Während die Ermittlungen laufen, herrscht rund ums Alte Schützenhaus eine seltsame Stimmung. Nachbarn erinnern sich - und zwei Arbeiter bekommen einen Schrecken.
"Hast schon gehört? In Coburg wurd' eine Frau erschossen!" Die zwei Arbeiter, die Montag früh auf dem Weg von Altenkunstadt nach Coburg sind, reden also über das, über das am Montagmorgen alle reden - allerdings ohne zunächst zu wissen, dass sie fast so etwas wie eine Nebenrolle in diesem mysteriösen Fall spielen. Erst als die zwei Arbeiter schließlich dort ankommen, wo sie seit vergangenem Donnerstag mit dem Verlegen und der Installation eines neuen und stärkeren Stromanschlusses beschäftigt sind, wird ihnen plötzlich die Dramatik bewusst: "Oh Gott, das mit der Frau ist ja hier passiert!" Hier, am Alten Schützenhaus im Coburger Weichengereuth.
"Am letzten Freitag habe ich noch mit dem Herrn S. gesprochen", berichtet der eine Arbeiter. Der Mann habe wissen wollen, wie lange es denn dauern würde mit den Arbeiten am Stromanschluss.
"Ich habe gesagt, dass wir bis Ende übernächste Woche fertig sein müssten", erinnert sich der Arbeiter. Inzwischen liegt der 55-Jährige schwerverletzt im Krankenhaus; seine 44 Jahre alte Frau ist tot, sie starb an einem Schuss am späten Samstagabend.
Szenenwechsel; die kleine Stichstraße, die zu einigen Wohnblocks oberhalb des Alten Schützenhauses führt: Ein Mann steht vor den parkenden Autos, in der Hand einen Besen, und beobachtet, wer da heute so alles am Tatort vorbeikommt.
"Das war ein nettes Paar" Etliche Fotografen, ein Kamerateam, ein paar Schaulustige - und natürlich erneut die Polizei. Mehrere Stunden lang sind Mitarbeiter der Spurensicherung am Montagvormittag im Haus beschäftigt. Ob sie etwas gefunden haben, was zur Aufklärung des Falls beitragen kann? Man weiß es nicht. Noch nicht.
Zumindest dringt noch nichts Offizielles nach draußen.
Eine Frau gesellt sich zu dem Mann mit dem Besen: "Das war ein nettes Paar", erzählt sie und meint den 55-Jährigen und dessen Frau. "Aber wir haben am Samstagabend nichts gehört und nichts gesehen", stellt daraufhin der Mann fest und verschwindet in Richtung der Wohnblocks. Auf dem Parkplatz steht übrigens auch noch das Auto des 55-Jährigen. Es glänzt, frisch poliert, in der Mittagssonne.
Bericht vom Tatort Die zwei Arbeiter gönnen sich derweil eine kleine Verschnaufpause und machen Brotzeit in ihrem Kleinlaster. Der steht auf dem Parkplatz gleich hinter dem Alten Schützenhaus.
Dort, wo gerade auch ein Kamerateam ein paar Sequenzen dreht: "Ich stehe hier vor dem Alten Schützenhaus", spricht der Reporter ins Mikro, "es sieht idyllisch aus, aber am Samstagabend..."
Plötzlich kommt auf dem Parkplatz eine Frau vorgefahren. Sie steigt aus, verbirgt ihre Augen hinter einer schwarzen Sonnenbrille und hält eine rote Rose in der Hand. Langsam läuft sie zum Alten Schützenhaus. Reporter und Kameramann schauen ihr neugierig hinterher: "Wenn da auch schon Kerzen am Eingang stehen, müssen wir das unbedingt noch filmen!"
Nein, keine Kerzen. Aber trotzdem Trauer. Und noch viel mehr offene Fragen.