Liegt Bollywood doch an der Itz? Mit der Neuinszenierung von Léo Delibes' Oper "Lakmé" zieht exotisches Flair ins Landestheater Coburg.
Schöne Melodien, exotisches Flair, tolle Stimmen und eine traurige Liebesgeschichte - dieser Premierenabend im Landestheater Coburg hat eigentlich alle Zutaten für einen Kassenschlager. Léo Delibes Indien-Oper "Lakmé" jedenfalls weckt ganz ungeniert Bollywood-Assoziationen. In seiner Neuinszenierung bringt Gastregisseur Francois de Carpentries opulente Bilder auf die Bühne, die sich wunderbar mischen mit der ebenso opulenten Klangpracht von Delibes Partitur.
Die tragische Geschichte der Brahmanentochter und Tempelpriesterin Lakmé und des englischen Offiziers Gérald - diese Geschichte wird in Delibes Oper derart klischeebeladen erzählt, dass jeder Versuch einer feinsinnigen psychologischen Differenzierung kaum Aussicht auf Erfolg hätte.
Francois de Carpentries hält sich in seiner Deutung klugerweise vor allem an die suggestive Kraft der Musik und illustriert diese Liebesgeschichte als einen Zusammenprall höchst unterschiedlicher Kulturen, der scheinbar unweigerlich zum tragischen Ende führt. Dazu holt die Regie die Geschichte in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Westliche Besatzer-Arroganz auf der einen Seite, blutrünstiger Götterglaube auf der anderen Seite - diese Kombination führt nach vielen schwärmerischen Arien und Duetten zum tödlichen Finale. Passend dazu beweist Andreas Becker wieder einmal sein Geschick, magische Bildwelten auf die Bühne zu zaubern.
Zusammen mit den farbenprächtigen Kostümen von Karine von Hercke liefert Beckers Bühnenbild den passenden Rahmen für einen bunten Opernabend im Breitwand-Format.
Lebendige Massenszenen
Dabei demonstriert Francois de Carpentries in seiner inzwischen vierten Coburger Regie-Arbeit sein Geschick, die zahlreichen Massenszenen lebendig und abwechslungsreich zu gestalten. Dazu trägt auch Daniel Cimpeans fantasievolle und witzige Choreografie bei. Ganz erheblichen Anteil am Premierenerfolg hat der von Lorenzo Da Rio sorgsam einstudierte Chor des Landestheaters, der einmal mehr durch seine große Spielfreude beeindruckt.
Letztlich aber triumphiert am Premierenabend die Musik.
Coburgs Erster Kapellmeister Alexander Merzyn bringt die farbenprächtige Partitur regelrecht zum Blühen und beweist feines Gespür für die nötige dynamische wie ausdrucksmäßige Differenzierung. Das Philharmonische Orchester folgt seinem Dirigat stets konzentriert und beeindruckt mit seiner abgerundeten Klangfülle.
Wer Delibes "Lakmé" auf den Spielplan setzt, braucht für die Titelpartie eine Sopranistin, die schlanke Koloraturgeläufigkeit mit lyrischem Duktus verbindet. Im Ensemble des Landestheaters gibt eine solche Sopranistin: Ana Cvetkovic-Stojnic. Für ihre musikalisch eindringliche Gestaltung dieser Rolle verdient sie sich vehementen Premieren-Beifall.
Ebenfalls vom Publikum gefeiert: Milen Bozhkov als englischer Offizier Gérald, der sich mit stimmlicher Kraft und Geschmeidigkeit auch im französischen Fach bestens bewährt.
Als Lakmés Vater Nilakantha überzeugt Felix Rathgeber. Den Part dieses religiösen Fanatikers gestaltet Rathgeber mit großem Nachdruck.
Weil auch die zahlreichen weiteren Rollen durchweg adäquat besetzt sind, erntet diese Coburger "Lakmé" bei der Premiere ebenso lautstarken wie ungetrübten und ausdauernden Schlussbeifall.
Sie bringen "Lakmé" in Coburg auf die Bühne
Opern-Tipp Léo Delibes "Lakmé" - 13., 20. Mai, 19.30 Uhr, 22. Mai, 18 Uhr, 26. Mai, 2., 11., 22., 29. Juni, 12. Juli, 19.30 Uhr, Landestheater Coburg
ProduktionsteamMusikalische Leitung Alexander Merzyn; Inszenierung François De Carpentries; Bühnenbild: Andreas Becker; Kostüme: Karine van Hercke; Choreografie Daniel Cimpean; Dramaturgie Renate Liedtke; Choreinstudierung
Lorenzo Da Rio
BesetzungGérald, englischer Offizier: Milen Bozhkov/David Zimmer
Frédéric, englischer Offizier: Jirí Rajniš
Nilakantha, Brahmanenpriester: Michael Lion/Felix Rathgeber*
Lakmé, seine Tochter: Ana Cvetkovic-Stojnic
Mallika, deren Begleiterin Verena Usemann
Hadji, Diener Nilakanthas David Zimmer/Dirk Mestmacher
Ellen, Géralds Verlobte: Anna Gütter
Rose, ihre Cousine: Julia Da Rio
Mistress Benson, deren Erzieherin: Gabriela Künzler
Ein Wahrsager: Jan Korab
Ein Chinese: Tae-Kwon Chu
Ein Gauner: Freimut Hammann
Chor des Landestheaters
Ballett Coburg
Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg