Was hat Franz Schubert eigentlich mit den Beatles zu tun? Und was verbindet Brecht mit Hesse? Der literarisch-musikalische Abend "Sterbelieder fürs Leben" in Coburg bot Raum für Kontraste.
Wenn es um Tod und Einsamkeit, um Abschied und Trauer geht, ist Franz Schubert nicht weit. Kein anderer Komponist hat den Schmerz und die Einsamkeit, das Verlöschen des Lebens so abgrundtief traurig und doch zugleich tröstlich besungen wie Schubert.
"Sterbelieder fürs Leben" war das Motto eines literarisch-musikalischen Abends, zu dem sich der Hospizverein Coburg für seine Reihe "Mitten im Leben" ein ungewöhnliches Trio in den großen Saal des Pfarrzentrums St. Augustin eingeladen hatte: die Schauspielerin Marianne Sägebrecht, den Klarinettisten und Saxofonisten Andy Arnold und den singenden Multiinstrumentalisten und Kabarettisten Josef Brustmann.
Zarte Zither-Klänge
"Sterbelieder fürs Leben" - das meinte in diesem Fall eine sehr kontrastreiche Mischung von Texten von Rainer Maria Rilke bis Hermann Hesse, von Joseph von Eichendorff bis Robert Gernhardt, eingebettet in
eine ebenso vielfältige musikalische Mischung. Franz Schubert und die Beatles, einsam klagende Klarinetten-Klänge und zarte Zither-Töne ziehen die Zuhörer in Bann.
Dabei lässt Andy Arnold die Klarinette mal wunderbar zart singen, mal herzzerreißend in bester Klezmer-Manier schluchzen. Und Josef Brustmann wechselt immer wieder zwischen Klavier und Zither hin und her, während er seinen eigenen Gesang begleitet. Aber auch als Autor ist Brustmann an diesem Abend mehrfach präsent, wenn er zum Beispiel die Reise des Menschen durch das Leben als eine Reise mit allzu viel Gepäck beschreibt. Ständig werden Koffer mit allerlei nützlichen und vielen unnützen Dingen ein- und ausgepackt oder in Kisten verstaut, bevor der Mensch selbst auf seiner letzten Reise in einer Kiste landet.
Schuberts "Winterreise"
Lieder aus Schuberts "Winterreise" in einer reinen
Instrumentalfassung auf der Zither zu hören - das war ein ebenso ungewöhnliches wie eindringliches Erlebnis. Und ebenso ungewöhnlich war für viele Besucher sicher auch die von Marianne Sägebrecht betont schlicht präsentierte Text-Mischung, in der Verse von Bert Brecht ebenso Platz hatten wie beispielsweise Friedrich Hollaenders "Waisenkind" ("Wenn ich mal tot bin, mach" ich, was ich will").
Trost und Rat, Ironie und illusionslose Erkenntnis der Vergänglichkeit - diese "Sterbelieder fürs Leben" boten Raum für die ganze Fülle des Lebens im Zeichen des Abschieds.