Es begann als Band-Projekt, inzwischen ist es eine Art Gründerzentrum. Nun ist der Weiterbetrieb des Probenhauses im ehemaligen BGS-Gelände in Gefahr.
Kommt der Gesundheitscampus? Und wenn ja, wann? Für den Verein Cross-Art sind das inzwischen Existenzfragen. Denn der Verein ist derzeit der einzige Mieter, der ein Gebäude in der früheren Coburger Bundesgrenzschutzanlage nutzen darf. Das übrige Gelände ist mit Bauzäunen abgeriegelt.
Das Gebäude, das früher von einer Einheit der US-Army genutzt wurde, dient schon lange als Quartier für Bands. Schon bald nach dem Abzug des Bundesgrenzschutz (BGS) 1999 aus Coburg quartierten sich Bands und Musikprojekte hier ein, im Provisorium mit Dixie-Klos vor der Tür. Der damalige Kultur- und Sozialreferent Norbert Tessmer, heute Oberbürgermeister (SPD), setzte sich dafür ein, dass das Gebäude weiter genutzt werden konnte. Schließlich hatte hier die Coburger Bandszene einen festen Anlaufpunkt. Am Ende nahm die Stadt 200000 Euro in die Hand, um das Gebäude soweit zu ertüchtigen, dass es fließend Wasser darin gab und die Mobiltoiletten abtransportiert werden konnten. Eine Heizanlage wurde dagegen nicht eingebaut. Denn das Gelände gehört nach wie vor der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima).
Stadt unterstützt
Mieter ist der Verein Cross-Art, der die Probenräume untervermietet. Längst ist das Haus so etwas wie ein Kreativzentrum für Musiker geworden; die Stadt unterstützt es jährlich mit einem Betriebskostenzuschuss, sagt André Hofmann, der Sprecher des Vereins. Nun droht dem Betrieb in dem Haus ein Ende: Die Stadt will zunächst nur die befristete Weiternutzung bis 31. Dezember 2019 gestatten, und das auch nur, wenn spätestens bis Ende April eine Reihe von Maßnahmen ergriffen wurde. Es geht um den Feuerschutz.
"Daran haben wir selbst mit schuld", seufzt Hofmann. Denn die Vereinsführung fragte bei der Stadt nach, ob ein größerer Raum im Erdgeschoss künftig für Veranstaltungen genutzt werden könne. Daraufhin fanden am 18. Februar eine Feuerbeschau und am 28. März ein weiterer Ortstermin statt. Am 13. April ging beim Verein Cross-Art ein fünfseitiges Schreiben der Stadt ein. Und seitdem fragen sich die Mitglieder des Cross-Art-Vorstands, ob die Musiker und Bands das Gebäude über den 31. Dezember hinaus noch nutzen dürfen.
Was ist gefordert?
Schon jetzt behält es sich die Stadt vor, die Weiternutzung sofort zu untersagen, wenn einige Bedingungen nicht bis spätestens Ende April erfüllt werden. So dürfen die Räume im Dachgeschoss und an der Südwestseite des zweiten Obergeschosses nicht länger genutzt werden. Denn da kann die Feuerwehr die Personenrettung nicht gewährleisten, weil es westlich des Gebäudes keine ausreichende Fläche gibt, um ein Drehleiterfahrzeug aufzustellen.
Flure freihalten, Rauchmelder installieren, Rettungsweg-Kennzeichnungen anbringen, Rauchverbot aussprechen - die Liste der Bedingungen, die mehr oder weniger sofort erfüllt werden müssen, scheint erfüllbar. Doch auch dann ist die Stadt nur bereit, die Nutzung bis 31. Dezember zu erlauben.
Und dann? Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU), die den Bescheid zusammen mit Rechtsamtsleiter Willi Kuballa unterzeichnet hat, will sich nicht festlegen. "Der Verein muss die anderen Dinge erfüllen, die auf den vorderen Seiten stehen." Aber da stehen in erster Linie Feststellungen, wie zum Beispiel, dass im Dachgeschoss der Rauch nicht abziehen kann. Brandschutzpläne erstellen, in den 66 Meter langen Fluren Brandschutztüren einbauen - das sind noch die konkreten Forderungen, die sich daraus erlesen lassen. "Bis 31. Dezember müssen sie ein Ausweichquartier suchen oder überlegen, was sie tun, um die langfristige Nutzung zu ermöglichen", sagt Weber, die auch darauf hinweist, dass ja ein Klinikums-Neubau auf dem BGS-Gelände erwogen werde ("Gesundheitscampus"). Nur wann der kommt, ist unklar. Derzeit sieht es so aus, als würde es noch mindestens acht Jahre dauern. Gleichzeitig betont Weber: "Ich glaube nicht, dass hier jemand etwas kaputt machen will."