Die Stadt hätte gern mehr ICE-Halte, die Bahn kann diese aber nicht so schnell bewerkstelligen. Ein Grund: Die passenden Züge fehlen.
Es waren einige Kritikpunkte, die Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) und IHK-Präsident Friedrich Herdan der Bahn AG vorwarfen: Die Bahn kümmere sich nicht um den Zustand des Coburger Bahnhofs und sie halte ihr Versprechen nicht, bei ausreichender Nachfrage mehr ICE in
Coburg halten zu lassen. Mehr noch: Wenn künftig einer der ICE nach Wien statt nach München weiterfahre, sei das eine Verschlechterung für Coburg.
Auf den offenen Brief der beiden Kommunalpolitiker (Herdan sitzt auch für die CSU im Stadtrat) antwortet nun der Bahn-Konzernbevollmächtigte für Bayern, Klaus Dieter Josel.Er bemüht sich um versöhnliche Töne, ohne mehr in Aussicht zustellen, als die Bahn bislang schon getan hat: Mehr ICE-Halte gibt es frühestens zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019. Vorher nicht - auch, weil die Bahn noch gar nicht über genug Züge verfügt. Die neuen ICE 4 seien zwar bestellt, würden aber erst nach und nach ausgeliefert, schreibt Josel. Und derzeit habe der Ausbau der Sprinter-Verbindungen zwischen den Metropolen Vorrang.
Auch sei es nicht möglich, Coburg, so wie gefordert, in den Stundentakt einzubinden. Denn dann würde die Fahrt von Berlin nach München zehn Minuten länger dauern, und das hätte - je nach Fahrtrichtung - zur Folge, dass Reisende, die in Erfurt oder Nürnberg umsteigen wollen, ihre Anschlüsse verlieren würden. "Insgesamt hätten dadurch deutlich mehr Reisende Nachteile, als von den zusätzlichen Halten in Ihrer Stadt profitieren würden."
Deshalb fahre der ICE nach Coburg in Tagesrandlage morgens und abends sowie zusätzlich zum normalen Stundentakt. Deshalb werde Coburg ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 auch Haltepunkt des neuen ICE Berlin-Wien. Wer nach München wolle, sei "über optimal abgestimmte Anschlüsse in Nürnberg" etwa so schnell wie mit den heutigen Direktzügen. Wegen des ICE aus/nach Wien wird der Zug nach München (Abfahrt 15.04 Uhr) wegfallen. Betroffen seien davon im Schnitt 15 Fahrgäste pro Tag, die in Coburg zusteigen, schreibt Josel. Etwa zwei Drittel der 300 Fahrgäste, die in Coburg täglich ein- oder aussteigen, komme von Berlin oder wolle dorthin. Aber in Richtung München stehe ja alle zwei Stunden ein schneller Regionalexpress auf der Neubaustrecke nach Nürnberg zur Verfügung.
Vermisst wird in Coburg ein früher Zug in Richtung Berlin an den Samstagen. Das sei technisch bedingt, schreibt Josel: Der Zug ab Nürnberg "muss aus Gründen des Fahrzeugeinsatzes auch im kommenden Fahrplan zwingend mit einem ICE 3 (Baureihe 403) erfolgen, um dann in Berlin eine zeitnahe Folgefahrt zu ermöglichen." Der ICE 3, normalerweise als Sprinter im Einsatz, verfüge aber über eine spezielle Bremsart, "die für die Coburg-Ausschleifung leider nicht zugelassen ist".
Dafür erhalte Coburg aber einen Halt um 11.45 Uhr an Samstagvormittagen. Der sei "unter anderem für Besucher aus München interessant, die einen Tagesausflug nach Coburg unternehmen wollen", macht Josel geltend. Aber auch für die Coburger selbst, die dann für ein Wochenende nach Berlin fahren könnten (Ankunft gegen 14 Uhr). Oder aber die Coburger nehmen schon am Freitag den Zug aus Wien, der die Hauptstadt gegen 18 Uhr erreicht.
Dass Josel so ausdrücklich Werbung macht, hat seinen Grund: "Ich bedaure außerordentlich, dass Sie die Planungen der DB Fernverkehr AG für das Planjahr 2019 als unattraktiv und Verschlechterung für Ihre Stadt bewerten und unsere Argumentation öffentlich als unsinnig beschreiben", heißt es in seinem Brief. "Nach wie vor kann ich Ihnen versichern, dass wir bei unseren Langfristplanungen selbstverständlich auch die Bedürfnisse der Menschen in Coburg im Blick behalten. Deshalb prüfen wir bereits ab Ende 2019 mit dann weiteren verfügbaren ICE-Fahrzeugen die Möglichkeit zusätzlicher ICE-Halte in Coburg und somit noch mehr Direktverbindungen anbieten zu können." Ab Herbst 2018 würden diese Planungen konkret, schreibt Josel.
Auf den Zustand des Bahnhofs (keine Toiletten, nicht funktionierende Aufzüge) will Josel in einem eigenen Brief eingehen, wie er schreibt.