Beim 7. Lampenglas-Workshop geben drei Künstler aus Thüringen einen lebendigen Einblick in ihre Arbeit. Rebekka Gutgesell, Thomas Müller-Litz und Olaf Schönherr demonstrieren auf jeweils eigene Weise, wie sie Tradition und Innovation verbinden lassen.
Glas ist ein faszinierend wandlungsfähiges Material. Glas lässt sich auf frappierend vielseitige Weise ganz praktisch benutzen oder eben künstlerisch immer wieder neu bearbeiten und transformieren. Wie eine Idee Gestalt gewinnt, wie sich Glas durch Hitze künstlerisch verformen und bearbeiten lässt, demonstriert die siebte Auflage des Lampenglas-Workshops im Glasmuseum Rosenau. Für zwei Tage wird das Lampenglasstudio des Museums zum offenen Atelier - zum Ort der Begegnung zwischen Künstlern und Publikum.
Drei Künstler aus zwei Generationen
Rebekka Gutgesell, Thomas Müller-Litz und Olaf Schönherr - drei Künstler aus zwei Generationen, die alle tief verwurzelt sind in der langen Tradition der Glasgestaltung in Thüringen und die zugleich markante eigene Handschriften entwickelt haben. Rebekka Gutgesell aus Ernstthal ist bislang vor allem mit filigran gestaltetem Glasschmuck hervorgetreten.
Zunehmend wichtiger in ihrem Schaffen werden aber konzeptionelle Objekte, bei denen sie verschiedene Materialien kombiniert. "Bewusst sein" lautet der programmatische Titel ihrer mehrteiligen Installation, die sie eigens für diesen Workshop konzipiert hat. Mehrteilige geklebte Objekte aus farblosem Glas kombiniert sie dabei mit kreisförmig auf eine präparierte Leinwand aufgetragenen Flächen aus Acrylfarbe. Ihre Arbeit zielt mit klarer, strenger Formgebung auf die Visualisierung menschlicher Bewusstseinsebenen
Den klassischen Lauschaer Glasmachertechniken fühlt sich Thomas Müller-Litz verbunden. Mit technischer Meisterschaft gestaltet er montierte Trinkgefäße, bei denen sich Form und farbliche Akzente harmonisch ergänzen.
Patentierte Sandstrahltechnik
Eine eigene Sandstrahltechnik hat Olaf Schönherr entwickelt und 2004 patentieren lassen. Dabei trägt er auf ein farbiges Glasobjekt eine zweite Farbe in Überfangtechnik auf. In einem weiteren Arbeitsschritt schließlich lässt er mit Hilfe eines Sandstrahls abstrakte Strukturen sichtbar werden. "Für meine Technik habe ich damals auf der Erfindermesse in Genf eine Silbermedaille erhalten", erzählt Schönherr. Längst hat er dieses Verfahren weiter verfeinert und perfektioniert.
Trotz aller Erfahrungen aber müssen Glaskünstler damit leben, dass ihr faszinierender Werkstoff sehr zerbrechlich ist. Denn Glas reagiert bei der Bearbeitung sehr sensibel auf Druck ebenso wie auf Temperaturschwankungen. Und manchmal reicht schon ein wenig Zugluft, um eines der filigranen Objekte von Schönherr zerspringen zu lassen wie beim Lampenglas-Workshop in der Rosenau. Scherben als Tribut des Künstlers auf dem Weg zum besonders gelungenen Kunstwerk.
Drei Glaskünstler aus Thüringen
Rebekka Gutgesell (*1980) aus Ernstthal wurde an der Glasfachschule Lauscha zur Glasgestalterin ausgebildet. Seit Jahren gibt sie Kurse und kann auf eine rege Ausstellungsbeteiligung zurückblicken. Ihr Schwerpunkt liegt auf Schmuck und konzeptionellen Objekten.
Thomas Müller-Litz (*1965) entstammt einer alten Glasmacherfamilie aus Lauscha, deren Wurzeln bis in die Anfänge der Lauschaer Glasmachertradition zurückreichen. Seine Spezialität sind Trinkgefäße in Montagetechnik, eine für Lauscha typische und über Jahrzehnte hinweg perfektionierte Technik.
Olaf Schönherr (*1966) aus Steinach ist Kunstglasbläser und hat an der Glasfachschule Lauscha seine Meisterausbildung absolviert. Seit über zwanzig Jahren betreibt er eine eigene Werkstatt, zunächst in Neuhaus am Rennweg, seit drei Jahren in Theres bei Haßfurt. Olaf Schönherr besitzt seit 2004 ein Patent auf strukturierte Überfanggläser in Laminattechnik und hat für dieses Verfahren, das mit Sandstrahl arbeitet, internationale Auszeichnungen erhalten.