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Klinikum Coburg weist auf Weltprostatatag hin - Experte im Interview


Autor: Redaktion

Coburg, Donnerstag, 18. Sept. 2025

Ein Interview mit Urologe Markus Hörmann über die Bedeutung des Weltprostatatags, moderne Behandlungsmethoden und die Rolle der roboterassistierten Chirurgie.
Markus Hörmann, komm. Chefarzt der Fachabteilung Urologie und Kinderurologie am Sana Klinikum Coburg.


Am 21. September ist Weltprostatatag.

Frage: Warum ist der Weltprostatatag auch heute noch wichtig, insbesondere im Hinblick auf eine alternde Bevölkerung?

Markus Hörmann: Der Tag erinnert daran, dass Prostataerkrankungen wie die gutartige Prostatavergrößerung (Benigne Prostatahyperplasie BPH) und Prostatakrebs häufiger auftreten, je älter Männer werden. Mit der demografischen Entwicklung steigt auch die Zahl der Betroffenen. Aufklärung und Früherkennung, Diagnostik und strukturierte Behandlungspfade sind daher von großer Bedeutung.

Frage: Welche Rolle spielt die altersbedingt vergrößerte Prostata (BPH) heute?

Markus Hörmann: Die gutartige Prostatavergrößerung ist eine der häufigsten altersbedingten Prostataveränderungen. Sie verursacht oft Symptome wie vermehrten Harndrang, nächtlichen Harndrang sowie einen abgeschwächten Urinstrom. Das müssen Betroffene aber nicht als gegeben hinnehmen. Je nach Schweregrad, Ausprägung der Beschwerden und individuellen Bedürfnissen können adäquate Therapieangebote unterbreitet werden. Diese reichen von medikamentösen Behandlungen über minimalinvasive Eingriffe bis hin zu operativen Verfahren. Wichtig sind eine gute Aufklärung, eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Nebenwirkungen sowie die Berücksichtigung von möglichen Begleiterkrankungen.

Frage: Welche Behandlungswege gibt es bei BPH und prostatabedingten Beschwerden?

Markus Hörmann: Bei milden Symptomen reicht oft eine Beobachtung und gegebenenfalls Lifestyle-Änderungen. Medikamentöse Therapien umfassen Alphablocker zur Entspannung der Blasenmuskulatur sowie 5-Alpha-Reduktase-Hemmer zur Verkleinerung der Prostata. Zu den minimalinvasiven Verfahren gehören transurethrale mikrowellenbasierte Therapien, Laserablation und endoskopische Verfahren wie TURP, je nach Befund. Operative Optionen kommen bei größeren Vergrößerungen oder unzureichender Linderung in Frage, etwa klassische TURP, offene Prostata-Resektion oder minimalinvasivere Ansätze abhängig von Anatomie und Risikoprofil. Die individuelle Abstimmung mit dem Patienten und eine regelmäßige Nachsorge sind entscheidend.

Frage: Wie sieht der Bereich der Prostatakrebs-Behandlung heute aus?

Markus Hörmann: Prostatakrebs wird heute oft früh erkannt. Die Behandlungsentscheidungen hängen vom jeweiligen Risikostatus, Stadium, Alter, Lebensqualität und Patientenwillen ab. Optionen umfassen aktive Überwachung bei sehr geringem Risiko, Hormontherapie, Strahlentherapie, radikale Prostatektomie und kombinierte Ansätze. Die Auswahl der geeigneten Behandlungsmethode erfolgt wie auch die Begleitung der Fälle im interdisziplinären Team, um mit breiter fachlicher Kompetenz jeden Patienten individuell zu betrachten.

Frage: Das Coburger Klinikum hat sich ja auch mit roboterassistierter Chirurgie einen Namen gemacht. Welche Rolle spielt der daVinci-OP-Roboter in Ihrem Haus?

Markus Hörmann: Die roboterassistierte Prostataoperation mit daVinci hat am Sana Klinikum Coburg und in der urologischen Fachabteilung eine etablierte Rolle. Vorteile sind feine Instrumentenkontrolle, dreidimensionales Sehen und präzisere Gewebearbeit, und in der Folge sehr präzise Schnitte und eine geringere Belastung benachbarter Strukturen. Wir können somit auch mögliche Risiken für die Kontinenz- und Potenzfunktion nach der Operation reduzieren. Die urologische Abteilung im Haus hat sich hier über Jahre hinweg viel Expertise aufgebaut – von der Planung über die Durchführung bis zur Nachsorge. Nach dem Weggang von Prof. Bschleipfer wird, neben dem noch zu findenden Nachfolger für die Chefarztposition, künftig auch unser Oberarzt Dr. Marian Holly die Funktion des Operateurs ausfüllen. Mit kontinuierlichen Schulungen, Qualitätskontrollen und Fallkonferenzen sichern wir zudem weiterhin die Behandlungsqualität.

Frage: Welche Voraussetzungen sind nötig, damit eine roboterassistierte Prostata-OP sinnvoll ist?

Markus Hörmann: Eine fundierte Indikation ist erforderlich, was Tumorcharakter, Prostatagröße und eventuelle Nebenbefunde einschließt. Die Erfahrung des Operateurs und des Teams ist entscheidend: Vorbereitung, Training und regelmäßige Team-Meetings. Eine funktionsfähige daVinci-Plattform, ausreichende Anästhesie- und Intensivkapazitäten sowie postoperative Station sind natürlich ebenfalls notwendig. Die Aufklärung der Patienten muss klar Chancen, Risiken, Rehabilitationsphasen und Alternativen vermitteln. Schließlich gehört eine konsequente Nachsorge mit regelmäßigen Nachkontrollen und Ergebnisbewertungen dazu.

Frage: Abschließend wollen wir auf das Thema Prävention eingehen. Was können Männer selbst zur Prostatagesundheit beitragen?

Markus Hörmann: Prävention umfasst vor allem zwei Ebenen: primäre Prävention zur Verminderung von Risikofaktoren und frühzeitige Erkennung. Für Prostataerkrankungen sind regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und moderater Alkoholkonsum sinnvolle Maßnahmen im Alltag. So kann man das Risiko für Blasenfunktionsstörungen verringern. Regelmäßige ärztliche Vorsorge, insbesondere für Männer ab dem mittleren Lebensalter, ist wichtig. Dazu gehört ein Gespräch über Symptome, Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin, da vaskuläre und metabolische Erkrankungen oft gemeinsam mit Prostataerkrankungen auftreten können. Wenn sich Beschwerden zeigen, sollte man nicht zögern, medizinischen Rat einzuholen, denn eine frühzeitige Abklärung ermöglicht oft schonende Behandlungswege. Besonders wichtig ist zudem eine ehrliche Aufklärung über Risiken und Nutzen verschiedener Therapien, damit Entscheidungen getroffen werden können, die die Lebensqualität langfristig erhalten oder verbessern.

Bei diesem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung.