Seit 2013 wurde diskutiert. Jetzt haben die Mitglieder des Finanzsenats beschlossen, die Kinder- und Familienlobby (Kifalo) des Kinderschutzbundes jährlich mit 26.850 Euro zu fördern. Damit ist die Stelle der Sozialpädagogin gesichert.
Iris Piper verlässt strahlend die Sitzung des Finanzsenats. Draußen vor der Tür fällt die amtierende Vorsitzende des Kinderschutzbundes Coburg Jugendamtsleiter Reinhold Ehl um den Hals. Denn in der Regimentsstube haben soeben die Senatsmitglieder mehrheitlich beschlossen, die Arbeit der Kinder- und Familienlobby (Kifalo) in die Regelförderung durch die Stadt aufzunehmen und jährlich mit 26 850 Euro zu bezuschussen. Seit vier Jahren fördert die Stadt Kifalo - bisher als zeitlich begrenztes Projekt. Fünf Sitzungen des Jugendhilfesenats und drei des Finanzsenats brauchte es, um zu entscheiden, dass aus der Projektförderung nun eine Regelförderung wird.
Diskussion um Procedere Lediglich Stadtrat Gerhard Amend (CSB) stimmte gegen die Beschlussvorlage.
Nicht etwa, weil er etwas gegen die gesicherte Bezuschussung von Kifalo aus dem städtischen Haushalt einzuwenden hätte. Er störte sich am Procedere. "Wir haben beschlossen, im Finanzsenat nicht mehr separat über einzelne freiwillige Leistungen abzustimmen. Wenn Sie Kifalo im Budget des Jugendamtes unterbringen, dann habe ich damit kein Problem", richtete er sich an Reinhold Ehl. Die fachliche Entscheidung darüber sei seiner Ansicht nach Sache des Jugendhilfesenats. Deshalb beantragte er die Absetzung des Punktes von der Tagesordnung.
Damit rief er Wolf-Rüdiger Benzel (Bündnis 90/Die Grünen) auf den Plan, der den Christlich-Sozialen Bürgern "Populismus" vorwarf. "Im Jugendhilfesenat stimmt der CSB-Vertreter für eine Regelförderung, Sie im Finanzsenat dagegen.
Wir machen uns langsam lächerlich mit dieser Diskussion." Mit dieser Äußerung kam es fast zum Eklat, denn Gerhard Amend wehrte sich gegen die "Polemik", wie er den Einwurf bezeichnete, und wollte die Sitzung verlassen.
Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) bat schließlich um eine sachliche Fortsetzung der Diskussion und der Jugendamtsleiter erläuterte, warum der Beschluss auf die Tagesordnung des Finanzsenats gekommen war. "Nach dem 2012 in Kraft getretenen Kinderschutzgesetz ist es eine Pflichtaufgabe der Kommunen, im Bereich der frühen Hilfen konkrete Angebote, Beratung und Unterstützung für Eltern und Alleinerziehende vorzuhalten. In Coburg haben wir das Glück, dass der Kinderschutzbund das übernimmt. Viele Kommunen beneiden uns darum", stellte er fest.
Bisher nur als Projekt gefördert Es sei aber dem Träger nicht weiter zuzumuten, dass er ohne eine gewisse Planungssicherheit arbeitet. "Wir haben immer wieder über ein Budget für das Jugendamt gesprochen. Aber wir haben keines, nach dem wir einzelne Maßnahmen finanzieren können." Deshalb müsse nun im Finanzsenat eine Entscheidung getroffen werden. Dem stimmte Stadtkämmerer Wilhelm Austen zu: "Wir müssen das Budget des Jugenda mts noch bestimmen."
Kifalo wurde seit 2010 als Projekt mit 10 000 Euro jährlich bezuschusst. Die restlichen Mittel, die notwendig waren, um die Gesamtkosten für Kifalo zu bestreiten - sie liegen bei 26 850 Euro - wurden aus Rücklagen und Spenden bestritten.
Die Mittel für eine Regelförderung durch die Stadt seien im Übrigen durch andere Einsparungen im Bereich des Jugendamtes gesichert, erläuterte Reinhold Ehl. Durch die Neuausrichtung des Jugendzentrums Domino - es gibt nur noch einen Mitarbeiter bei der mobilen Jugendarbeit (MOB) - konnten Personalkosten in Höhe von 42 300 Euro eingespart werden. Wird daraus die Regelförderung finanziert, dann bleiben immer noch 15 450 Euro an Einsparung.
"Für uns ist heute eine sehr gute Entscheidung getroffen worden", sagt im Anschluss an die Sitzung Iris Piper. Kifalo habe es schon vor dem neuen Gesetz gegeben. Seit sechs Jahren existieren die frühen Hilfen für Eltern und Alleinerziehende. " Der Bedarf an niederschwelligen Angeboten war einfach da. Wir haben damit viele Eltern erreicht, die Resonanz ist groß." Nun gebe es endlich auch eine Sicherheit für die Fachkraft bei Kifalo.
Seit 2011 ist die Sozialpädagogin Andrea Hut h dort Ansprechpartnerin für die Eltern. "Wir können ihr jetzt einen gesicherten Arbeitsvertrag geben", betont Iris Piper und strahlt wieder.
Was ist Kifalo? Angebot Im Rahmen von Kifalo werden durch den Kinderschutzbund frühe Hilfen für werdende Eltern/Alleinerziehend, Eltern/Alleinerziehende mit Kindern von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr in unterschiedlichen Eltern-Kind-Gruppen angeboten.
Leitung Die Leitung der Gruppen und der Angebote erfolgt durch eine hauptamtliche pädagogische Fachkraft.
Zielgruppe Der familiäre Hintergrund der Eltern ist sehr verschieden, alle sozialen Schichten sind bei ifalo vertreten. Erweitert wird die Zielgruppe durch Eltern und Kinder aus Migrantenfamilien und Eltern mit Kindern, die ein Handicap haben.