Der Krankenkassenverband hat acht Hospizplätze für Coburg abgesegnet. 2016 wird gebaut. Träger ist der Caritasverband.
Ihre Beharrlichkeit und Zuversicht haben sich gelohnt: Nach zehn Jahren zähen Kampfes freuen sich die beiden Vorsitzendes des Vereins Lebensraum - ein Hospiz für Coburg, Vera Romahn und Helga Schadeberg, sowie der Geschäftsführer der Caritas Richard Reich, über den Spatenstich im Frühjahr 2016. Auf dem Gelände in der Kükentalstraße hinter dem Pflegeheim wird ein Hospizhaus für wenigstens acht Sterbenskranke gebaut.
Krankenkassen mit im Boot
Viele Hürden mussten seit der Vereinsgründung im März 2006 genommen werden. Grund zur großen Freude jetzt ist der Versorgungsvertrag. Der besagt, dass alle Krankenkassen mit im Boot sind und 90 Prozent der Kosten übernehmen werden. Die zehn Prozent Betriebskosten hat der Förderverein Lebensraum aufgebracht. Es kann also endlich gebaut werden.
400 000 Euro haben der Vorstand und die Mitglieder in den vergangenen Jahren gesammelt und zusammen getragen. Ob aufgestellte Sammelbüchsen, Lesungen und Buchverkäufe, Menschen, die auf Blumen zum Begräbnis oder auf Geburtstagsgeschenke verzichteten, mit jedem Euro ist das Hospizhaus in Coburg um einen weiteren Stein gewachsen.
"Aufgabe war es, die Unkosten für die ersten fünf Jahre durch Spenden abzusichern. Das haben wir geschafft", sagt Helga Schadeberg, die an die durchaus schwierigen Anfänge der Coburger Hospizhausbewegung erinnert. "Wir sind stolz darauf, so viele kleinere Einzelspender gefunden zu haben", ergänzt Vera Romahn. Denn im Grunde bedeute dies die Unterstützung vieler Menschen in der Region.
Oberfranken ist nach dem Bedarfsplan mit zwei Hospizeinrichtungen (zehn Plätze in Bayreuth und acht in Neila) ausreichend versorgt. Doch von einer flächendeckenden Absicherung konnte nie gesprochen werden. Gesetzlich sei festgelegt, dass ein Hospiz nicht länger als eine halbe Stunde Fahrzeit vom Wohnort entfernt liegen sollte. Mit dem Bau des Hauses in Coburg wird das jetzt erfüllt.
Drei Gutachten waren notwendig
Drei unterschiedliche Gutachten, die alle zum gleichen Ergebnis kamen, waren notwendig, um den Krankenkassenverband zu überzeugen. Sechs bis acht Plätze ergab die Bedarfsermittlung für Coburg Stadt und Land. Ausschlaggebend war schließlich die wissenschaftliche Untersuchung von Modus, die die Stadt Coburg in Auftrag gegeben hatte.
Jetzt liegen die Pläne vor und das Haus nimmt vor den Augen der beiden engagierten Frauen schon Gestalt an. Hell und freundlich sind die Zimmer gestaltet, ebenerdig erreichbar. Neben den Räumen für die "Kunden", wie die Sterbenden genannt werden, gibt es einen Raum der Stille und Zimmer für die Angehörigen. Im ersten Stock ist Platz für Besprechungen, Dienstzimmer und Umkleiden. Die Hospizbegleiter können sich da zurück ziehen oder sich kleine Auszeiten von der emotional anstrengenden Arbeit gönnen. Das Haus liegt mitten im Grünen, den Garten können die Patienten sogar im Bett erreichen - "vielleicht, um noch einmal einen wunderschönen Sternenhimmel zu beobachten", sagt Helga Schadeberg.
Endstation ohne Schmerzen
Ins Hospizhaus, für das übrigens noch ein Name gesucht wird, gehen die Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 19 bis 21 Tage. Begleitet werden sie dabei von Krankenschwestern mit einer besonderen Palliativausbildung. "Anders als auf der Palliativstation im Klinikum, wo sich vieles noch um die Krankheit dreht, steht im Hospizhaus der Mensch im Mittelpunkt. Ein würdiges Sterben soll ermöglicht werden. "Schläuche und große Apparaturen gibt es da nicht mehr. Entscheidend ist eine gute Schmerztherapie", erläutert Vera Romahn.
Mit dem neu installierten SAPV-Team, der spezialisierten ambulanten Palliativ-Versorgung durch Palliativmediziner ist auch die Notfallversorgung rund um die Uhr im Hospizhaus gewährleistet.
Hospizhaus Bauherr,Träger und Arbeitgeber ist der Caritasverband Coburg Stadt und Land. Der Förderverein Lebensraum - ein Hospiz für Coburg sammelt Spenden und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit.
Baubeginn Frühjahr 2016, geplante Fertigstellung 2017
Welthospiztag Der diesjährige Welthospiztag steht unter dem Motto "Hospiz- und Palliativversorgung. Für all. Überall." Damit soll der Forderung Nachdruck verliehen werden, jedem Menschen, unabhängig von der Erkrankung, der persönlichen Lebenssituation oder vom Versorgungsort, eine qualitativ hochwertige palliative und hospizliche Behandlung zur Verfügung zu stellen.
In der
Charta, die am Freitag, 9. Oktober, auch von der Stadt Coburg und den beiden örtlichen Hospizvereinen unterzeichnet wird, wurden fünf Leitziele formuliert, um die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen zu verbessern. Dazu spricht um 19 Uhr Franziska Kopitzsch aus Berlin im Pfarrzentrum St. Augustin.