Markthalle Coburg: Nun geht's um Mieter

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Werner (links) und Max Häfele, die Betreiber der künftigen Markthalle Coburg, in der Kuhgasse. Noch ist hier alles Baustelle. Foto: Simone Bastian
Werner (links) und Max Häfele, die Betreiber der künftigen Markthalle Coburg, in der Kuhgasse. Noch ist hier alles Baustelle. Foto: Simone Bastian
Der Gebäudekomplex vom Albertsplatz aus. Blaue Folien verdecken den Eingang. Foto: Simone Bastian
Der Gebäudekomplex vom Albertsplatz aus. Blaue Folien verdecken den Eingang. Foto: Simone Bastian
 
Baustelle am Albertsplatz.
Baustelle am Albertsplatz.
 
 

Am Albertsplatz soll 2016 eine Lebensmittelhalle mit mehreren Einzelanbietern eröffnen. Am Dienstag wurde der Vertrag zwischen Wohnbau und Hallenbetreiber unterzeichnet: Gemeinsames Unternehmen ist die Markthalle Coburg GmbH.

Eigentlich wollte Werner Häfele nicht nach Coburg. Der Metzgermeister und Fleischtechniker betreibt in und um Winnenden (Baden-Württemberg) mehrere Metzgereifilialen und eine Markthalle. Die aber so erfolgreich, dass der Aufsichtsrat der Wohnbau so etwas für Coburg wollte. "Dreimal hat Herr Meyer mich gefragt, dreimal hab ich abgesagt", erzählt Häfele, während er die Kuhgasse entlang eilt. "Beim vierten Mal hab ich dann ja gesagt." Christian Meyer, der Geschäftsführer der Wohnbau Coburg, erzählt die Vorgeschichte so: "Wir haben partnerschaftliche und faire Verhandlungen geführt." Gestern haben Häfele und Meyer den Vertrag unterzeichnet. Der läuft laut Häfele über zehn Jahre mit Option auf Verlängerung.

An der Kuhgasse werden die Gastronomiebetriebe der Markthalle liegen, laut Plan eine Vinothek und eine "Bierothek". Die Bierothek "wird dann auch den Albertsplatz bespielen", sagt Häfele. Daneben wird sich eine Eisdiele und dann der Eingang zur eigentlichen Markthalle befinden. Auch die Stände dort sollen ein gastronomisches Angebot vorhalten, "aber es gibt keinen ,Food-Court‘", betont Häfele und grinst wegen des englischen Worts.
"Food-Court" meint die Areale in Einkaufszentren, wo sich Restaurants und Cafés ballen. In der Markthalle sollen die Verkaufsstände etwas zum sofort Essen anbieten, aber in erster Linie Lebensmittel verkaufen. Der Restaurantbereich unter der Glaspyramide (die heute geliefert werden soll) gehört allen gleichermaßen. "Die Frau holt sich was beim Bäcker, der Mann beim Metzger, und dort können sie sich zusammen hinsetzen."

Links und rechts vom Haupteingang will Häfele einen Bäcker sowie einen Händler für Obst und Gemüse ansiedeln. Weitere Verkaufsflächen sind für eine Metzgerei, Direktvermarkter, Feinkost sowie Säfte und Brände vorgesehen. Doch bis die Stände eröffnen, wird noch einige Zeit vergehen. Häfele: "Ich sag mal: In der zweiten Jahreshälfte 2016. Herr Meyer meint: am 1. Juli." So oder so: Beim Sambafestival 2016 soll die Markthalle ihren ersten Auftritt haben, auch, wenn es einer unter freiem Himmel ist. "Die Fläche am Albertsplatz haben wir schon reserviert", sagt Häfele, der voriges Jahr extra zum Sambafest angereist ist. Die Standbetreiber sollen dann vor der künftigen Markthalle ihr Angebot präsentieren.


Regionale Anbieter

Aber erst muss Häfele diese Standbetreiber mal finden. Da gibt er sich zuversichtlich: "Ich habe zehn Mietverträge dabei", und zehn Gesprächse standen am gestrigen Dienstag und stehen heute für ihn und Sohn Max auf dem Plan. Die Interessenten hätten sich alle bei der Wohnbau gemeldet, und es handele sich durchweg um regionale Händler, "keine Ketten und keine überregionalen Filialisten".

Die Kernöffnungszeiten der Markthalle lauten Montag bis Samstag von 8 bis 19 Uhr, erläutert Max Häfele. Länger als bis 20 Uhr dürfen die Verkaufsstellen auch nicht öffnen - das dürfen nur die Betriebe mit Gastronomielizenz. "Gottseidank gibt es in Bayern noch ein vernünftiges Ladenschlussgesetz", sagt Werner Häfele, der gleichwohl einräumt, dass das bei einer Markthalle ein gewisses Problem darstelle. Deshalb blickt der Metzgermeister derzeit interessiert nach München: Dort hat vor kurzem in der Schrannenhalle die erste Eataly-Filiale in Deutschland eröffnet.

Die Kette aus Italien verbindet Lebensmittelverkauf und - produktion vor Ort mit Restaurants, hatte aber - außer in Italien - keine Standorte in Europa. Dafür unter anderem in New York, Dubai und Tokio. "Mein Vorbild", sagt Werner Häfele über das 2004 in Turin gegründete Unternehmen. Wegen Eataly sei er "dreimal nach Rom gepilgert", und nun sei er gespannt, wie die Kette in München das Problem mit dem Ladenschlussgesetz löst, "denn die Schrannenhalle ist ein Standort, wo man abends hingeht".


Lob für die Stadt

Der Standort Coburg hat aus Sicht der Häfeles aber auch seine Qualitäten: "Das wird traumhaft schön", schwärmen Vater und Sohn und blicken von der Kuhgasse hinunter zum Ketschentor. "Hier werden in Zukunft alle Passanten entlanggehen", ist Werner Häfele überzeugt. Das Pflaster der Kuhgasse ist fertig, aber die Häuser zu beiden Seiten sind noch Baustelle. Die Stadt habe mit der Sanierung der Ketschenvorstadt Impulse gesetzt für private Investoren, lobt Häfele.

Einen großen Teil der Investitionen stemmt die Wohnbau Coburg, darunter die Sanierung und den teilweisen Neubau des Karrees zwischen Albertsplatz, Kuhgasse und Goethestraße. Die Wohnungen über der Markthalle werden teils vermietet, teils verkauft. Die Wohnbau werde auch das technische Management der Markthalle übernehmen, sagt Häfele.

Das Familienunternehmen aus Winnenden plant, in nächster Zeit noch weitere Markthallen zu eröffnen. Trotzdem will Werner Häfele regelmäßig zu Besprechungen mit seinen Mietern die 300 Kilometer nach Coburg fahren.

In gewisser Hinsicht hat die Familie hier schon lange einen Standort: "Meine Eltern haben vor Jahren zwei Ferienwohnungen in Bad Rodach gekauft", erzählt Werner Häfele. "Sie sagten immer: In Coburg ist die Welt noch in Ordnung."