In Grub prallten Vorstellungen der Planer und Wünsche der von der 380-kV-Leitung betroffenen Bürger aufeinander.
"Wir müssen bauen" steht für Mark Sprung fest, der als Projektleiter bei Tennet für die 380-kV-Leitung durch das Coburger Land verantwortlich ist. Abgesehen davon dass hier der Auftrag direkt vom Bund komme, sei unter allen derzeit geplanten Leitungsprojekten dieses das wichtigste. Die Anlieger mögen die Leitung trotzdem nicht. Beim Informationstermin zur genauen Trassenplanung in Grub am Forst wurde gestern um Meter gefeilscht.
Dabei ist der Abschnitt zwischen Grub und Ebersdorf eher unproblematisch aus Sicht der Planer. Sie bewegen sich in dem Korridor, der im Raumordnungsverfahren festgelegt wurde, halten stets 400 Meter Abstand zur Wohnbebauung (und 200 Meter zu Einzelbauten), achten darauf möglichst wenig Wald zu überspannen und einen Bogen um Schutzgebiete zu machen. Nicht zuletzt gilt es das Landschaftsbild zu berücksichtigen.
Mark Sprung gibt zu bedenken "Rund zehn Prozent der Gesamtbaukosten werden für den Schutz des Landschaftsbildes ausgegeben" und betont: "Der Mensch hat für uns bei der Planung höchste Priorität".
Trotzdem finden Betroffene stets Gründe, warum die Trasse hier und da in diese oder jene Richtung verschoben werden muss - entsprechend gering ist die Bereitschaft der Planer, das auch zu tun. Denn machen sie es einem recht, wecken sie den Widerstand eines anderen. "Es geht hier nur um eine Vorinformation, wo die Masten stehen", hält auch Markus Lieberknecht von der Tennet Unternehmenskommunikation fest. Die betroffenen Grundeigentümer sollen beispielsweise wissen, ob und, wenn ja, wo auf ihrem Land genau ein Mast stehen soll.
Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens können sie dann Bedenken geltend machen und etwa Vorschläge unterbreiten, wie ein Standort günstiger gewählt werden kann - im Rahmen des vorgegebenen Korridors und mit Rücksicht auf alle Belange.
Problematischer sieht es am Froschgrundsee aus. Vom Übergabepunkt auf thüringer Seite könnte die Leitung auf der Seeseite der ICE-Brücke vorüberführen, müsste aber die Horste einer Graureiher Kolonie überspannen. Auf der Seite des Ortes Weißenbrunn vorm Wald müsste der geforderte Abstand zur Bebauung von 400 Metern unterschritten werden. Geschieht das, kann die Regierung eine Erdverkabelung verlangen. Die ist dort aber extrem aufwändig und sehr teuer.
"Außerdem fällt die Leitung über Monate aus, wenn eine Reparatur notwendig wird", erklärt Mark Sprung.
Entscheidung steht bevor Der schwarze Peter liegt nun bei der Regierung von Oberfranken. Nach Auswertung aller Gutachten muss sie schließlich entscheiden, ob sie eine Ausnahmegenehmigung für das Überspannen der Reiher-Horste erteilt oder den Bürgern in Weißenbrunn vorm Wald die Unterschreitung des Mindestabstands zumuten will.
In den kommenden drei bis vier Wochen rechnet Markus Lieberknecht mit einer Entscheidung aus Bayreuth. Für Tennet ist das dann die Grundlage für das Planfeststellungsverfahren. Dass die Regierung von ihrem Recht Gebrauch macht, eine Erdverkabelung zu verlangen, ist angesichts von Kosten und Aufwand kaum zu erwarten.
Ob sie die Bedeutung der Reiherkolonie angesichts weiterer Vorkommen in der Region gering genug einstuft, um eine Ausnahmegenehmigung für das Überspannen der Horste zu erteilen, oder lieber den Weißenbrunnern zumutet, die Trasse in weniger als 400 Metern Abstand zu den ersten Häusern zu ertragen, wird sich dann zeigen.
Mahnwache in Schönstädt Die Initiative von Bürgern, die sich gegen die Trasse wendet, sucht nun nach Auskunft von Silke Michel, die zu den Initiatorinnen gehört, das Gespräch mit der Regierung, um dort ihre Bedenken vorzubringen. Die Reihe der Montags-Mahnwachen wird sie unabhängig davon fortgesetzt. Am kommenden Montag treffen sich die Trassengegner um 18 Uhr in Schönstädt am Waschplatz.