Das neue Jahrbuch erzählt, wie die Kunstsammlungen zu einer bedeutenden Waffensammlung kamen und welche Hürden es beim Neubau des Naturkundemuseums gab.
Alfred Geibig zeichnet als Redakteur alljährlich für das Jahrbuch der Coburger Landesstiftung verantwortlich. Für das Jahrbuch 2015 musste er die Autoren nicht lange suchen: Der Hauptbeitrag stammt von ihm und seinem Kollegen in den Kunstsammlungen auf der Veste Coburg, Harald Grieb.
Geibig ist dort der zuständige Kurator für Waffen und Rüstungen und als solcher natürlich Waffenkenner. Dieser Umstand führte dazu, dass Professor Werner Uhlmann (Würzburg) den Kunstsammlungen 2011 seine Sammlung von über 1000 Blankwaffen aus Nordafrika und dem Orient vererbte. Derzeit ist ein Teil dieser Waffen auf der Veste zu sehen. Der Katalog, den Geibig und Restaurator Harald Grieb zu dieser Ausstellung erarbeiteten, ist nun auch vollumfänglich im Jahrbuch abgedruckt.
Das hat natürlich auch einiges an Geld gespart.
Doch das, sagt Geibig, sei nicht der Grund, warum die Beschreibung der Waffen und ihrer Herstellungs- und Verzierungstechniken ins Jahrbuch aufgenommen wurde: Die Kunstsammlungen (und damit natürlich die Landesstiftung) haben durch das Vermächtnis von Professor Uhlmann bedeutsamen Zuwachs erfahren: Rund 1000 (Zier-)Waffen sind es insgesamt, die der Mathematiker und Statistiker seit 1966 zusammengetragen hatte. Die mussten, als sie auf die Veste kamen, erst mal erfasst, gereinigt und restauriert werden. Das dauerte ein Jahr. Schon damals sei an eine "Art Hommage an den Sammler" gedacht gewesen, sagt Geibig.
Problem war nur, dass die Dolche, Äxte, Säbel, Messer und anderen Stücke zwar Sammler und Experten faszinieren, aber nicht unbedingt den Laien. Deshalb beschreibt der Katalog nicht nur, was da ausgestellt ist. Harald Grieb stellt anschaulich mit Fotos und Zeichnungen die Techniken dar, mit denen die Stücke ge- und bearbeitet wurden.
So beschreibt er allein sechs Techniken, Damaststahl weiterzuverarbeiten, erklärt, wie die Schmiede ziselieren, tauschieren und punzieren.
Verständnis wecken
Alfred Geibig schuf für den Katalog eine einfache Typologie der Waffen. "Die Typologien, die es gibt, sind unglaublich überbordend, dafür braucht man ein Studium." Das alles mit dem Ziel, dass die Besucher der Ausstellung ein Verständnis entwickeln für das, was sie da sehen. "Sonst streifen die schnell durch, stieren Blicks", wie Geibig aus Erfahrung weiß. Den Katalog zur Ausstellung "Kunstvolle Waffen des Orients" gibt es übrigens für knapp zehn Euro in den Kunstsammlungen.
Der Weg zum Naturkundemuseum am Hofgarten
Das Jahrbuch der Landesstiftung für 26 Euro bietet natürlich noch einige Inhalte mehr.
Eckhard Mönnig, stellvertretender Leiter des Naturkundemuseums, zeichnet anhand von Originalbriefen, Protokollen und Zeitungsausschnitten die Verwicklungen nach, die es ab 1908 um den Neubau eines Naturkundemuseums gab. Ursprünglich war das Naturalienkabinett im "Langen Bau" auf der Veste untergebracht. Doch der Bau war statisch gefährdet, und Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha plante ohnehin einen Um- und Ausbau der Veste.
Deshalb wurden die Sammlungen ausgelagert. Als neues Museum war zunächst das (umgebaute) Rittersteichschlösschen vorgesehen, das aber bald als ungeeignet eingeschätzt wurde. Gesucht wurde daraufhin ein Standort am Hofgarten, den der Herzog am Ende selbst festlegte. Baubeginn war dann nach jahrelangem Hin und Her im Sommer 1912. Die Grundsteinlegung erfolgte am 6. Juli. Der Grundstein wurde kurz darauf geklaut, weggeschleppt und aufgebrochen. Der Dieb hatte es wohl auf das darin eingelegte Geld abgesehen.
Fertiggestellt war der Bau im Sommer 1913, die Einrichtung war im Frühjahr 1914 fertig. Eröffnet wurde das Museum in aller Stille am Pfingstsonntag 1914.