"Großstadtfeeling": Was Coburgs neues Café einzigartig macht

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Florian Kirchner eröffnet im März in der Mohrenstraße 27 ein neues Cafe.
Florian Kirchner eröffnet im März in der Mohrenstraße 27 ein neues Cafe.
Foto: Franziska Porzelt

Ein neues Café? Jetzt? Mit einem speziellen Konzept möchte Florian Kirchner der Pandemie trotzen und Großstadtfeeling nach Coburg bringen.

Die Corona Pandemie hat der Gastronomie schwer zugesetzt. Umsatzeinbußen, Personalmangel und Lockdown. Laut einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) , an dem sich 7039 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland beteiligten, haben 58,6 Prozent Angst um die Zukunft ihres Betriebes. Für das Jahr 2022 wird auch eine steigende Zahl von Insolvenzanträgen erwartet. Keine gute Zeit, um ein Gaststättengewerbe zu eröffnen.Florian Kirchner will es trotzdem oder gerade deswegen versuchen. Im März startet er mit der Möhre 27 seinen Traum vom eigenen Café in der Innenstadt von Coburg.

Vor 16 Jahren kam der gebürtige Unterfranke durch den Handball nach Coburg, war Profisportler beim HSC, bevor er Informatiker wurde. Nun will er die Mohrenstraße beleben: mit einem frischen Konzept und neuen Ideen. Eigentlich hatte Florian Kirchner nie vor selbstständig zu werden. An ein eigenes Café dachte er schon gar nicht. "Aktiv gesucht habe ich nie. Aber der Laden hat mich irgendwie angezogen." Schon seit fast zwei Jahren steht der Laden in der Mohrenstraße 27 leer. Früher war hier der Verkauf des weltberühmten Goebel Porzellan, danach ein Geschäft für Outdoorbekleidung, das während der Corona-Pandemie schließen musste. Auf dem Weg zur Arbeit ging Florian Kirchner jeden Tag dort vorbei. Und dachte jedes Mal: "Das ist der perfekte Platz zum Kaffee trinken."

So fingen die Spinnereien im Kopf an. In München, beim Besuch eines Freundes, wurde aus der Spinnerei schließlich eine konkrete Idee. Das Konzept: Ein Café mit gesunder Küche und regionalen, fairen Produkten. Perfekt zum Freunde treffen oder fürs mobile Arbeiten.

Großstadtfeeling in Coburg

Mit fair gehandeltem Kaffee, vegetarischem und veganem Essen möchte Florian Kirchner Großstadtfeeling nach Coburg bringen. Sein Rezept, das zum Erfolg führen soll: Einen gemütlichen Platz zum Arbeiten und Freunde treffen. Es soll für jeden passen, der nach der Corona Pandemie wieder raus aus den eigenen vier Wänden möchte. Für die ausgedehnte Mittagspause stehen den Kunden eine Auswahl an Bowles zur Verfügung. Wer die mobile Arbeit in der Möhre 27 verbringen möchte, der findet an jedem Platz eine eigene Steckdose und kostenfreies Wlan. "Ich möchte, dass sich die Leute hier wohlfühlen und in Ruhe arbeiten können. So eine Location fehlt zur Zeit in Coburg. Ich hoffe damit kann ich punkten."

Um eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen, ist die Möhre 27 in zwei Bereiche aufgeteilt. Im Eingangsbereich gibt es Barhocker und Sitzgelegenheiten für den Durchgangsverkehr. Im hinteren Bereich stehen Tischgruppen bereit, die zum Verweilen und ungestörten Arbeiten einladen. Auch eine barrierefreie Sitzgelegenheit und eine Kinderspielecke sind geplant. Ein ganz besonderer Platz ist aber der kleine Kaffeegarten hinter dem Haus. Ruhig gelegen, säumen Efeuranken die Wände und machen schon mal Lust auf gemütliche Sommerabende.

Keine Angst vor Corona

Den Mietvertrag unterschrieb Florian Kirchner mitten im Lockdown. "Einige haben mich schon gefragt, ob ich verrückt bin. Aber das hat mich von meiner Idee nicht abbringen können." Ein knappes halbes Jahr später ist es soweit. Angst hat der gelernte Informatiker nicht: "Wir konnten das Konzept von Anfang an auf die Pandemie ausrichten und die Situation kann, denke ich, nur besser werden. Wir dürfen uns einfach nicht zu viele Gedanken darüber machen." Unter der Woche soll das Café nur bis in die frühen Abendstunden geöffnet sein, eine mögliche Sperrstunde würde Florian Kirchner so nicht betreffen. Mehr Kopfzerbrechen machte ihm das Gebäude. Der Rohbau des Ladens war schlechter als gedacht. Elektrik musste neu verlegt werden und auch bei den Wänden gab es Probleme: "Spachteln, schleifen und streichen hat uns mehr Zeit gekostet, als gedacht, und war ein ganz schöner Kraftakt."

Von Personalmangel keine Spur

Überraschend war für Florian Kirchner die Personalsuche. In der Gastronomie fehlen zurzeit Fachkräfte. Das bayerische Landesamt für Statistik verzeichnete im Februar 2022 einen Rückgang von 8,8 Prozent der Beschäftigten. Für Florian Kirchner war das jedoch kaum ein Problem. Mit einem Aushang am noch leeren Laden und über Instagram schaltete er die Stellenanzeigen. Vor allem, weil er noch wenig Erfahrung in der Gastronomie hat, benötigte er erfahrene Fachkräfte. Das Konzept kam an, die Stellen waren schnell besetzt. Auch ein ausgebildeter Barista verstärkt das Team. "Ich freue mich, von ihm lernen zu können. Er bringt als gebürtiger Syrer eine ganz andere Kaffeekultur mit."