Druckartikel: Landesausstellung: Wo heute Luthers Becher steht

Landesausstellung: Wo heute Luthers Becher steht


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 23. Februar 2015

"Ritter, Bauern, Lutheraner. Süddeutschland um 1500" lautet der Titel der Landesausstellung 2017. Sie wird auf der Veste Coburg und in der Morizkirche in der Stadt stattfinden. Seit Montag sind die Verträge dafür unterzeichnen, und um Martin Luther kommt die Ausstellung nicht herum.
Aus diesem Becher hat Martin Luther der Überlieferung zufolge getrunken. Der Becher gehörte einst der Heiligen Elisabeth von Thüringen. Klaus Weschenfelder, Direktor der Kunstsammlungen, erläutert die Bedeutung des Bechers Oberbürgermeister Norbert Tessmer und Bayerns Kulturminister Ludwig Spaenle (CSU).  Foto: Barbara Herbst


Natürlich wird Martin Luther die Hauptrolle spielen: Wenn sich im Jahr 2017 der Thesenanschlag von Wittenberg zum 500. Mal jährt, wenn das Haus der bayerischen Geschichte just in diesem Jahr in der Lutherstadt Coburg eine Landesausstellung mit dem Titel "Ritter, Bauern, Lutheraner" ausrichtet, dann wäre es ein Wunder, wenn der Reformator da nicht vorkäme. Aber nicht nur. Eine "ganzheitliche Herangehensweise" wünsche er sich, sagte Bayerns Minister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Ludwig Spaenle (CSU), am Montag in der Hofstube der Veste Coburg.

Dort wurde der Vertrag über die Landesausstellung einigermaßen feierlich unterzeichnet - umrahmt von Ritterrüstungen und unter dem strengen Blick zweier Heiligenstatuen in der Ecke.

Partner bei dieser Landesausstellung 2017 sind die Stadt Coburg, die Coburger Landesstiftung und das Haus der bayerischen Geschichte, das dem Kunstministerium angegliedert ist. Deshalb unterzeichnete der Minister die Vereinbarung, die vorsieht, dass der Freistaat 1,8 Millionen Euro für die Landesausstellung bereitstellt. Die Coburger Landesstiftung ist mit ihren Räumen in der Veste und dem Personal dabei - immerhin ein Mehraufwand von 80 000 bis 90 000 Euro, wie Klaus We schenfelder sagte, der Direktor der Kunstsammlungen in der Veste.

Die Stadt hat beschlossen, sich mit 255 000 Euro an den Kosten zu beteiligen, wobei noch niemand weiß, welche Kosten genau auf die Stadt zukommen. Fest steht nur, dass auch die städtische Morizkirche als Ausstellungsraum dienen wird, neben der Veste. Außerdem wird in und mit der Stadt ein vielfältiges Begleitprogramm für die Ausstellung organisiert, die von Mai bis November dauern soll. Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) kündigte sogar eine aufs Thema abgestimmte Museumsnacht an.

Die Zeit der Reformation soll im Mittelpunkt dieser Ausstellung stehen, keine Lutherbiografie. Hierin ist sich Tessmer nicht nur mit dem Minister einig, sondern auch mit dem wichtigsten Betreuer der Ausstellung: Peter Wolf ist stellvertretender Direktor des Hauses der bayerischen Geschichte (HDBG) und federführend bei der Konzeption der Landesausstellung 2017. "Das 16. Jahrhundert war eine allgemeine Zeit des Aufbruchs", betonte Wolf. Luthers Thesen und die Reformation gehörten zu den damals wie heute aktuellen Fragen nach Willensfreiheit oder dem Wechselspiel von Freiheit und Kontrolle.

In Bayern rühmen sich auch Nürnberg und Augsburg, Lutherstädte zu sein. "Aber in Coburg war Martin Luther nicht nur auf der Durchreise", betonte OB Tessmer. Fast sechs Monate lang weilte der Reformator in Coburg, wohnte auf der Burg und verfolgte von hier aus die Geschehnisse beim Reichstag in Augsburg, der letztlich über Luthers Zukunft entschied.

Zimmer noch vorhanden

"Die Gemächer sind sehr hübsch und geeignet zum studieren", habe Luther damals über seine Wohnung in der Veste geschrieben, berichtete Klaus Weschenfelder. "Diese Zimmer sind noch vorhanden, und mit großer Authentizität." Davon konnte sich der - sichtlich beeindruckte - Minister gleich selbst ein Bild machen. Vieles aus Luthers Gemächern hat die Zeit und einige Umgestaltungen überdauert. Vor allem verfügen die Kunstsammlungen über einen Glasbecher, der aus dem vorderen Orient stammt und mit den Kreuzfahrern nach Europa kam. Der Überlieferung nach hat ihn die Heilige Elisabeth von Thüringen besessen. Später wurde er in der Schlosskirche zu Wittenberg aufbewahrt. Von dort kam er in den Besitz Martin Luthers, der ihn mehrfach benutzt haben soll.

Von der Lutherkapelle auf der Veste lässt sich das nicht sagen - sie befindet sich zwar an der richtigen Stelle, stammt aber aus dem frühen 20. Jahrhundert, auch, wenn sie so wirkt, als sei ihre Ausstattung über Jahrhunderte hinweg erneuert und ergänzt worden. Alles ein Werk Bodo Ebhardts, der im Auftrag des letzten Coburger Herzogs die Veste sanierte und teils wieder aufbaute. Für die Landesausstellung werden einige der vorhandenen Räume bereitgestellt und geplante Baumaßnahmen vorgezogen, sagte Weschenfelder. Der Bereich, in dem die Glassammlungen untergebracht sind, sollte ohnehin erneuert werden. Finanziert werde das "durch Drittmittel".
Die Coburger Ausstellung stehe 2017 in einer Reihe mit den großen Ausstellungen zur Reformation in Berlin, Wittenberg und auf der Wartburg, sagte Tessmer. Das sieht auch Stefan Zowislo so, der Geschäftsührer der staatlischen Geschäftsstelle von "Luther 2017", angesiedelt in Wittenberg, wo alle Aktivitäten zusammenlaufen.


Martin Luther, die Reformation und Coburg

Lutherdekade Seit 2008 erinnern Lutherstätten und die evangelische Kirche an die Reformation vor 500 Jahren. Im Jahr 1508 ließ Martin Luther sich in Wittenberg nieder, am 31. Oktober 1517 veröffentlichte er seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasses - der Beginn der Reformation.

Coburg 1530 wurde beim Reichstag in Augsburg vor dem (katholischen) Kaiser Karl V. das "Augsburgische Bekenntnis" der Protestanten verlesen. Zahlreiche protestantische Fürsten nahmen an dem Reichstag teil, auch Kurfürst Johann der Beständige, zu dessen Territorium Coburg damals gehörte. Luther selbst wagte es nicht, mit nach Augsburg zu reisen - er stand unter Reichsacht und Kirchenbann. Also blieb er in Coburg zurück, schrieb 120 Briefe, übersetzte, predigte und betete. Er lebte auf der Veste Coburg.

Landesausstellung Die jährlichen Ausstellungen werden vom Haus der bayerischen Geschichte veranstaltet. 1997 fand in Coburg die Landesausstellung "Ein Herzogtum und viele Kronen" auf Schloss Callenberg statt. Es ging dabei um die dynastischen Verflechtungen des Herzogshauses Sachsen-Coburg und Gotha. Thema der Ausstellung 2015 ist "Napoleon und Bayern" (Ingolstadt, Eröffnung am 30. April.) 2016 geht es in Kloster Aldersbach um Bier.