Ein Team des BR-Magazins "Quer" war zwei Tage in Coburg unterwegs und hat Stadträte, Historiker und Leute auf der Straße nach ihrer Meinung zu einer Max-Brose-Straße befragt. Auch der frühere Geschichtslehrer und Vorsitzende der Initiative Stadtmuseum, Rupert Appeltshauser, kommt zu Wort.
Wenn Redakteure des BR-Magazins "Quer" in der Stadt unterwegs sind, dann ist zu erwarten, dass sie sich mit einem brisanten Thema beschäftigen. Ging es 2013 um den Schlachthof, 2014 um Flugplatz und Bratwurst, recherchierte am Dienstag und Mittwoch ein Team um den Reporter und Filmautor Florian Heinhold in Coburg zum Thema Max-Brose-Straße. "Wir haben Stadträte der verschiedenen Parteien, Historiker und Coburger befragt", erzählte er. Mitglieder der SPD-Stadtratsfraktion wollten ihm zur bereits wochenlang währenden Debatte keine Auskunft geben, betonte Florian Heinhold. Auch die Fraktionsvorsitzende Bettina Lesch-Lasaridis nicht.
Dem Tageblatt antwortete sie auf Anfrage: "Alles, was dazu zu sagen ist, habe ich gesagt." Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) hatte dem Bayerischen Rundfunk indes zu verstehen gegeben, dass sich seine Meinung seit 2004 nicht geändert habe und er vor diesem Hintergrund die Widmung einer Max-Brose-Straße weiterbetreiben werde.
Um ein Gespräch hatte Florian Heinhold auch Rupert Appeltshauser gebeten. Der ehemalige Geschichtslehrer und Vorsitzende der Initiative Stadtmuseum sagte zu. Ob all das, was er den Leuten von "Quer" erzählt habe, auch gesendet wird, wisse er nicht, antwortete Rupert Appeltshauser auf Tageblatt-Rückfrage. Und was ist seine Ansicht zu der heftigen Diskussion um Max Brose?
Fehlende Auseinandersetzung "Wir haben bei der Initiative Stadtmuseum immer den nationalsozialistischen Hintergrund gesehen. Dass die Debatte jetzt derart emotional geführt wird, hat auch mit der mangelnden Aufarbeitung der Vergangenheit in Coburg zu tun", erläuterte Rupert Appeltshauser. Was jetzt passiert, sieht er als Folge einer feh lenden Auseinandersetzung - vor allem mit der Zeit des Nationalsozialismus.
Max Brose sei nicht die ideale Figur für eine solche Aufarbeitung, obwohl er im Vergleich zu anderen Unternehmern im Nationalsozialismus ein "kleiner Fisch" gewesen sei. Seine unternehmerische Leistung könne man ehren, sagt Rupert Appeltshauser. Eine Straße nach Max Brose zu benennen, hält er aber wegen dessen Verstrickung mit dem nationalsozialistischen System nicht für angebracht. "Ich glaube, auch dem Weltunternehmen Brose ist nicht gut geraten, daran festzuhalten." Trotz allem sei die Firma Brose str ukturgeschichtlich hochinteressant - im Hinblick auf die Entwicklung aus dem handwerklichen Bereich heraus zu einem großen Industriebetrieb. Eine Brose-Straße ohne Max halte er deshalb für denkbar, sagte Rupert Appeltshauser.
Die Sendungen wird am Donnerstag um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt.
Man sollte nicht immer alles ungefiltert glauben ... auch in der Zeitung steht ab und an eine Fehlmeldung! Ich jedenfalls bin gespannt auf den Quer-Bericht heute Abend. Hoffentlich wird es nicht zu reißerisch
Sehr geehrter Herr Stenglein,
die SPD-Stadtratsfraktion hat sich entgegen der Ausführungen in dem Artikel schriftlich und mündlich (auch vor der Kamera) vertreten durch die einzige Historikerin im Stadtrat geäußert und eben eine Abwägungsentscheidung gegen die Benennung einer Straße mitgeteilt. Dies wurde auch bereits vor den Recherchen von Quer öffentlich kommuniziert.
MfG
Dominik Sauerteig
Der Passus "... recherchierte am Dienstag und Mittwoch ein Team um den Reporter und Filmautor Florian Heinhold in Coburg zum Thema Max-Brose-Straße. "Wir haben Stadträte der verschiedenen Parteien, Historiker und Coburger befragt", erzählte er. Mitglieder der SPD-Stadtratsfraktion wollten ihm zur bereits wochenlang währenden Debatte keine Auskunft geben, betonte Florian Heinhold. Auch die Fraktionsvorsitzende Bettina Lesch-Lasaridis nicht ..." besagt etwas anderes.
Die bisherigen verqueren Äußerungen der SPD-ler und die Abstimmung im Stadtrat machen mich betreten. Für einen "echten" Sozialdemokraten wäre nur eine Ablehnung infrage gekommen. Der alte Stadtratsbeschluss hätte nie und nimmer annulliert werden dürfen.
wenn die SPD-Stadtratsfraktion keine Auskunft geben will. So, wie sich diese Fraktion verrannt hat – und besonders die Vorsitzende –, hat sie praktisch keine andere Wahl. Sie ist soweit von sozialdemokratischem Gedankengut entfernt, dass ich mich frage, was das für sonderbare Sozialdemokraten sind.
Wägt Broses Verstrickung mit dem Nationalsozialismus und seine unternehmerischen Leistungen gegeneinander ab. Dann kommt eine Pari heraus und die Sache ist abgeschlossen, weil für eine Straßenbenennung die außerordentlichen Leistungen fehlen. Wenn Ihr das nicht könnt, dann fragt Euch, warum Ihr Euch überhaupt noch Sozialdemokraten nennt.