In Altenhof, da spielt der Biber Hase und Igel
Autor: Berthold Köhler
Altenhof, Mittwoch, 17. Oktober 2018
Im Tambachtal (Landkreis Coburg) haben sich mehrere Biber einen Lebensraum geschaffen. Nun läuft die Suche nach einer Lösung für das Problem.
Was soll er auch anderes sagen? "Man muss den Kerl schon bewundern", sagt Georg Ruppert, während er zum x-ten Mal in den vergangenen Monaten einen Biberbau aus dem Tambach entfernt. Mit Ruppert (Coburger Biberbeauftragter beim Bayerischen Bauernverband) und dem Biber ist es so wie in der Geschichte mit dem Hasen und dem Igel - kaum ist Ruppert da, macht sich der Biber wieder aus dem Staub. Nur die Dämme, die lässt er da. Und das könnte irgendwann einmal zum Problem werden.
Warum, das zeigt Ruppert ein paar Hundert Meter vom größten Biberbau im Tambach entfernt: Unterhalb der Staatsstraße, die durch Altenhof führt, steht das durch Biberarchitektur aufgestaute Wasser so hoch, dass sich große Rohre unterhalb der Wohnbebauung zu drei Vierteln im Wasser befinden. Wenn es stark regnet, soll über die Rohre das Oberflächenwasser in den Tambachgrund fließen - das kann es aber nicht, weil dort schon das Wasser steht. "Bei Starkregen werden wir hier ein Problem bekommen", da ist sich Ruppert sicher. 30 bis 40 könnten nach Einschätzung des Landwirts "absaufen".
Deshalb macht sich auch Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) "große Sorgen", dass die Anwohner Schäden erleiden können. Grundsätzlich hat Bauersachs ja nichts gegen Biber, auch nicht im Tambachgrund, der - da sind sich alle einig - eigentlich ein guter Lebensraum wäre. Eigentlich. Wenn da nicht das Problem mit der Oberflächenentwässerung wäre. Und da sieht der Bürgermeister die Gemeinde und damit auch sich in der Pflicht. Der Bürger habe ein Recht darauf, dass die Infrastruktur - wie die Oberflächenentwässerung - funktioniere.
Wie wär's mit einer Umgehung?
Das Gelände zwischen Altenhof und dem Tambacher Teich ist biberbedingt inzwischen zum regelmäßigen Treffpunkt der Spezialisten geworden. Georg Ruppert, das Landratsamt, das Wasserwirtschaftsamt und die Gemeinde haben schon einiges ausprobiert. Sie haben Elektrozäune aufgestellt (was kurze Zeit was gebracht hat) und Rohre durch die Biberdämme gelegt. "Aber so richtig hat bis jetzt noch nichts funktioniert", räumt Petr Penz (er ist beim Wasserwirtschaftsamt in Kronach für die Gewässer im Coburger Land zuständig) offen ein.
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Deshalb ist bis auf Weiteres und mit Genehmigung des Landratsamtes Georg Ruppert der ärgste Feind des Altenhofer Bibers. Der Seßlacher Landwirt rückt regelmäßig (manchmal sogar mit Unterstützung) an und entfernt Biberbauten aus dem Bachlauf. "Aber das kann keine dauerhafte Lösung sein", sagt der Bürgermeister, auch wenn Rupperts Arbeitsleistung über die Regierung von Oberfranken durch finanzielle Mittel aus dem Bereich der Landschaftspflege beim Bibermanagement entlohnt wird. Aber so viel Zeit, wie man für den Biber bräuchte, erklärt Ruppert, hat auch er nicht: "Nach zwei, drei Tagen ist hier wieder alles so, als ob nichts gewesen wäre." Dann läuft er weiter, zeigt auf einen frisch umgenagten Baum und sagt schmunzelnd: "Wäre eine schöne Wildkirsche geworden. Aber auch die schmeckt dem Biber."
Aus den Gesprächen wird klar, dass alle Beteiligten mit ihrem Latein vielleicht nicht schon am Ende, aber nicht mehr weit davon entfernt sind. Klar - es gibt weitreichende Ideen wie einen zweiten Bachlauf als "Umgehung" für den Tambach um das Biberbiotop zu bauen. Aber wer soll die bezahlen? Petr Penz setzt lieber auf die Politik der kleinen Schritte, "in enger Absprache mit dem Landratsamt". Denn einfach so drauflosärgern können sie den Biber eh nicht. "Denn grundsätzlich muss man sagen: Das Tier steht unter Schutz", betont der Wasserwirtschaftlicher Penz.