellen Stars bei Heunec - dabei handelt es sich allesamt um Figuren aus der Fernsehserie "My littlest Pet Shop". "Wir haben in der Branche inzwischen einen sehr guten Ruf", erklärt Geschäftsführer Heinz Dransfeld. Deshalb werde man oft sogar direkt angesprochen, ob man die Lizenzen für bestimmte Figuren haben wolle. Das Sandmännchen, Janoschs Tigerente oder auch der Paddingtonbär werden ja ebenfalls von Heunec in Plüsch verwandelt. Die wichtigsten Kontakte werden laut Heinz Dransfeld meist beim "Tag der Lizenzen" geknüpft, der alljährlich vom Verband Lima veranstaltet wird.
Ein zweiter sehr wichtiger Termin sei demnach noch die jährliche "Lima-Gala". Und welche Rolle spielt dann überhaupt noch die Spielwarenmesse? "Auch eine sehr wichtige", betont Heinz Dransfeld, "wir können zeigen, was wir in den vergangenen Monaten neu erworben und gemacht haben!" In diesem Jahr werden das zum Beispiel noch der grüne, tanzende Gummibär sein, der vor allem durch ein Videofilmchen auf Youtube berühmt geworden ist, sowie Bob, der Baumeister, den es jetzt ebenso wie einige seiner Baufahrzeuge - dank Heunec - tatsächlich auch in Plüsch gibt. "Wir sind inzwischen ein Vollsortimenter in Plüsch", sagt Heinz Dransfeld; die Firma, die am Standort Neustadt immerhin 30 Mitarbeiter beschäftigt, zähle inzwischen zu den "Top 4" der Branche. Und: Es werde nach wie vor auch in Neustadt produziert.
Einen ganz anderen Stellenwert hat die Spielwarenmesse für die Firma Festartikel Müller. "Für unsere Branche ist der Zeitpunkt extrem ungünstig", sagt Juniorchef Maximilian Müller. Mit etwaigen Neuheiten wäre man für die aktuelle Faschingssaison viel zu spät dran - und für die Planung der nächsten Saison ist es fast noch zu früh. Das Neustadter Unternehmen hat deshalb längst andere Wege gesucht (und gefunden), potenzielle Großkunden anzusprechen. "Wir verschicken regelmäßig per Mail Newsletter", erklärt Maximilian Müller, "das funktioniert sogar kurzfristig, ist günstig - und kommt bislang gut an." Auf der Spielwarenmesse sei man aber dennoch präsent, allerdings steht dabei laut Maximilian Müller eher die Kontaktpflege im Vordergrund, neudeutsch auch "Networking" genannt.
Geschäft mit der Biene brummt Der große Renner in der Kostümbranche ist übrigens seit nunmehr schon seit zwei Jahren die Biene - "und das bei Männern, Frauen und Kindern", wie Maximilian Müller erzählt. "Wir kommen mit der Produktion kaum nach!" Außerdem voll im Trend sind Marienkäfer. Und: Piraten und Cowboys sind nach ein paar Jahren Flaute langsam wieder im Kommen.
Für Haba aus Bad Rodach ist die Spielwarenmesse der Auftakt ins Jubiläumsjahr; das Unternehmen feiert heuer sein 75-jähriges Bestehen. In Nürnberg wird etwa das neue Familienspiel "Bennis bunte Blumen" präsentiert. Spielidee ist, einen Blumengarten anzupflanzen. Bereits bei der Auswahl des Samens ist Geschick gefragt, und dann muss natürlich noch richtig gegossen werden.
Während das Spiel für Kinder ab vier Jahre gedacht ist, richten sich einige neue Puppen aus dem Haba-Sortiment an Neugeborene. Besonderer Clou bei den sogenannten "Kuschelpuppen" namens Mirle, Mirli und Miro: Sie sind jeweils in einer Dose verpackt. Haba will damit auch ganz gezielt Kunden ansprechen, die ein Geschenk für ein Neugeborenes suchen. Ebenfalls ungewöhnlich sind die eher dezenten Farben. Wo früher auf Knalliges gesetzt wurde, wird nunmehr eine andere Strategie verfolgt. "Die reduzierte Farbigkeit wirkt beruhigend auf die Kleinen", erklärt Haba.
Etwas Beruhigung - das würden sich die meisten Firmen für die Zeit nach der anstrengenden Messe wahrscheinlich wünschen. Doch Verschnaufpausen gibt's nicht. Bei Zapf zum Beispiel steht bereits fest, dass im zweiten Halbjahr das nächste interaktive Zubehör für "Baby Born" auf den Markt kommt und kräftig beworben wird: eine Badewanne mit Licheffekten und Plätschergeräuschen.