Friedensdekade mit besonderer Predigt und eindringlichem Appell eröffnet

1 Min
Rabbinerin Antye Yael Deusel bei ihrer Predigt. Foto: Martin Koch
Rabbinerin Antye Yael Deusel bei ihrer Predigt. Foto: Martin Koch

"Grenzerfahrungen" heißt das Leitthema der Ökumenischen Friedensdekade, die mit einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntagnachmittag in der Coburger Heilig-Kreuz-Kirche eröffnet worden ist.

Bis zum Buß- und Bettag am Mittwoch, 18. November, mahnen die Christen in ganz Deutschland mit Friedensgebeten, Andachten und kulturellen Veranstaltungen, in den Bemühungen um Frieden und Völkerverständigung nicht nachzulassen.

Pfarrerin Hedwig Porsch von der Heilig-Kreuz-Gemeinde blickte in ihrer Begrüßung dankbar zurück auf den Fall der innerdeutschen Grenzen vor einem Vierteljahrhundert. Aber sie machte sich auch Sorgen um die Gegenwart: "Gleichzeitig müssen wir erfahren, dass neue Grenzen und Grenzzäune entstehen!" Pfarrer Dieter Stößlein vom Evangelischen Bildungswerk in Coburg erinnerte an 70 Jahre Frieden in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Er richtete aber auch den Blick auf die Bürgerkriegs- und Krisengebiete und auf die Hintergründe der Fluchtbewegungen aus dem Nahen Osten. "Städte und Dörfer sind durch den Krieg zerstört", sagte der Geistliche.
"Es herrschen Unterdrückung und Hunger, Menschen fürchten um ihr Leben."


Eine Premiere

Eine in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte Premiere gab es bei diesem Gottesdienst. Die Bamberger Rabbinerin Antye Yael Deusel hielt die Predigt, es war das erste Mal, dass eine jüdische Geistliche eine Predigt an dieser Stelle gehalten hat. Und dann ist ja Deusel die erste deutschstämmige Jüdin, die nach dem Zweiten Weltkrieg zur Rabbinerin ordiniert worden ist.

Beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus Heilig Kreuz wies Christine Liebst, die stellvertretende Asylbeauftragte des evangelischen Dekanates Coburg, darauf hin, dass die ankommenden Flüchtlinge hierzulande vor allem Kommunikation brauchten. "Die schwierigste Grenze ist die Sprachgrenze", sagte sie. Sie freute sich aber auch über die große Hilfsbereitschaft in der Coburger Bevölkerung.


Rainer Mattern in Sorge

Der stellvertretende Landrat Rainer Mattern (CSU) erinnerte mit Sorge an die etwa 25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland mit einem rechtsextremen Weltbild: "Jeden Menschen, den ich ausgrenze, treibe ich rechten Rattenfängern in die Hände." Er begrüßte es, dass die Friedensdekade in der aktuellen Situation wichtige Impulse setze.

Einen Einblick in das Innenleben eines Flüchtlings gab Nasser Wafaire. Der Afghane wartet seit zweieinhalb Jahren auf die Bearbeitung seines Asylantrags. Sein Fluchtweg führte von Afghanistan über den Iran nach Deutschland. In Persien sitzt derzeit auch noch seine Familie fest. Den Gottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche gestalteten die Kantorei der Gemeinde sowie die Heilig-Kreuz-Bläser musikalisch aus. Die Leitung hatte Heilig-Kreuz-Kantor Sigurd Knopp.