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Coburg: "Sensation" am Goldbergsee - entdecktes Tier in Europa fast ausgestorben


Autor: Ellen Schneider

Coburg, Freitag, 21. Februar 2025

Versteckt in einer Gruppe von anderen Tieren, konnte am Goldbergsee jüngst eine seltene Art entdeckt werden. Die Besonderheit: Das Tier ist in Europa weitestgehend verschwunden und gilt als global gefährdet.
Sebastian Lehmeier, Ornithologie des LBV Coburg, entdeckte zwei Zwerggänse am Coburger Goldbergsee.


Sebastian Lehmeier, Ornithologie des LBV Coburg, machte diesen Monat eine überraschende Entdeckung am Goldbergsee: Wie Bernd Leuthäusser vom LBV Coburg mitteilt, habe Lehmeier zwei Zwerggänse auf dem Areal beobachtet. Der LBV spricht von einer "Sensation". Besonders sei die Beobachtung deshalb, weil es sich dabei um die seltenste Gänse-Art Europas handelt. "Sie gilt als global gefährdet und ist in Deutschland ein sehr seltener Durchzügler oder Wintergast", berichtet der LBV. Auch in Bamberg sorgt eine Gans aktuell für Aufregung: Bei dieser wurde allerdings die Vogelgrippe festgestellt.

Die Zwerggänse wurden am Goldbergsee bisher noch nie beobachtet. "Es ist damit die 236. Vogelart, die rund um das Naturschutzgebiet Goldbergsee und Glender Wiesen gesichtet wurde. Beide Areale sind mittlerweile hoch artenreich und deswegen so wertvoll für den Naturschutz", wird betont. Da kein Ring einer Vogelwarte oder eines Züchters entdeckt worden sei, könne man davon ausgehen, "dass es sich hier um in freier Wildbahn geborene Vögel handelt."

Außergewöhnliche Beobachtung am Goldbergsee: Vogel-Experte entdeckt Zwerggänse

Vor 1970 reichten die Brut-Areale des Tiers demnach von den nördlichen Gebieten Skandinaviens über den Ural bis weit nach Sibirien. Seit den 1970er Jahren seien die Zwerggänse jedoch aus all diesen Gebieten weitestgehend verschwunden. "Selbst in Skandinavien gibt es heute nur noch wenige Dutzend Brutpaare, europaweit sind es laut der Datenbank für Vögel nur noch 250 bis 400 Brutpaare", berichtet der LBV.

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Ein Grund dafür sei auch, dass die Tiere von Menschen bis heute weiter bejagt werden. "Die Auswilderung in Menschen-Obhut aufgezogener Zwerggänse konnte den Abwärtstrend bisher nicht aufhalten", so der LBV.

Lehmeiers besondere Entdeckung blieb daher nicht unbemerkt. Nachdem der Vogel-Experte seine Beobachtung auf einem zentralen Erfassungsportal für Vogelbeobachtung veröffentlicht hatte, folgte schon am nächsten Morgen ein Ansturm von Vogelkundlern, "um diese Rarität mit eigenen Augen zu sehen".

Nur wenige Merkmale zur Unterscheidung von anderen Arten

Alleine waren die Zwerggänse laut dem LBV nicht: Sie hielten sich in einer Gruppe Feldgänse auf - zusammen mit Kanada-, Grau und Blässgänsen. "Zwerggänse unterscheiden sich von den eng verwandten Blässgänsen nur durch den gelben Lidring, die etwas höher gezogene Blässe und die etwas geringere Größe", erklären die Vogel-Experten.

Laut der Internetseite des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist auch der Ruf der Zwerggänse ein besonderer. Dieser klinge schriller und kläffender als der Ruf der Blassgänse. Außerdem verfügen die Zwerggänse laut dem Nabu über ein großes Repertoire an Lauten. Im Winter sei die Zwerggans bevorzugt auf Weideland unterwegs und ernähre sich von kurzen Gräsern und Kräutern. Die Tiere sind demnach meist 56 bis 66 cm groß und haben eine Flügelspannweite von 115 bis 135 cm.

Die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft (OAG) im LBV ist ein Zusammenschluss avifaunistisch interessierter Naturfreunde. Hauptbeobachtungsgebiet ist das Naturschutzgebiet Glender Wiesen mit dem angrenzenden Goldbergsee im Nordwesten von Coburg. Mehr Nachrichten aus Coburg und der Region findest du in unserem Lokalressort.