Die Stadt Coburg will gern das Ihre dazutun, um in Coburg einen ICE-Halt zu schaffen. Doch finanziell sind gerade keine großen Sprünge drin, und der Bund kann auch nicht in jedem Fall helfen, sagt der Verkehrspolitiker Ulrich Lange (CSU).
ICE-Halt, barrierefreier Bahnhof, Parken am Bahnhof, Lückenschluss nach Thüringen: Die Coburger Wunschliste in Sachen Schienenverkehr ist lang. Doch nicht bei jedem Wunsch kann Ulrich Lange helfen, der Verkehrspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der CSU-Politiker schaute sich gestern in den Wahlkreisen seiner Parteifreunde Hans Michelbach und Emmi Zeulner um. Denn Mitte März wird der Referentenentwurf des nächsten Bundesverkehrswegeplans vorgestellt, und im Vorfeld wollen sich die Abgeordneten Unterstützung für ihre örtlichen Projekte sichern.
Aus dem Raum Coburg ist zum Beispiel der Schienenlückenschluss zwischen Coburg und Hildburghausen für den Bundesverkehrswegeplan vorgeschlagen. Ob dieser Lückenschluss über Eisfeld geführt wird oder über Bad Rodach, ist da noch völlig offen. Entscheidend ist: Was im Bundesverkehrswegeplan steht, finanziert der Bund.
Doch letztlich gehe es um Regionalverbindungen, stellte Ulrich Lange beim Gespräch im Coburger Bahnhof fest: "Da stellt sich die Frage, ob das von Thüringen und Bayern über die Regionalisierungsmittel finanziert werden kann." Denn der Bund habe diese Mittel aufgestockt und es ermöglicht, dass sie für regionale Lückenschlüsse verwendet werden dürfen.
Ob der Coburger Schienenlückenschluss es bis in den Bundesverkehrswegeplan schafft, entscheidet sich erst im Lauf des Jahres. So lange werde der politische Entscheidungsprozess wohl dauern, schätzt Lange.
Auch für den barrierefreien Ausbau von Bahnhöfen gibt es Fünfjahrespläne. Die Coburger sollten versuchen, in den ab 2018 geltenden aufgenommen zu werden, empfahl Lange. Die Bahn hat bislang lediglich in Aussicht gestellt, einen Aufzug zum zukünftigen ICE-Gleis 3 zu bauen.
Doch diese Zusage von Bahnchef Rüdiger Grube aus dem Jahr 2013 ist noch nicht erfüllt - und ein einziger Aufzug macht einen Bahnhof noch nicht barrierefrei. Aber nachdem die Stadt Coburg ohnehin erwäge, zwischen den Gleisen und der Stadtautobahn kurz vor der Callenberger Abfahrt einen Parkplatz einzurichten, sollte der barrierefreie Bahnhof gleich mitgeplant werden, sagte Lange.
Die Stadt wolle untersuchen, ob vom künftigen Parkplatz eine alte Verbindung zum Fußgängertunnel wieder geöffnet werden kann, berichtete Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU). Schwierig sei es jedoch, den Parkplatz zu finanzieren.
Andererseits will die Stadt den ICE-Systemhalt, sobald die Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt in Betrieb geht. Damit Autofahrer auf den Zug umsteigen, braucht es Parkplätze am Bahnhof.
Eine Parkpalette anstelle der früheren Expressguthalle ist schon lange ins Auge gefasst, ist aber teuer und kann erst nach 2017 verwirklicht werde, wie Weber sagte.
Alte Zusagen einhalten!
Wenn die Neubaustrecke in Betrieb geht, ist Coburg der einzige Zustiegspunkt im nordwestlichen Oberfranken.Für die Lichtenfelser wäre es ein Vorteil, wenn sie "mit der Richtung" in Coburg in Züge nach Norden einsteigen könnten, sagte Emmi Zeulner. Und die versprochene Intercity-Verbindung ab dem Jahr 2023 über Lichtenfels und Kronach hätte sie gern etwas früher - "lückenlos" ab der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Ende 2017. Denn dann fallen die jetzigen ICE-Halte alle zwei Stunden in Lichtenfels weg und sollen in Coburg nicht ersetzt werden. Zugesagt sind lediglich zwei Zughalte in jede Richtung, einmal am frühen Morgen und einmal am Abend.
Ein Unding, wie Hans Michelbach findet.
30 Millionen Euro habe sich die Bahn die Verbindung ("Einschleifung") von der ICE-Strecke zum Coburger Bahnhof kosten lassen; im Planfeststellungsverfahren sei außerdem zugesagt worden, dass täglich acht Zugpaare über die ICE-Strecke nach Coburg fahren sollen. Allerdings waren das Interregiozüge - und die hat die Bahn vor einigen Jahren komplett abgeschafft. "Im Nachhinein betrachtet erweist sich die Abschaffung der Interregios als Riesenfehler der Bahnreform", kommentierte Lange.
Ob vielleicht stattdessen Regionalexpresszüge auf der Neubaustrecke von Coburg nach Bamberg fahren, soll bis Juni entschieden werden, wie Michelbach sagte. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hat diese Verbindungen ausgeschrieben.
Vorstandsbesuch im März
Schon am 15. März soll der für den Fernverkehr zuständige Bahnvorstand Berthold Huber nach Coburg kommen, kündigte Michelbach an.
Denn die Region kämpft weiterhin um den ICE-Halt, der immerhin einer halben Million Einwohner in Südthüringen und Oberfranken zugute komme. Das zeige auch ein gemeinsam finanziertes Gutachten, das die Bahn "inzwischen in weiten Teilen anerkennt", aber trotzdem nicht mehr Züge in Coburg halten lassen will. Ulrich Lange will sich nun ebenfalls in das Gutachten vertiefen, wie er sagte. Die Bahn müsse einhalten, was sie versprochen habe, nämlich Regionen zu verbinden.
Der Verzicht des Haltes in Wolfsbach ist bahnpolitisch vollkommen richtig. Wieso sollte der Freistaat Thüringen vor dem Hintergrund sinkender Regionalisierungsmittel für den SPNV seitens des Bundes zusätzliche Verkehre bestellen? Dies würde nur den weiteren Rückzug der Bahn aus der Fläche bedeuten (zumal die Trassen- und Stationsgebühren auf der NBS nicht unerheblich wären). Thüringen hat sich mit der Sanierung der Strecke Plaue (Thür.) - Ilmenau zur Anbindung der Universitätsstadt über die Altbaustrecke entschieden.
Mit der Neuregulierung des Trassenpreissystems ab 2017 zahlt das EVU nicht mehr für die Art der Trasse (NBS oder Altbau), sondern für die Art des Verkehrs. (Metrople-Fläche oder Umlandverkehr). Somit wird es völlig irrelevant, wie der Zug von Erfurt nach Ilmenau kommt. Über die NBS geht es dann deutlich schneller zu gleichen Kosten.
Vor diesem Hintergrund wird es für die Regionalverkehrsbesteller wieder interessanter, Verkehre über die Neubaustrecken zu bestellen, die die Landschaften durchschneiden. Bayern tut das bereits (zwischen Sonneberg und Nürnberg über die NBS + dem "normalen" FTX)
Wenn man diese Neuerung betrachtet, wird sich der ein oder andere im Thüringer Verkehrsministerium ärgern, dass man damals die Chance auf einen schnellen Nahverkehr mit Aufgabe von Ilmenau-Wolfsberg vertan hat.
Das Gezuckel über Plaue und Arnstadt ist ja ganz romantisch, hat aber mit einem modernen Nahverkehr nichts zu tun. Der bestellte Nahverkehr über die NBS würde auch gleich den Raum Sonneberg verkehrstechnisch näher an die Landeshauptstadt bringen und eine Verbindung nach Bayern schaffen, wohin eh viele Thüringer pendeln.
die jetzige Verbindung benötigt 50 Min. (eine geplante Expressverbindung etwa 30 Min.) und erschließt die Ortschaften mehr oder minder direkt. Von einer Verbindun via NBS hätte ausschließlich Ilmenau etwas, darüber hinaus wer gurkt denn bitte mit dem Bus erst nach 15 Min. nach Wolfsberg, um dann nach Erfurt zu fahren, von weiteren Orten ganz zu schweigen. Und: Wer finanziert den Zubringerverkehr, der chronisch klamme Ilmkreis etwa? Ich habe lieber die Bahn in der Fläche, denn da gehört sie im Sinne der Daseinsfürsorge hin.
sollte mal lieber genauer aus dem Planfeststellungsbeschluss zitieren.
Es gabe die Zusage über 8 Zugpaare eines "Angebots unterhalb des ICE-Standards". Wenn die Bahn jetzt eigen- oder Länderfinanziert eine schnelle RE-Verbindung anbietet, ist dem Beschluß genüge getan.
Ausserdem sollte man sich nicht zu sehr auf den ICE versteifen. ICE-Verbindungen werden wir Flugverbindungen gehandhabt. Nur was sich finanziell lohnt, bleibt. Und für den Fall eines politisch durchgedrückten Systemhalts sehe ich nach 1-2 Fahrplanjahren tiefschwarz für Coburg.
Lieber einen schnellen, länderfinanzierten RE (Erfurt-Ilmenau-)Coburg-Nürnberg. Davon haben Pendler und Ausflügler wesentlich mehr und auch dem Geschäftsreiseverkehr ist gedient. (Man käme schnell zu den "echten" ICE-Knoten Bamberg bzw. Erfurt.
gibt es in Ilmenau keinen (Personen-) Bahnhof an der Neubaustrecke in Ilmenau.
Den haben sich die Thüringer irgendwie abschwätzen lassen. Ganz schön dumm für eine Stadt mit einer Universität! Gut, dass Coburg mit der Einschleifung wenigstens den Anschluss hat, egal welche Züge später hier wie oft halten.