Landestheater Coburg: Trip nach London ist ein Kraftakt

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Zu sperrig für das London-Gastspiel: Norbert Röders Pauken müssen in Coburg bleiben, stattdessen gibt es für das Konzert des Philharmonischen Orchesters am Samstag in der Cadogan Hall Leih-Pauken. Foto: Jochen Berger
Zu sperrig für das London-Gastspiel: Norbert Röders Pauken müssen in Coburg bleiben, stattdessen gibt es für das Konzert des Philharmonischen Orchesters am Samstag in der Cadogan Hall Leih-Pauken. Foto: Jochen Berger
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: die sperrigen Kontrabässe werden mit einem Kleintransporter gefahren.Foto: Jochen Berger
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: die sperrigen Kontrabässe werden mit einem Kleintransporter gefahren.Foto: Jochen Berger
 
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: in diese Kiste passt ein Kontrafagott.Foto: Jochen Berger
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: in diese Kiste passt ein Kontrafagott.Foto: Jochen Berger
 
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: Die Transportkisten für die Kontrabässe sind schon beschriftet.Foto: Jochen Berger
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: Die Transportkisten für die Kontrabässe sind schon beschriftet.Foto: Jochen Berger
 
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: Celli fliegen mit - nicht im Frachtraum, sondern auf Extrasitzen.Foto: Jochen Berger
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: Celli fliegen mit - nicht im Frachtraum, sondern auf Extrasitzen.Foto: Jochen Berger
 
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: das Kontrafagott ist zur sperrig und wird ebenfalls im Kleintransporter gefahren.Foto: Jochen Berger
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: das Kontrafagott ist zur sperrig und wird ebenfalls im Kleintransporter gefahren.Foto: Jochen Berger
 
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: die Transportkisten für die Kontrabässe warten schon.Foto: Jochen Berger
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: die Transportkisten für die Kontrabässe warten schon.Foto: Jochen Berger
 
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: viel Arbeit im Hintergrund bei der Organisation für Claudia Scheibe, die Leiterin des Orchesterbüros.Foto: Jochen Berger
London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg: viel Arbeit im Hintergrund bei der Organisation für Claudia Scheibe, die Leiterin des Orchesterbüros.Foto: Jochen Berger
 

Was das Artenschutzabkommen von Washington mit der Reise des Philharmonischen Orchesters des Landestheaters Coburg in die britische Metropole zu tun hat.

Umfangreiche organisatorische Vorbereitungen erfordert das London-Gastspiel des Philharmonischen Orchesters. Worauf bei diesem Trip, der am Freitag vom Frankfurter Flughafen nach London Heathrow führt, besonders zu achten ist, verrät Claudia Scheibe, seit dieser Spielzeit Leiterin des Orchesterbüros des Landestheaters.

Welche Aufwand erfordert der Transport der Instrumente?

Claudia Scheibe: Den Großteil der Instrumente nehmen die Musiker mit in den Flieger ins Handgepäck sowie Celli und Tuba auf Extrasitze. Die großen und sperrigen Instrumente (Kontrabässe, Kontrafagott) und weitere Gegenstände (zum Beispiel Bass- und Schlagzeugstühle, Notenkiste) fährt ein Kleintransporter nach London. Pauken leihen wir vor Ort in London. Der Frachtraum im Flieger wäre nur begrenzt vorhanden und sehr teuer gewesen.

Seit wann laufen die Planungen?

Erste Pläne für dieses Gastspiel entstanden bereits in der vergangenen Spielzeit und gehen auf die Initiative von GMD Roland Kluttig zurück. An der organisatorischen Umsetzung arbeiten wir seit Beginn der Spielzeit, unterstützt von einer Agentur, die sich insbesondere um die Kommunikation mit den Partnern vor Ort kümmert und einer weiteren, die auf die Organisation von Flügen im Rahmen von Orchestertouren spezialisiert ist.

Welche Schwierigkeiten mussten überwunden werden?

Es mussten nicht nur, wie zum Beispiel bei einem Gastspiel nach Fürth oder Bayreuth, Hotel und Bustransfers organisiert werden, sondern auch Flüge, wobei insbesondere die Mitnahme der Instrumente aufgrund der restriktiven Gepäckbestimmungen vorab genau geplant und angemeldet werden muss. Die eigentliche Herausforderung aber war die unklare politische Situation - Brexit oder nicht Brexit!

Was bedeutete das für Ihre Vorbereitung?

Wir mussten die Tour hinsichtlich Einreise und Zoll weitgehend vorbereiten wie eine Tour zum Beispiel in die USA: Reisepässe beantragen, Visumspflicht prüfen, mögliche Zolldokumente prüfen (Zollbehörden) und soweit wie möglich vorbereiten (zum Beispiel Wertlisten von Instrumenten erstellen), Formalitäten im Rahmen des Washingtoner Artenschutzabkommens prüfen. Dafür waren wir im engen Kontakt mit dem Bundesministerium für Naturschutz, dessen Mitarbeiter uns sehr unterstützt haben.

Worauf müssen die Musiker achten?

Zur Vorbereitung des Ernstfalls Brexit haben wir für alle betroffenen Instrumente (Streich- und Holzblasinstrumente) sogenannte "declarations of materials" erstellen lassen. Die Holzbläser mussten sich dazu mit ihren jeweiligen Instrumentenbauern in Verbindung setzen, für die Streicher haben wir eine Geigenbauerin ins Theater kommen lassen, die alle Instrumente angeschaut und die entsprechenden Erklärungen ausgestellt hat. Aber auch ohne Brexit waren jede Menge Formalitäten zu erledigen, die bei einem Gastspiel innerhalb Deutschlands entfallen: Formulare für alle Mitreisenden zum Nachweis der Sozialversicherungspflicht in Deutschland; Visumspflicht für Musiker aus Drittländern prüfen; Formalitäten im Rahmen des Kulturgutschutzgesetzes prüfen. Dazu waren wir wiederum mit dem Bayerischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Kontakt. Für Instrumente, die 100 Jahre und älter und 100000 Euro und mehr wert sind, bedarf es einer Genehmigung zur vorübergehenden Ausfuhr.

Welche weiteren Aspekte sind bei biesem Gastspiel wichtig?

Ansonsten haben wir es natürlich auch mit allen Aspekten zu tun, die auch kleinere Gastspiele zu einem größeren organisatorischen Aufwand machen, zum Beispiel die Bühnenplanung für eine unbekannte Spielstätte und die Einstellung auf die Gegebenheiten vor Ort. Die Fragen stellte Jochen Berger.

Chronologie des London-Gastspiels

Donnerstag, 23. Mai Nach der Abendvorstellung von Paul Hindemiths Oper "Neues vom Tage" wird der Kleintransporter beladen, der die großen und sperrigen Instrumente sowie Bass- und Schlagzeugstühle und die Notenkiste nach London bringt. Freitag, 24. Mai Abfahrt der Busse nach Frankfurt Flughafen. Vo dort aus geht am Nachmittag der Flug nach London Heathrow. Anschließend Bustransfer zum Hotel in der City of London Samstag, 25. Mai Nachmittags Generalprobe in der Cadogan Hall. Abends Gastkonzert des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg in der Cadogan Hall London gemeinsam mit der Royal Choral Society London (Leitung: Richard Cooke), Solisten: Laura Incko, Francesca Paratoro (Sopran), Peter Aisher (Tenor), Gesamtleitung Roland Kluttig

Programm Mendelssohn "Hear My Prayer", 5. Sinfonie "Reformationssinfonie", 2. Sinfonie "Lobgesang", Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha "Ständchen"

Cadogan Hall Die Cadogan Hall in London, Heimstatt des Royal Philharmonic Orchestra, ist eine Konzerthalle mit 950 Plätzen. Das Gebäude, 1907 vollendet und zunächst als Kirche konzipiert, wurde 2004 in einen Konzertsaal verwandelt.