Ganz ohne Sex und ein toter Papst

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Michael Pilipp ist unter die Romanautoren gegangen. Im seinem ersten Buch legt er sich mit der katholischen Kirche an. Band zwei hat er bereits im Kopf. Fotos: Michael Pilipp
Michael Pilipp ist unter die Romanautoren gegangen. Im seinem ersten Buch legt er sich mit der katholischen Kirche an. Band zwei hat er bereits im Kopf. Fotos: Michael Pilipp
 

Der Coburger "Man and the City" schwimmt gern gegen den Strom und hat jetzt seinen ersten Roman geschrieben.

Was würde passieren, wenn der Papst in seiner Osteransprache das Vermögen der katholischen Kirche verschenkt und anschließend vom Balkon springt und stirbt? Diese Frage hat sich Michael Pilipp vor etwa 15 Jahren zum ersten Mal gestellt. Vor fünf Monaten hat er begonnen, die Idee in Buchform umzusetzen und seinen ersten Roman geschrieben. "Der Selbstmord des Papstes" lautet der Titel, 451 Seiten umfasst er und liegt zur Zeit bei der Lektorin Nicola Härms.

Michael Pilipp kann es kaum erwarten, den ersten Teil der geplanten Reihe "Augenschlag" in Händen zu halten. Ganz bewusst hat der Coburger "Man and the City", wie seine Facebook-Seite heißt, auf Brutalität und auf Sex in seinem Buch verzichtet. Das mag den ein oder anderen überraschen, der Michael Pilipp von seiner freizügigen Schreibe in seinem ehemaligen Blog über Liebe, Sex und Beziehungen kennt. Über 3000 User haben seine tägliche Kolumne dort verfolgt. "Ich schwimme gern gegen den Strom", sagt Pilipp, und weil alle anderen über Sex und Gewalt schreiben, habe er keine Lust mehr drauf. Spannend und fesselnd findet er sein Buch allemal - dazu sei die Geschichte viel zu interessant und wecke immer wieder die Neugier des Lesers.

Um was geht es?
Nach einer großen Dürre in Nordafrika strömen Hunderte Millionen Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, nach Europa. Am Ostersonntag verkündet der neue Papst Innozenz XIV. von der Loggia des Petersdoms aus etwas, das die Welt erschüttert und spring danach in den Tod. Journalistin Ramona und ihr Freund Manuel erleben die Tage des Umbruchs und des Chaos in Berlin. Zusammen mit ihren Freunden, entdecken sie ein furchtbares Geheimnis und geraten dabei in höchste Gefahr.

Die aktuelle Flüchtlingsproblematik sei nicht ausschlaggebend für das Was-wäre-wenn-Buch gewesen. "Es ist vielmehr eine kritische Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche", sagt der 52-Jährige, selbst konfessionslos. "Beim Schreiben hab ich die Bilder im Kopf, sehe die Geschichte in Farbe vor mir ablaufen, höre die Musik im Hintergrund." So beschreibt Medienmann Pilipp das Gefühl, das er als Autor hat. Manchmal muss er auch über die Personen lachen, die er gerade beschreibt. Die Charaktere entwickeln sich. Klar war der Anfang und das Ende. Das hatte Pilipp im Kopf, was dazwischen passiert, hat sich ergeben.


Der Geschichtenerzähler

Michael Pilipp erzählt Geschichten seit Jahren. Angefangen hat er mit der ersten Internetzeitung auf cocoa.de. Dort veröffentlichte er auch die erste Foto-Lovestory im Netz überhaupt. Der Coburger hat Kurzfilme gedreht, die Musik dazu geschrieben und aufgenommen, ein Drehbuch verfasst und einen 90-minütigen Spielfilm produziert. Die mediale Welt ist seine Leidenschaft. So kennen ihn viele auch als Fotograf mit aussagestarken Bildern. Er selbst nennt sich deshalb auch virtuell extrovertiert, aber persönlich introvertiert.

Fast täglich hat er an seinem ersten Roman geschrieben, anfangs abends, dann immer öfter auch tagsüber. Für die letzten 30 Seiten ist der Fan von Stephen King nach Gran Canaria geflogen. Und natürlich hat er darüber in seinem Blog "Man and the City" auch berichtet. Er schreibt: "Eines steht für mich nun in jedem Falle fest, Autor wäre mein absoluter Traumberuf, noch vor Komponist. Denn man benötigt lediglich ein Notebook und kann sofort loslegen. Und dies überall auf der Welt. Man(n) arbeitet mal hier, mal dort. Oder man recherchiert an den interessantesten Orten. Nur erfolgreich muss Autor dann selbstverständlich auch sein. Oder reich."

Neben der Lektorin haben schon drei Frauen den "Selbstmord des Papstes" gelesen: Pilipps Mutter, sein Rotschopf (wie er seine Partnerin nennt) und seine beste Freundin Conny. "Natürlich gefällt es ihnen, weil sie mich kennen und mir verbunden sind. Für mich ist das aber kein Maßstab." Pilipp ist gespannt, wie sein Buch ankommen wird.

Den Vertrieb wird er über Kindle oder Amazon abwickeln. Jeder, der das Buch möchte, kann es dann dort bestellen - ob als eBook oder Taschenbuch. "Aber vielleicht finde ich ja sogar einen Verlag, der den Roman tatsächlich herausgeben möchte." Immerhin ist ja eine Buchreihe geplant. Hauptakteur wird dabei immer Manuel Blum sein, der als Ich-Erzähler auf die vielen Erlebnisse seines Lebens zurückblickt. "Das Besondere soll sein, dass alle Geschichten in der nahen Zukunft spielen, damit die Geschehnisse frei sind. Es könnte so kommen... oder eben auch nicht."

Wird es irgendwann eine Lesung mit Michael Pilipp in Coburg geben? "Warum sollte ich mein eigenes Buch vorlesen?", lautet die Gegenfrage. Pilipp könnte sich da schon eher vorstellen, darüber zu erzählen und anschließend mit interessierten Lesern und vielleicht sogar katholischen Kirchenvertretern angeregt zu diskutieren.