Der Spatenstich am Freitag, 18. September, gibt den offiziellen Startschuss: 65 Millionen Euro investiert der Freistaat in die Hochschule Coburg. "Am Ende wird der Campus nicht wiederzuerkennen sein", sagt Hochschulpräsident Michael Pötzl.
Der Spatenstich ansich ist freilich nur ein symbolischer: Die Bagger und Mörtellaster rollen schon, um die Fundamente für das Zentrum für Mobilität und Energie (ZME) und die Parkpalette zu schaffen. Letztere soll in einem Jahr in Betrieb gehen, das ZME soll 2017 fertig werden. Bis dahin werden Studierende und Mitarbeiter der Hochschule mit weniger Parkplätzen auskommen müssen. Denn für das ZME fällt ein Teil des bisherigen Dozentenparkplatzes weg, und so lange auf dem Studierendenparkplatz an der Parkpalette gebaut wird, werden dort auch etliche Stellplätze fehlen. Der Parkplatz an der Sonneberger Straße wurde zwar erweitert, aber unterm Strich "fehlt ein Drittel" der bisherigen Parkkapazitäten, sagt Hochschul-Sprecherin Margareta Bögelein.
Alternative: Radfahren
Für Hochschul-Präsident Professor Michael Pötzl gehört der Parkplatzmangel zu den lösbaren Problemen. Zum einen sei die Zahl der Parkplätze, gemessen an Großstadt-Hochschulen, immer noch gut ("da sind wir in Coburg verwöhnt"). Auch seien die Entfernungen überschaubar. Zum zweiten werde den Studierenden ein Semesterticket für den Coburger Stadtbus angeboten, und über bessere Verbindungen zur Hochschule werde noch verhandelt. Zum dritten könnten die Studierenden Fahrrad fahren, sagt Pötzl, selbst begeisterter Radler. "Die Topografie darf für die junge Generation kein Problem sein." Außerdem hat die Hochschule eine Mitfahrer-App angeschafft, mit deren Hilfe sich die Studenten zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen können. Langfristig werde der automobile Individualverkehr ohnehin an Bedeutung verlieren, ist Pötzl überzeugt.
"Langfristig" ist auch das Ausbau-Schlüsselwort. Die Bauarbeiten bedeuten für den Hochschulbetrieb schon eine große Belastung, räumt Pötzl ein. Vor allem ab 2019, wenn das Gebäude 2 von Grund auf saniert wird und "knapp die Hälfte unserer Professoren und die Hälfte der Studierenden" ausquartiert werden müssen. Wohin, sei noch offen. "Es gibt Überlegungen", mehr möchte Pötzl dazu noch nicht sagen. Nur so viel: "Für den Güterbahnhof wäre es vermutlich zu knapp. Und es müsste dort auch jemand bauen!"
Zwist ad acta gelegt
Nur keinen neuen Konflikt mit der Stadt eröffnen. Der Zoff um die Zufahrt zum Campus war heftig genug. Pötzl hatte vehement dafür geworben, den Studierendenparkplatz von Norden her zu erschließen. Dafür hätte aber die Zufahrt zu Schloss Hohenfels (Medauschule) verbreitert werden müssen, und das lehnte der Stadtrat ab, auch wegen der Folgen für den Verkehr im Kürengrund.
Pötzl hält diese Entscheidung immer noch für falsch: "Das bedauern alle, die der Hochschule nahestanden." Für ihn ist sicher, dass die andere Zufahrt irgendwann kommen wird - dann aber auf Kosten der Stadt. Jetzt hätte der Freistaat einen Großteil davon finanziert, sagt Pötzl. "Nun bauen wir halt wie ursprünglich geplant", und die Zufahrt wird weiterhin durch den Campus führen, der doch künftig auch "ein Zuhause" für Studierende und Mitarbeiter sein soll. Dazu gehören auch Rückzugsorte, "wo man sich hinlümmeln kann mit dem Laptop" und "eine Aufenthaltsqualität im Außenbereich". Noch sehe man dem Gebäudekomplex an der Friedrich-Streib-Straße an, dass er Zug um Zug im Verlauf von 60 Jahren entstand, sagt Pötzl. Künftig soll er wirken wie aus einem Guss. "Man muss kommen und sagen: ,Wow, das hätte ich so nicht erwartet!‘" Vorbild sind die Campi in den USA: "Da ist Leben. Da verbringt man auch einen Teil seiner Freizeit."
Coburg ist von diesem Ideal Pötzl zufolge gar nicht so weit weg, vor allem wegen der vielen Studierenden-Apartments in unmittelbarer Nähe zu den Standorten Friedrich-Streib-Straße und Hofbrauhaus.
Fit für die nächste Generation
Neue Studiengänge wird der neue Campus nicht mehr mit sich bringen. Eher werde es um die Verknüpfung der vorhandenen Studiengänge gehen, sagt der Präsident. "Dass wir ab diesem Wintersemester 18 Bachelor- und 16 Masterstudiengänge haben, ist schon eine kleine Sensation!" Außerdem sei die Hochschule gerade dabei, Angebote für junge Flüchtlinge zu entwickeln, vom Gast- oder Schnupperstudium bis zum regulären Studieneinstieg.
2021 sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen werden. Pötzl dürfte dann nicht mehr Hochschulpräsident sein - nach den geltenden Regeln der Hochschule endet seine Amtszeit 2019. "Die Fertigstellung gucke ich mir dann aus dem Lehnstuhl an", sagt er und grinst.
Aber herunterspielen möchte er die Bedeutung des nun offiziell beginnenden Ausbauprogramms an der Friedrich-Streib-Straße nicht: "Es ist vielleicht einer der wichtigsten Entwicklungsschritte in der Geschichte der Hochschule, weil wir damit die Chance haben, uns auf die neue Studierendengeneration einzustellen und zeigen können, was wir tun."