7000 Fans pilgerten vor fast 49 Jahren auf den Sportplatz des SV Höhn und erlebten ein "geiles" Musik-Festival mit Spitzenbands aus Deutschland.
7000 Menschen auf dem Sportplatz des SV Bergdorf-Höhn und Thomas Gottschalk mittendrin, statt nur dabei! Schwer vorstellbar für so einen kleinen Klub. Aber vor fast 49 Jahren, exakt am 17. Juni 1971, hat sich das tatsächlich ereignet. Keine Fußball-Anhänger, sondern meist langmähnige Pop-Fans pilgerten an diesem heißen Sommer-Samstag zum idyllischen Flecken Erde auf die Bergdörfer.
"Wetten-Dass"-Guru Gottschalk war damals noch ein unbeschriebenes Blatt. Er war der verlängerte Arm zur phonstärksten Lautsprecher-Anlage, die damals in Bayern aufzutreiben war. Und die donnerte um Punkt 14 Uhr mit voller Pulle los. Das "free open air concert" auf dem Sportgelände des SV Bergdorf-Höhn war eröffnet.
"Es war ein absolut unfassbares Event für unsere Region. Tolle Stimmung, echt geil", erinnert sich Anette Angermüller. Sie war 1971 zwölf Jahre, stammt und wohnt nur ein paar Steinwürfe vom Höhner Sportplatz entfernt in Rüttmannsdorf. Gemeinsam mit Gleichgesinnten schwelgt sie für das Tageblatt noch einmal in Erinnerungen.
Natürlich hatten sich viele Besucher in die verwegensten Kostüme geworfen. Viele packten die "Bonanza-Franzen-Weste" aus um einfach "in" zu sein. Auch Anette Angermüller, damals noch Scheler, und Petra Kob (heute Straßner-Müllner), gehörten zu diesem skurrilen Clan, der Höhn für einen halben Tag in Ausnahmezustand versetzte.
Hasch - zwei Festnahmen
Die Pop-Jünger waren besten ausgerüstet. Decken, Kissen, reichlich Essen und Trinken und natürlich auch die eine oder andere rauchbare "Delikatessen". Allerdings wurden auch zwei Typen festgenommen, die ihr Angebot an Hasch unter die Menge bringen wollte.
Hartwig Langbein stand mit 21 Jahren in einem kleinen Verkaufsstand: "Es gab offiziell nur alkoholfreie Getränke. Wir haben wahnsinnig viel Limo und Cola verkauft. Es war heiß", erinnert sich der Sohn des damaligen SVH-Vorsitzenden Harry Langbein, der mit Alfred Nees die organisatorische Verantwortung für den Verein trug.
Der jetzige Vereinschef, Reinhard Elsner, durfte ebenso wie der Neustadter Musiklehrer Norbert Heerlein damals nicht bis zum Schluss bleiben. Beide waren erst 13 Jahre und mussten spätestens um Acht zu Hause sein. "Da war ein riesiges Aufgebot an Polizei, Hubschrauber, eine Hundertschaft des Bundesgrenzschutz und jede Menge Hippies," erzählt Elsner.