Der Landkreis bezieht Stellung gegen den neuen Netzausbauplan, der weitere Korridore für die Region enthält.
Die Bundesregierung will Stromtrassen durch Deutschland und sie will sie schnell. Daran lässt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) keinen Zweifel. Der jetzt vorgelegte Entwurf des Netzentwicklungsplanes 2030 spiegelt den politischen Ausbauwillen wider. Daher lehnt der Landkreis Coburg diesen Plan kategorisch ab, wie Landrat Sebastian Straubel (CSU) am Freitag betonte.
Noch bis Montag läuft das Konsultationsverfahren, zu dem der Landkreis eine Stellungnahme abgegeben hat - in Abstimmung mit allen 17 Kommunen des Coburger Landes, wie Sebastian Straubel ausdrücklich betont: "Wir lassen uns da nicht auseinander dividieren", betont er die Geschlossenheit unabhängig von drohenden Trassenvarianten. Diese reichen von der P44 von Schalkau über Lautertaler und Bad Rodacher Gebiet in Richtung Grafenrheinfeld bis zu zwei Varianten der P44 mod mit entweder neuen Masten für die gerade erst in Betrieb genommene Trasse oder einer weiteren Trasse daneben.
Die Stellungnahme enthält zehn als "unverrückbar" bezeichnete Positionen des Landkreises. Überbündelung, mangelnde Rücksicht auf die Bevölkerung, überdimensionierter Netzausbau, finanzpolitischer Irrsinn, Empfindlichkeit für Terror und Gewalt durch die Bündelung, Einschnitte in die Planungshoheit und Entwicklungsfähigkeit der Kommunen, negative Auswirkungen auf die touristische Entwicklung der Region, Schäden für Flora und Fauna und für die Landkreisbürger gehören zu den Einwänden des Landkreises.
"Was wir jetzt sehen, das ist die Wunschvorstellung der Netzbetreiber", sagt stellvertretender Landrat Christian Gunsenheimer (FW) mit Blick auf den Netzentwicklungsplan. Er widerspricht der seitens der Regierung betonten Notwendigkeit für den Netzausbau und fordert, lieber den Strom dort zu erzeugen, wo er benötigt wird.
Argumente vorbringen
Der "Wunschvorstellung" gelte es, mit stichhaltigen Argumenten etwas entgegen zu setzen. Mit Verwunderung reagierte Gunsenheimer darauf, dass im Nachbarbundesland Thüringen gerade von den zuständigen Ministerien die Notwendigkeit der Trassen anerkannt wurde. Gleichzeitig sprach sich Thüringens Infrastrukturministerin Birgit Keller (Die Linke) für die Trassenvariante P44 mod aus, die - anders als die P44 - praktisch nicht auf thüringer Gebiet verläuft, sondern als ertüchtigte oder neu gebaute Trasse beim Übergabepunkt nahe dem Froschgrundsee durch Franken führt.
Der Landkreis sieht sich im einigen Schulterschluss aller Kommunen, wenn er gegen beide Korridore ins Feld zieht. Die P44 mod wäre eine erheblich größere Belastung für die Bürger entlang der bereits bestehenden Leitung. Dabei sei es gleich, ob sie die vorhandenen Masten durch größere ersetzt oder daneben neue gebaut würden.
Zur P44 sagte Bad Rodachs Bürgermeister Tobias Ehrlicher (SPD): "Gerade hat der Heilbäderverband uns empfohlen, den Waldtourismus verstärkt auszubauen. Mit so einer neuen Trasse wird das schwierig."