Frauennotruf Coburg - seit 20 Jahren Anlaufstelle für Opfer von Gewalt

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Die beiden Sozialpädagoginnen des Frauennotruf Coburg: Anni Schuhmann-Demetz und Karin Burkhardt-Zesewitz mit der neuen Bücherkiste und "Fridolin".Foto: Christiane Lehmann
Die beiden Sozialpädagoginnen des Frauennotruf Coburg: Anni Schuhmann-Demetz und Karin Burkhardt-Zesewitz mit der neuen Bücherkiste und "Fridolin".Foto:  Christiane Lehmann

Die Beratungsstelle gibt es in Coburg seit 20 Jahren. Von Anfang an dabei: Anni Schuhmann-Demetz und Karin Burkhardt-Zesewitz. Es gibt noch viel zu tun.

Es sind die einfachen Sätze, die die Geschichte des Frauennotrufs Coburg mitgeschrieben haben: "Nein heißt Nein!" oder "Wer schlägt, muss gehen." Das Gewaltschutzgesetz von 2002 und das Sexualstrafrecht von 2016 bezeichnen die beiden Sozialpädagoginnen der Beratungsstelle als Meilensteine. Karin Burkardt-Zesewitz und Anni Schuhmann-Demetz leiten seit 20 Jahren die Beratungsstelle. Die Klientinnen sind Frauen, die von Gewalt betroffen sind.

"Durch die neue Gesetzgebung - gerade nach den Übergriffen in Köln - ist tatsächlich ein großer Fortschritt erreicht worden", sagt Karin Burkhardt-Zesewitz. Die Frauen haben mehr Rechte und gewinnen dadurch auch an Selbstvertrauen. Die Bartungsstelle betreut den gesamten Raum Coburg, Kronach und Lichtenfels.

Gänsehaut-Geschichten

Unzählige Geschichten von misshandelten, geschlagen, auch gequälten Frauen fallen ihnen ein. Noch immer bekommen sie beider ein oder anderen Erinnerung Gänsehaut. "Das Gute ist, man stumpft nicht ab. Ich bin jedes Mal aufs Neue berührt", gibt Anni Schuhmann-Demetz zu.

Schläge seien das eine, aber psychische Gewalt oft viel problematischer. Auch die Angst vor dem Ehemann, den Auswirkungen aufs Umfeld oder finanzielle Abhängigkeiten machten es den betroffenen Frauen oft schwer, den nächsten Schritt zu gehen.

"Hier im ländlichen Raum ist es auch schon vorgekommen, dass eine misshandelte Frau vor uns sitzt und sagt: Ich kann ihn nicht verlassen, wer melkt denn dann morgen früh die Kühe", erzählt Karin Burkhardt-Zesewitz.

Eine einfühlsame Beratung und Betreuung hilft den Betroffenen, sich ihrer Situation wirklich bewusst zu werden und Konsequenzen zu ziehen.

Während Beratungsgespräche einen wesentlichen Teil der Arbeit einnehmen, sind es doch auch die vielen Präventionsangebote, die vor allem junge Frauen frühzeitig aufklären sollen. K.O.-Tropfen, Stalking und Gewalt in der Beziehung sind wichtige Themen, die die beiden Frauen mit Aktionen begleitet haben.

Besonders nachgefragt ist das das "Fridolin weiß Bescheid"-Projekt, das der Frauennotruf in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen in Kindergärten anbietet. Die Handpuppe Fridolin hilft den Vorschülern dabei, sich spielerisch mit brenzligen Themen auseinanderzusetzen. "Wir erzählen Geschichten, die jedes Kind schon einmal erlebt hat, sprechen von guten und schlechten Geheimnissen und darüber, dass es okay ist, Erwachsenen gegenüber Grenzen zu setzen", sagt Sybill Kolenda, eine der Betreuerinnen.

Bücherkiste zum Ausleihen

Die Ideen gehen den Frauen nicht aus. So wird es demnächst eine Bücherkiste zum Ausleihen geben. Darin enthalten sind Bilderbücher genauso wie Sachbücher. "Wer mehr zum Thema Gewalt wissen möchte und das Thema bearbeiten muss, kann sich gerne an uns wenden", sagt Anni Schuhmann-Demetz.

Die Sozialpädagoginnen haben sich große Ziele gesetzt. Gewalt in der Pflege, in den Lebensgeschichten älterer Frauen und Gewalt in der digitalen Welt sind drei große Felder, die beackert werden wollen. Eine Veranstaltungsreihe zum Thema sexuelle Gewalt bieten die Frauen in der Fachakademie für Sozialpädagogik an. Angehende Erzieherinnen sollen mit der Problematik vertraut gemacht werden.

Immer wieder Schicksalsgeschichten gequälter und geschlagener Frauen, missbrauchter Kinder - wie gehen die beiden Sozialpädagoginnen damit um? "Können Sie Männer überhaupt noch leiden?" Die Frage drängt sich auf.

Die beiden lachen. "Es ist gut, dass wir beide ein stabiles und heiteres Naturell haben und zu zweit sind", antwortet Karin Burkhardt-Zesewitz. Natürlich sei man auf das Thema auch im privaten Bereich sensibilisiert. "Jede Arbeit hat Nebenwirkungen", sagt sie. "Wir schimpfen schon mal über Männer und Witze unter der Gürtellinie kann ich nicht leiden", gibt die Sozialpädagogin zu.

Und Anni Schuhmann-Demetz ergänzt: "Die Me-too-Debatte müssen unsere Männer schon aushalten!"

Das Jubiläum feiert die Beratungsstelle Frauennotruf Coburg im Kino. Am Montag, 5. November, wird um 18 Uhr der Film "Embrace - Du bist schön" gezeigt. Die Filmemacherin Taryn Brumfitt fragt darin, warum wir uns von einem von den Medien geschaffenen Körperideal bestimmen lassen und was wir dagegen tun können. Das Thema betrifft alle Frauen und Mädchen. Die Rede ist von Schönheitsidealen, Schlankheitswahn und Bodyshaming.

Im Anschluss an den Film gibt's ein Gläschen Sekt, und es darf nachdenklich und schmunzelnd diskutiert werden.

Es wird gefeiert

20 Jahre Frauennotruf Coburg wird mit einer Kinovorstellung von "Embrace" gefeiert.

Termin 5. November, 18 Uhr

Ort Utopolis

Kontakt Notrufstelle

Telefon 09561 / 90155

info@frauennotruf-coburg.de