"Welcome" steht ganz oben auf dem Programm beim Konzert für Posaunenchor und Orgel in der Coburger Morizkirche. Doch eigentlich ist die Vortragsfolge, die nach dem musikalischen Willkommen aus der Feder von Reinhold Schelter erklingt, ein bisschen auch ein Abschiedsgesang.
Denn ein Abschied auf Zeit steht den Freunden der Kirchenmusik an St. Moriz in knapp einem Vierteljahr bevor. Immerhin wird das Gotteshaus, in dem einst auch Martin Luther predigte, nach Ostern für eine umfassende Innenrenovierung geschlossen. Coburgs Kirchenmusikdirektor Peter Stenglein, musikalischer Leiter und Organist dieses Konzerts, spielt denn auch als Moderator mehrfach an auf diese bevorstehende Schließung für 18 Monate.
Flotte Virtuosität Bei der Ankündigung von Dieter Wendels "Best Memories" lässt Stenglein dann den Blick schweifen an die Decke von St. Moriz, wo bereits vor geraumer Zeit Farbmuster aufgetragen worden waren. Fünf Jahre sind seitdem vergangen. "Die Orgel wird mir fehlen", sagt Stenglein und bringt die große Schuke-Orgel an diesem Konzertnachmittag nochmals bewusst kontrastreich zum Klingen.
Mit seiner Werkauswahl reizt er den Klangfarbenreichtum des dreimanualigen Instruments geschickt aus - in ausgewählten Sätzen aus einer Suite des französischen Barockmeisters Louis-Nicolas Clérambault ebenso wie in Bachs ausdrucksvoll interpretierter Choralbearbeitung "Nun danket alle Gott".
Mit der Toccata op. 67 des in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Organist in Paris lebenden britischen Komponisten Georges Mac-Master serviert Stenglein den Zuhörern dann noch ein wenig fröhliche, flott dargebotene Virtuosität.
Bunte Vielfalt quer durch die Epochen ist seit jeher ein Markenzeichen der Posaunenchorkonzerte unter Peter Stengleins Leitung. In diesem Jahr spannt sich der Bogen von Intraden Melchior Francks, des Hofkapellmeisters von Herzog Johann Casimir, bis zu zeitgenössischen Sätzen aus der Feder von Dieter Wendel.
Abgerundeter Klang Unter Stengleins sorgfältig gestaltender Leitung beweist der Posaunenchor seine stilistische Bandbreite. Stets konzentriert verwandelt der Posaunenchor die gestalterischen Impulse seines Dirigenten in tragfähigen, abgerundeten Klang.
Auch im kraftvollen Blechbläsergewand bewahren sich Sätze aus einer Ballett-Oper Jean Philippe Rameaus ihren eleganten Charme. Im letzten Teil des Programms lässt Stenglein den Posaunenchor dann sogar ein wenig swingen.
Die Konzerte des Posaunenchors erfreuen sich bemerkenswerter Beliebtheit beim Publikum, wie der zahlreiche Besuch in St. Moriz beweist.
Kein Wunder, dass die Zuhörer die Interpreten erst nach zwei Zugaben mit ausdauerndem Beifall endgültig verabschiedeten.
Übrigens: Auch im nächsten Jahr, wenn die Morizkirche wegen der Sanierung nicht zur Verfügung steht, werde der Posaunenchor ein Konzert geben, verspricht Stenglein. Wo? "Lassen Sie sich überraschen."
So geht es weiter bei der "Musica Mauritiana" Sonntag, 16. Februar, 10 Uhr Gottesdienst mit Bachkantate "Was Gott tut, das ist wohlgetan" - Vokalsolisten, Instrumentalisten, Bach-Kantaten-Chor (Projektchor), Leitung und Orgel: Peter Stenglein
Sonntag, 23. Februar, 17 Uhr Bläserensemble "Blech 10", Leitung: Lahnor Adjei (Eintritt sprogramme an der Tageskasse)
Sonntag, 30. März, 17 Uhr Maurice Duruflé "Requiem" - Michaela Maucher, Martin Trepl, Kantorei St. Moriz, Matthaus Neumann (Orgel), Leitung: Peter Stenglein (Eintrittskarten ab 1. März bei Tourismus Coburg, Tel.
09561/898044).
Karfreitag, 18. April, 17 Uhr Gottfried August Homilius "Johannespassion" (Coburger Erstaufführung) - Gerlinde Sämann, Bhawani Moennsad, Nils Giebelhausen, Erik Fergusson, Main-Barockorchester Frankfurt, Coburger Bachchor, Leitung: Peter Stenglein (Eintrittskarten ab 18. März bei Tourismus Coburg, Tel. 09561/898044). - Letztes Konzert vor der Sanierung des Innenraums von St. Moriz