Silke Hagen aus Rödental hatte allen Grund, sich zu wundern: Mehrmals soll sie in Coburg falsch geparkt haben, aber das Auto auf den Beweisfotos ist nicht ihres. Nur das Kennzeichen passte - wegen eines Fehlers der Zulassungsstelle.
CO-AB 353: Mit diesem Kennzeichen ist Silke Hagen seit März dieses Jahres im Coburger Raum unterwegs. Die 42-jährige lebt in Rödental, arbeitet in Neuhaus-Schierschnitz und konnte am späten Abend des 24. Juli allein schon wegen ihres Schichtplans in einem metallverarbeitenden Betrieb nicht auf dem Coburger Gemüsemarkt geparkt haben. Als der Bußgeldbescheid ins Haus kam, legte sie Widerspruch ein. Denn ihr Renault ist blau, nicht rot, wie im Bescheid stand. Sie sprach persönlich bei der Polizei vor und hatte Erfolg: Es handele sich um einen Ablesefehler der Polizei, wurde entschieden. Das Verfahren wurde eingestellt.
Nie einen Strafzettel am Auto gefunden
Die Episode war gerade abgehakt, als gut sechs Wochen später erneut Behördenpost kam. Diesmal von der Stadt Coburg. Ein grüner Peugeot 204 war falsch geparkt - wieder auf dem Gemüsemarkt. Der Rödentalerin kam das seltsam vor: Ihr Auto ist ein komplett anderes Fabrikat, zudem blau mit weißen Streifen. Silke Hagen fackelte nicht lange, sondern fuhr direkt zum Ordnungsamt der Stadt Coburg. "Wir hatten ja auch nie einen Strafzettel am Auto gefunden", erzählt Mario Ettrich, ihr Lebensgefährte.
Mehrere Strafzettel
Im Ordnungsamt "wurden uns fünf weitere Strafzettel ausgehändigt, alle auf mein Kennzeichen, aber alle auf einen grünen Peugeot, den ich nicht fahre", erzählt sie. Am 4. September hatte der Parküberwachungsdienst den grünen Peugeot gleich zweimal aufgeschrieben. Außerdem hatten die Mitarbeiter das Auto jedes Mal fotografiert. Das werde seit etwa neun Monaten zur Beweissicherung so gemacht, erläutert Michaela Hofmann, stellvertretende Sprecherin der Stadt Coburg.
Für Silke Hagen war das ein Glück. Denn sie konnte ja nachweisen, dass es sich bei ihrem Auto um einen ordnungsgemäß zugelassenen Renault Twingo handelte und nicht um einen Peugeot. Aber offenkundig fuhr ein zweites Auto mit der gleichen Nummer in Coburg herum. Beziehungsweise: Steht viel herum und zwar "ordnungswidrig", wie es im Behördendeutsch heißt. Mal auf Anwohnerparkplätzen am Gemüsemarkt oder ohne Parkschein an der Raststraße. Auch in der Judengasse, in der Fußgängerzone, wurde der Peugeot schon von der Polizei registriert, wie Silke Hagen bei einem weiteren Besuch auf der Dienststelle erfuhr.
"Die Dame am Empfang von der Polizei hat sich unser Anliegen angehört und dann bei der Zulassungsstelle angerufen und den Fall geschildert", berichtetet Silke Hagen. Wie sich herausstellte, war einem Coburger Ende Juli das Kennzeichen CO-AB 535 zugeteilt worden. Aber aus irgendeinem Grund hatte er das Nummernschild mit der Nummer CO-AB 353 prägen lassen, und die Zulassungsstelle machte auch noch alle Stempel drauf.
Falsche Ziffernfolge übersehen
Klaus Hut, Leiter der Coburger Kfz-Zulassungsstelle, redet nicht lange um die Sache herum: Ja, es sei ein Fehler unterlaufen - ein Bediensteter der Zulassungsstelle habe ein falsches Nummernschild mit der Siegel- und der TÜV-Plakette versehen. Geschehen ist das, wie die Behörde mit deutscher Gründlichkeit nachvolllziehen kann, am 28. Juli. In diesen Tagen nahm die neue gemeinsame Kfz-Zulassungsstelle von Stadt und Landkreis am Coburger Landratsamt ihre Arbeit auf. "Das ist vermutlich im Tohuwabohu des Anfangsgeschäftes verwechselt worden", sagt Klaus Hut.
Der betroffene Fahrzeughalter werde nun aufgefordert, das falsche Kennzeichen abzunehmen und das richtige anzuschrauben, sagte Klaus Hut. Die Stadt Coburg werde Verfahren wegen Falschparkens gegen den Peugeot-Besitzer einleiten, sobald dessen Name mitgeteilt sei, erläutert Michaela Hofmann.
Nachdem behördlicherseits geklärt ist, dass es sich bei dem falsch geparkten Auto nicht um das von Silke Hagen handelt, muss sie deshalb auch keine weiteren Bußgeldverfahren fürchten. Aber eines hätte sie gern gehabt: "Eine Entschuldigung von der Zulassungsstelle wäre nicht zu viel gewesen!" Immerhin haben Silke Hagen und Mario Ettrich zwei Tage ihres Urlaubs drangeben müssen, um Polizei und Ordnungsamt davon zu überzeugen, dass sie keine notorischen Falschparker sind.