Die Beschäftigungs- und Dienstleistungsgesellschaft bietet eine Fahrradwerkstatt mit Laden sowie ein Sprachtraining.
Konrad Junker hat es geschafft: Er hat nimmt am Vector-Projekt der Coburger Dienste teil und lernt die deutsche Sprache am Arbeitsplatz. Zwölf Wochen dauert diese Maßnahme. Danach wird er in der neu installierten Fahrradwerkstatt arbeiten. Dort werden Zweiräder repariert oder auch zusammengebaut. Passenderweise heißt der neue Laden, der am Donnerstag bei den Coburger Diensten in der Ketschendorder Straße 86-88 eröffnet wurde, "2 zu 1".
"Die Stadt ist bei diesem Programm mit im Boot", erläutert Projektleiter Werner Müller. "Vom CEB bekommen wir die Schrotträder, aus denen wir neue machen." Zusätzlich braucht die Beschäftigungs- und Dienstleistungsgesellschaft jedoch Spenden und ist dankbar für jedes Rad, aber auch für Einzelteile.
Irgendwann könnte die Werkstatt zu einem Repair-Café weiterentwickelt werden.
Vor allem für die Geflüchteten, die in der Region leben, ist das Fahrrad eine Möglichkeit, mobil zu werden. Was nicht selten eine erste Voraussetzung dafür ist, den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen. Momentan sind 190 Flüchtlinge in der Stadt und 180 im Landkreis im sogenannten Leistungsbezug. Sie möchten arbeiten und sind hochmotiviert, wie die Leiter der Jobcenter Coburg Stadt, Frank Bittel, und Coburg Land, Thomas Friedrich, wissen. Es galt also, Ideen zu sammeln, wie eine Integration der geflüchteten Menschen realisiert werden kann.
Keine hohen Hürden
"Auch wir haben uns daran beteiligt", sagt Werner Müller. Ergebnis: die Fahrradwerkstatt, mit der zum einen Abfall vermieden und gleichzeitig Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) geschaffen werden können.
Und das Vector-Projekt, bei dem die Teilnehmer produktionsorientiert die deutsche Sprache erlernen. "Das Angebot ist niedrigschwellig und für besonders Benachteiligte gedacht - egal ob sie gesundheitlich angeschlagen sind oder einen niedrigen Bildungsstand haben." Die Zielgruppe sind zum einen Flüchtlinge, die im vergangenen oder in diesem Jahr in die Region gekommen sind, aber auch Migranten, die schon länger da sind und bisher nicht in Arbeit gebracht werden konnten.
Je zehn Plätze stehen für die Jobcenter Coburg Stadt und Coburg Land zur Verfügung. Dazu kommen noch einmal 15 Plätze für das Vector-Projekt. Bisher konnten von den zusammen 35 Plätzen allerdings erst vier besetzt werden. "Es sind meist organisatorische Probleme. Wir haben da mit dem Bundesamt für Migration schon schlechte Erfahrungen gemacht", bedauert Werner Müller. Aber er will nach vorne schauen und ist zuversichtlich.
Vor allem, weil die Kooperation mit den Jobcentern funktioniert.
Das bestätigt auch Thomas Friedrich vom Jobcenter Coburg Land. "Seit 12, 13 Jahren haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit", sagt er. Tatsächlich sei es nicht ganz leicht, die Menschen mit Fluchterfahrung in den Arbeitsmarkt zu integrieren. "20 bis 25 Prozent von ihnen verlassen die Region wieder." Meist gehe es dabei um Familienzusammenführung. Und: "Gut Qualifizierte haben sich schon in der Heimat orientiert und wissen genau, wohin sie wollen."
Frank Bittel, Geschäftsführer des Jobcenters Coburg Stadt, ergänzt, dass auch die Voraussetzungen bei den Betroffenen sehr unterschiedlich seien. Vom Analphabeten bis zum Spezialisten sei alles dabei. "Deshalb sind niedrigschwellige Angebote wie die der Coburger Dienste so wichtig", stellt er fest. Momentan sei die Aufnahmebereitschaft des Marktes und die Motivation der Geflüchteten hoch.
Und damit kein falsches Bild entsteht, betonen sowohl Werner Müller als auch Thomas Friedrich und Frank Bittel, dass auch für deutsche Langzeitarbeitslose Geld in die Hand genommen und immer wieder neue Maßnahmen und Projekte initiiert würden. "Es gibt kein Gegeneinander-Ausspielen", sagt Werner Müller.
Kleine Frage
wer ist Konrad Junker und woher kommt er als Flüchtling, wenn er jetzt die deutsche Sprache lernen muss. Ist dieser Artikel schlecht recherchiert?
Folgender Artikel in der Neuen Presse, demnach ist diese Projekt auch für Langzeitarbeitslose wie Herrn Junker, so meine bescheidene Vermutung:
Aus alt macht neu
Im Fahrradladen der Coburger Dienste sollen Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Und auch Langzeitarbeitslose finden hier eine neue Aufgabe.
Foto: Steffi Wolf Konrad Junker ist einer von insgesamt 35 Teilnehmern, die im Fahrradladen eine Maßnahme beginnen. Dort können ab sofort Gebrauchträder aber auch Fahrradteile abgegeben werden.
Coburg - Neues Angebot der C