Hauswirtschafterin mit Schick, Charme und Know how

3 Min
Anna Zielosko: "Hauswirtschaft ist mehr als putzen und räumen." Christiane Lehmann
Anna Zielosko: "Hauswirtschaft ist mehr als putzen und räumen." Christiane Lehmann
Kerstin Kolodziej, 46 : "Seit 2014 bin ich bei der Hauswirtschaft in der Wefa angestellt. Heuer werde ich meinen Abschluss an der Hauswirtschaftsschule machen. Ich habe einfach eine neue Herausforderung gesucht. Ursprünglich komme ich aus dem kaufmännischen Bereich, doch im Laufe meines Lebens wurden soziale Aspekte immer wichtiger für mich. Ich arbeite mit Kollegen und den Beschäftigten der Wefa zusammen. Es macht mir großen Spaß, die Menschen anzuleiten und begleiten. Sie sollen nach eine...
Kerstin Kolodziej, 46 : "Seit 2014 bin ich bei der Hauswirtschaft in der Wefa angestellt. Heuer werde ich meinen Abschluss an der Hauswirtschaftsschule machen ...
Kerstin Kolodziej, 46 : "Seit 2014 bin ich bei der Hauswirtschaft in der Wefa angestellt. Heuer werde ich meinen Abschluss an der Hauswirtschaftsschule machen. Ich habe einfach eine neue Herausforderung gesucht. Ursprünglich komme ich aus dem kaufmännischen Bereich, doch im Laufe meines Lebens wurden soziale Aspekte immer wichtiger für mich.  Ich arbeite mit Kollegen und den Beschäftigten der Wefa zusammen. Es macht mir großen Spaß, die Menschen anzuleiten und begleiten. Sie sollen nach eine...
 
Rosemarie Späth, 57: "Als Hauswirtschaftsmeisterin leite in die Hauswirtschaft in der Wefa. Ursprünglich komme ich aus einem landwirtschaftlichen Betrieb im Itzgrund, doch seit 2000 bin ich bei der Diakonie beschäftigt. Die Schule hat mir großen Spaß gemacht. Wir waren alles erwachsene Frauen, die ihre Erfahrungen ausgetauscht haben. Die Arbeit in der Wefa ist sehr abwechslungsreich und vielfältig. Wir geben täglich 250 Mittagessen aus und bewirten immer wieder Gäste. Die komplette Berufsbek...
Rosemarie Späth, 57: "Als Hauswirtschaftsmeisterin leite in die Hauswirtschaft in der Wefa. Ursprünglich komme ich aus einem landwirtschaftlichen Betrieb im Itzgrund, doch seit 2000 bin ich ...
Rosemarie Späth, 57: "Als Hauswirtschaftsmeisterin leite in die Hauswirtschaft in der Wefa. Ursprünglich komme ich aus einem landwirtschaftlichen Betrieb im Itzgrund, doch seit 2000 bin ich bei der Diakonie beschäftigt. Die Schule hat mir großen Spaß gemacht. Wir waren alles erwachsene Frauen, die ihre Erfahrungen ausgetauscht haben. Die Arbeit in der Wefa ist sehr abwechslungsreich und vielfältig. Wir  geben täglich 250 Mittagessen aus und bewirten immer wieder Gäste. Die komplette Berufsbek...
 

Wie Anna Zielosko das Image der Hauswirtschafterin aufpoliert. Die Ausbildung ist kostenlos, die Einsatzmöglichkeiten im Beruf vielfältig.

Menschen glücklich machen - und manchmal sogar Leben retten! So umschreibt Anna Zielosko das, was sie tut. Die Hauswirtschaftsmeisterin kommt so ganz anders daher, als es die breite Masse erwartet: Kleines Schwarzes statt Kittelschürze überm Dirndl, Stöckelschuhe statt Birkenstock. Sie hat schon was von einer Revoluzzerin - einer, die polieren möchte. Aber eben nicht nur Kochtöpfe und Silberbesteck, sondern vor allem am Image der Hauswirtschafterin.
"Wir stehen nicht nur in der Küche oder putzen Klos!", sagt die vierfache Mutter. Familien- und Haushaltsmanagement, Ernährungsberatung und Alltagsstruktur gehören mittlerweile zu den spannenden Aufgaben einer Hauswirtschaftlerin dazu. "Ich bringe Struktur, Ordnung und Sauberkeit in die Haushalte. Die Menschen leben danach stressfreier, haben mehr Zeit für sich und können besser entspannen", sagt die 47-Jährige.
Die vielfältigen Einsatzgebiete sprudeln nur so aus ihr heraus: Ob das Entrümpeln eines Dachbodens, das Aussortieren einer Speisekammer, das Ordnen eines Nachlasses oder einfach auch nur das Kochen einer Hühnersuppe - für die studierte Innenarchitektin ist die Arbeit mit und für den Menschen zu einer echten Herzensangelegenheit geworden. Zurzeit leitet sie ein Kindermädchen in Leipzig in Haushaltsführung an, damit die junge Frau ihre alleinerziehende Chefin noch mehr unterstützen kann.


Nicht alles gleich wegwerfen

"Immer mehr ältere Menschen möchten gern in ihren Häusern wohnen bleiben, wissen aber nicht, wie sie alles bewältigen können", weiß Anna Zielosko. Auch da kann sie helfen und beratend zur Seite stehen. "Natürlich putze ich auch Toiletten, wasche Wäsche und bügle viel, aber es geht um mehr", holt sie aus. Einmal wieder Königsberger Klopse wie früher essen oder Apfelbrei aus den Äpfeln vom Garten kochen - die Coburgerin erfüllt Wünsche und macht glücklich.
Durch ihr Wissen als Innenarchitektin weiß sie um die Werte in den Wohnungen. Sie hält gar nichts davon, alles immer gleich wegzuwerfen. "Man müsse schon unterscheiden und sortieren. Dabei helfe ich gern." Anna Zielosko weiß, wie wichtig dabei Empathie und Vertrauen sind. "Die Chemie zwischen dem Kunden und mir muss stimmen, nur dann nehme ich einen Auftrag an", sagt sie. Denn oft geht es um sehr persönliche und intime Dinge in den Haushalten, da braucht es schon Fingerspitzengefühl. Aber schämen muss sich niemand - weder für Motten in der Speisekammer noch für das Schubladenchaos im Küchenschrank. Dafür sei sie ja da.
Warum fühlen sich viele Menschen in ihren eigenen vier Wänden nicht wohl? Diese Frage kann sie oft bei einem Gang durch die Wohnung beantworten. Mit nur wenigen Tipps und Handgriffen wendet sich oft das Blatt. Manchmal werde schon ein aufgeräumtes Bücherregal zu einer Quelle der Ruhe.
"Innenarchitektur war nicht so mein Ding. Viel zu abgehoben und nicht praktisch für den Menschen", sagt sie rückblickend. Ihre vier Kinder forderten dann auch ihre Kraft und so blieb sie viele Jahre daheim. Als die großen alle aus dem Haus waren, fragte sich Anna Zielosko: Was kann ich, was will ich? Haushalt und Kinder lautete ihre Antwort und so kam sie zur Hauswirtschaftsschule, wo sie eine zweijährige Ausbildung absolvierte und gleich noch den Meister machte. Da die Ausbildung berufsbegleitend ist, konnte sie nebenbei einige Familien im Haushalt betreuen.
Sie besuchte Fortbildungen als Ernährungsreferentin, Office-Managerin und Haushaltscoach.
Jetzt steht die Selbstständigkeit an. Aber das sei gar nicht so einfach. Für ein Unternehmen, wie sie es sich vorstellt, sei es schwierig, Personal zu bekommen. Die Hauswirtschaftlerinnen der Schule in Coburg hätten oft andere Interessen - abgesehen davon, dass die Fluktuation sehr hoch sei. Die Schulleiterin Christine Reininger bestätigt, dass immer weniger Frauen die Ausbildung beenden. Derzeit seien noch elf Schülerinnen in den Kursen, gestartet war das Semester mit fast 20.
Unabhängig vom fehlenden Personal machen der unternehmungslustigen Frau auch die hohe Versicherungsbeiträge (Haftpflicht) zu schaffen. Das Konzept jedenfalls steht - Kleid und Frisur sitzt.




Neugierig geworden auf die Hauswirtschaftsschule?
Ausbildungsbeginn Der nächste Kurs für die Teilzeitschule Hauswirtschaft startet am 13. September. Jeder kann zugelassen werden, der bereits einen Berufsabschluss außerhalb der Hauswirtschaft hat. Die Schule spricht die an, die sich fortbilden und ihren Haushalt fachkundig führen wollen oder auch die Hauswirtschaft zum Beruf machen möchten.
Unterricht ist dienstags und donnerstags von 8.30 Uhr bis 13 Uhr. Die Schulferien sind ausgenommen.

Anmeldung und Informationen bei Christine Reininger und Gudrun Möckl, Telefon 09561/769-134 oder -142 - http:/www.aelf-co.bayern.de/ Landwirtschaftsschule Coburg, Abteilung Hauswirtschaft.



Kommentar
Umdenken!
Wer lernt, gesund zu kochen, isst gesünder. Wer gesünder isst, wird seltener krank. Wer weiß, wie er einen Haushalt strukturieren muss, wie er Ordnung hält und sauber macht, lebt entspannter und hat mehr Freizeit. Wer seine Unterlagen stets griffbereit hat, kann schneller agieren und ist flexibler, hat weniger Stress. Das alles bringt mehr Lebensqualität und Wohlfühl-Atmosphäre. Vermittelt werden diese fundamentalen Lebensstrategien von der Hauswirtschaft. Die Schule in Coburg bietet eine zweijährige Ausbildung an. Doch immer weniger nutzen das Angebot. Schuld ist das Image dieses Berufsbildes, das nicht wirklich ernst genommen wird. Volkswirtschaftlich gesehen ist das fatal. Die Effizienz der Volkswirtschaft ergibt sich nämlich aus der Summe der individuellen Leistungs-Potenziale. Und die können durch die oben erworbenen Fähigkeiten enorm gesteigert werden. Deshalb plädiere ich für das Schulfach Hauswirtschaft. Durchgängig in allen Schultypen (auch Gymnasium!) von der 5. bis zur 9. Klasse sollte das Fach mindestens eine Doppelstunde in der Woche unterrichtet werden. Mit gesundem Menschenverstand lässt sich der Mehrwert für unsere Gesellschaft errechnen!