Jusos & Junge Coburger gegen "Kahlschlag" bei Jugend

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Symbol in Gefahr? Das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers sieht Einsparpotenziale für die Stadt bei den Jugendeinrichtungen.
Symbol in Gefahr? Das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers sieht Einsparpotenziale für die Stadt bei den Jugendeinrichtungen.
Dominik Sauerteig (Juso)
Dominik Sauerteig (Juso)
 
Maximilian Forkel (Junge Coburger)
Maximilian Forkel (Junge Coburger)
 
Franziska Bartl (Juso)
Franziska Bartl (Juso)
 
Kurt Knoch (Junge Coburger)
Kurt Knoch (Junge Coburger)
 

Die jungen Stadtratsmitglieder der beiden großen Fraktionen wollen darüber reden, wo und wie sie allzu starke Einsparungen im Jugendbereich verhindern können. Aber am Thema "Jugendbeauftragter" scheiden sich die Geister.

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Kaum hatten die "Jungen Coburger" (JC) per Pressemitteilung bekräftigt, dass sie die Position eines Jugendbeauftragten im Stadtrat für notwendig halten, melden sich die Jusos im Coburger Stadtrat zu Wort. Anstatt einen Jugendbeauftragten zu fordern, sollten die Jungen Coburger - namentlich die Stadtratsmitglieder Maximilian Forkel und Kurt Knoch - lieber unterstützen, dass die Jugend ihre Interessen selbst formulieren kann, schreiben Franziska Bartl und Dominik Sauerteig (SPD).

Vor allem aber fordern die beiden Jusos ihre JC-Kollegen auf, "Mehrheiten gegen den finanziellen Kahlschlag bei der Jugendförderung" zu organisieren. Denn: "Erste Fraktionen deuten unter dem Deckmantel der notwendigen Haushaltskonsolidierung an, über die Existenzberechtigung wichtiger (...) Einrichtungen der Jugendförderung intensiv diskutieren zu wollen, wohl mit dem Ziel diesen Einrichtungen ein Ende zu setzen."


Bei der Jugend sparen

Im Oktober 2014 hatte der Stadtrat das Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) beauftragt, den Coburger Haushalt nach Einsparungsmöglichkeiten zu durchforsten. Kurz vor Weihnachten stellten die Gutachter ihre ersten Ergebnisse in einem Workshop vor, an dem Vertreter der Verwaltung und des Stadtrats teilnahmen. Wie die Unterlage zu dem Workshop zeigt, wurden die Gutachter unter anderem im Jugendbereich fündig: Rund 250 000 Euro könnten bei "sonstigen Leistungen" gestrichen werden, rund 478 000 bei "Einrichtungen der Jugendarbeit".

Zu diesen Einrichtungen, die von der Stadt finanziert werden, gehören das Jugendhaus Domino, das Kinder- und Familienzentrum, das Kinder- und Jugendzentrum Wüstenahorn sowie die CoJe (Stadtjugendring). Alles in allem fördert die Stadt diese vier Einrichtungen mit 1,26 Millionen Euro im Jahr, wobei das Kinder- und Jugendhaus Wüstenahorn von der Stadt direkt betrieben wird. Für das Familienzentrum in der Judengasse und das Juz an der Schützenstraße hat der Verein Domino die Federführung.


Vergleich mit anderen Städten

Unter "sonstige Leistungen" listen die PwC-Berater kleinere Jugendtreffs wie den auf der Bertelsdorfer Höhe (Caritas) oder in den Stadtteilen (Ejott), Beratungsangebote wie die des Kinderschutzbunds im Familienzentrum oder die Jugendsozialarbeit an Schulen. Diese Leistungen summieren sich laut PwC-Gutachten auf insgesamt rund 740 000 Euro pro Jahr. Davon könne die Stadt ein gutes Drittel einsparen, meinen die Gutachter. Sie sagen allerdings nicht, wo beziehungsweise bei welchen Einrichtungen oder Angeboten. Aber sie weisen darauf hin, dass Coburg im Bereich der freiwilligen Jugendhilfe weitaus mehr Geld ausgibt als vergleichbare Städte. Gemessen daran, müsste Coburg sogar das Doppelte der genannten Beträge einsparen, heißt es in der Arbeitsunterlage für den Workshop.

Jugend werde nicht dadurch "ernst genommen", dass ein "Sprachrohr" installiert werde, sondern dadurch, dass "finanzielle Mittel auch weiterhin im notwendigen Umfang bereitgestellt werden", schreiben die Jusos an die JC. Konkret nennen sie die Förderung für Kinder- und Jugendzentren und Jugendtreffs. Außerdem sei unter dem Dritten Bürgermeister Thomas Nowak der "Runde Tisch Jugend" wiederbelebt worden, der über den Agenda-Arbeitskreis sogar Anträge direkt an den Stadtrat stellen könne. Mit Hilfe der vom Bundesfamilienministerium finanzierten "Partnerschaft für Demokratie in der Stadt Coburg" sei überdies ein "Jugendforum" beim Stadtjugendring eingerichtet worden, das sogar über einen eigenen Etat verfüge. Büroleiterin der "Partnerschaft für Demokratie" ist Stadträtin Franziska Bartl.


Gemeinsames Ziel

Der Brief schließt mit dem Appell, die Bemühungen um eine bessere Busanbindung der Hochschule zu unterstützen. Dafür wollen sich die Jusos stark machen - und die JC, wie sie am Dienstag mitteilten. Denn weil die Jusos ihren Brief auch direkt an die JC schickten, traf am Dienstag auch schon eine Antwort ein. In Sachen Busverbindung hätten die JC schon Gespräche in der Stadtverwaltung geführt. "Im Sinne dieses absolut notwendigen Zieles würden wir uns über eine Zusammenarbeit sehr freuen. Lasst uns kommende Woche darüber sprechen", schreibt Kurt Knoch.

"Einen finanziellen Kahlschlag im Jugend-Bereich werden wir sicher nicht mittragen", betont er. "Sofern ein solcher tatsächlich auf die politische Agenda gebracht würde, würden wir uns selbstverständlich mit aller Kraft dagegen stemmen." Allerdings, so Knoch, sei es auch im Sinne der jetzt jungen Generation, die Stadt nicht zu verschulden.

Einer Zusammenarbeit als junge Stadträte stünden die JC grundsätzlich offen gegenüber, betont Knoch: "Gerne können wir unsere bisherige gemeinsame Arbeit im Runden Tisch Jugend, im Jugendforum und in den gemeinsamen Senaten weiter intensivieren. Schließlich sind wir doch alle junge Coburger, die unsere Stadt voranbringen möchten."


Trotz allem ein paar Seitenhiebe

Zusammenarbeit ja - aber die Unterschiede werden doch betont. Süffisant weisen die beiden Jusos darauf hin, dass die JC-Stadträte es eingesehen hätten, dass ihre Interessen innerhalb einer großen Fraktion eher Gehör finden als allein. Die JC treten bei Kommunalwahlen als eigenständige Liste an, doch sowohl Forkel als auch Knoch sind Funktionäre in der CSU. Beide "sollten daher in erster Linie auch dafür sorgen, dass Jugendbeteiligung in der Coburger CSU auch in Kommunalwahlzeiten großgeschrieben und der eigene Parteinachwuchs ernst genommen wird, wenn es um die Aufstellung von Wahllisten geht", schreiben Franziska Bartl und Dominik Sauerteig (SPD).

Die Forderung nach einem Jugendbeauftragten sei hoffentlich kein Zeichen der "Resignation" angesichts eines "womöglich überzogenen Sparwillens" der CSU im Jugendbereich. Außerdem weisen Bartl und Sauerteig darauf hin, dass gemäß dem CSU/JC-Antrag auf Schaffung eines Jugendbeauftragten nur einer der derzeit amtierenden Stadträte in Frage käme, nämlich Maximilian Forkel. Im Antrag heißt es, dass der Jugendbeauftragte möglichst aus der Altersgruppe der 14- bis 30-Jährigen stammen solle.

Was die Ablehnung des Jugendbeauftragten angehe, sollten sich die Stadt-Jusos mal mit denen im Landkreis unterhalten, kontert JC-Stadtrat Kurt Knoch. Dort ist nämlich Kanat Akin, Vorsitzender der Jusos und Kreisrat, der Jugendbeauftragte des Landkreises.