Neue Zahlen zeigen: Immer noch ist der Personalstand in Gaststätten auch in Coburg niedrig. Das liegt nicht nur an Corona.
Die Sperrstunde ist aufgehoben. Die Bars und Kneipen in Coburg können wieder länger öffnen. Aber das Personal fehlt. Ein Problem, das nicht nur den Coburger Gastronomen schwer im Magen liegt, wie das bayerische Landesamt für Statistik bestätigt. Die Zahl der in der bayerischen Gastronomie Beschäftigten sank im Jahr 2021 erneut um 8,8 Prozent. Alleine in der erfassten Sparte "Ausschank von Getränken" lag der Rückgang bei 11,6 Prozent. Schon im Jahr 2020 gingen die Beschäftigungszahlen stark zurück und es sieht nicht so aus als würde sich diese Situation schnell ändern, bestätigt Stefan Sauerbrey, Führungsmitglied der Dehoga Coburg. Aber: Das scheint nicht nur mit der Pandemie zusammenzuhängen.
Viele Stellen, keine Bewerber
Viel Personal ist aber tatsächlich wegen Corona in den Einzelhandel abgewandert. Solange die Unsicherheit über einen erneuten Lockdowen da ist, werden viele den Weg in die Gastronomie auch nicht mehr wagen. Das merkt Sauerbrey auch bei den Bewerberzahlen auf seine Stellenausschreibungen. Waren es vor Corona noch im Schnitt zehn Bewerber, hat er nun nur noch zwei bis drei für eine Stelle. Sauerbrey ist sich aber sicher: "Wem es vorher in der Gastro Spaß gemacht hat, der kommt wieder zurück."
Den bestehenden Personalmangel versuchen er und seine Kollegen mit gezielten Ruhetagen oder verkürzten Öffnungszeiten auszugleichen. Auch Feiern werden nicht mehr alle von ihm und seinem Team angenommen, um der Knappheit entgegen zu treten. "Man hat immer im Hinterkopf, ob nochmal ein Lockdown kommt.", sagt Sauerbrey. Planungssicherheit ist da natürlich nur bedingt gegeben.
Kaum Trinkgeld
Ein "Riesen-Thema" ist die Suche nach Personal aktuell auch für Nima Khorsandi. Klar, der Coburger Gastronom hat sich ja auch einiges vorgenommen: Neben seiner Wohnzimmer-Bar im Steinweg will er in diesem Jahr wieder den Stadtstrand im Rosengarten und den Goldstrand am Goldbergsee auf die Beine stellen, sowie im Juli erstmals das Schlossplatzfest veranstalten - und dann übernimmt er auch noch die Gastronomie beim Coburger Golfclub in Tambach. Sprich: Er braucht sehr viel Personal! Schaffen will er dies vor allem mit einer guten Bezahlung. Nima Khorsandi gibt allerdings auch zu bedenken: "In der Gastronomie spielt auch das Trinkgeld eine sehr wichtige Rolle." Und da habe die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen. Denn selbst, wenn in den Lockdowns mit Hilfe von Kurzarbeitergeld der Ausfall des reinen Lohns ausgeglichen wurde: Das entgangene Trinkgeld konnte niemand ersetzen. Deshalb hätte sich in den vergangenen zwei Jahren auch kaum jemand dafür entschieden, neu in die Gastrobranche zu gehen - während aber gleich mehrere die Branche verlassen hätten, weil die Perspektiven schlichtweg zu ungewiss waren. Doch mittlerweile blickt Khorsandi wieder zuversichtlich nach vorne: "Es wird noch ein paar Monate, aber spätestens im Sommer, wenn wieder gutes Wetter ist und die Leute gut drauf sind, dann werden auch wieder Menschen vermehrt in der Gastro arbeiten wollen."
Nicht nur Corona Schuld
Dass der anhaltende Personalmangel aber nicht nur an der Corona-Pandemie liegt, bestätigt Mike Russek, der Betreiber des "Toxic-Toast". Er hatte auch schon vor der Pandemie Probleme Beschäftigte zu finden. Vor allem Studenten, die als Aushilfen eingesetzt werden, sind rar. Das liegt laut Russek zum einen an den immer straffer werdenenden Stundenplänen der Hochschulen.
"Aber in der jüngsten Vergangenheit waren ja auch viele Studenten Distanzunterricht. Und wenn die deshalb gar nicht hier in der Stadt sind, dann können die auch nicht in der Gastro arbeiten."
Harte Arbeit
Insgesamt hätten Jobs in der Gastronomie auch an Attraktivität verloren, sagt Russek. Er selber habe bislang keine großen Probleme gehabt, Belegschaft zu finden, aber einfacher geworden sei das auch nicht: "Die Leute scheuen oft die Arbeit zu später Stunde. Oder ganz besonders am Wochenende. Viele ziehenlieber selber mit Freunden los."