In Franken gestrandet: Zirkus kämpft wegen der Corona-Krise mit Problemen
Autor: Rebecca Vogt
Dörfles-Esbach, Dienstag, 30. Juni 2020
Der "Circus Henry" ist wegen der Corona-Pandemie in Dörfles-Esbach gestrandet. Mit einem passenden Hygiene-Konzept könnte es bald wieder "Manege frei" heißen. Doch alle Probleme sind damit noch nicht gelöst.
Georg Frank sitzt an einem Holztisch im Freien. Um ihn herum stehen mehrere Wohnwägen und Transporter. Einige Meter weiter ragen die Spitzen eines blau-weißen Zelts in die Höhe. Frank macht sich auf den Weg dorthin. In dem Zelt stehen mehrere Ponys und Pferde. Neugierig blicken sie dem vormittäglichen Besuch entgegen. Hinter dem Zelt tummelt sich eine Herde Kamele. Georg Frank ist in seinem Zuhause unterwegs, dem "Circus Henry".
"Ich bin in einem Wohnwagen geboren worden", erzählt der Zirkusdirektor. Seine Großmutter habe bei der Geburt mit einer Stalllampe geleuchtet, da es in den Wägen damals noch keine Beleuchtung gab. "Das hat mir meine Mutter erzählt", fährt Frank fort. Am Montag hat der Zirkusdirektor seinen 63. Geburtstag gefeiert. Frank wurde im Zirkus geboren, ist dort aufgewachsen und steht heute als stolzer Vater und Großvater an der Spitze des Familienunternehmens. Kurz, der Zirkus ist sein Leben.
Corona-Krise: Zirkus brachen die Einnahmen weg
Doch die Corona-Pandemie hat Frank und die übrigen Zirkusmitglieder ausgebremst. Seit Monaten sitzt der Zirkus in Dörfles-Esbach fest. Die Vorstellungen wurden untersagt. Die Einnahmen brachen von heute auf morgen weg. Die Zirkusmitglieder erhalten seitdem Sozialhilfe (Hartz IV), wie Frank berichtet.
Natürlich würde man lieber auf eigenen Beinen stehen, sei aber froh, Hilfe zu erhalten. "Für die Tiere bekommen wir nichts", fügt Frank an. Auch die übrigen Fixkosten liefen weiter. Der Zirkus sei daher weiterhin auf Futter- und Geldspenden angewiesen. Man freue sich über jede Hilfe.
Frank verweist beispielhaft auf ein Fahrzeug. "Wir holen damit normalerweise Heu, Stroh und Sägespäne für die Tiere", sagt er. Doch der TÜV sei fällig. Die Kosten für die Wartung des Fahrzeugs kämen nun ebenfalls auf den Zirkus zu.
Dankbar für Unterstützung
Frank ist dankbar für die Unterstützung, die die Zirkusfamilie in Dörfles-Esbach bisher erhalten hat. Der Platz, an dem der Zirkus sein Lager aufgeschlagen hat, sei ihnen ohne großen bürokratischen Aufwand zur Verfügung gestellt worden. Auch Bürgermeister Udo Döhler habe ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte des Zirkus gehabt.
"Wir haben auch von den Leuten hier noch nie einen bösen Blick gesehen", sagt Frank. Das sei nicht überall so. Als Zigeunerpack würden die Zirkusleute mitunter beschimpft. Es sei insgesamt schwierig geworden mit dem Zirkus, berichtet Frank. Früher sei das Aufsehen groß gewesen, wenn ein bunter Zirkuswagen durch die Stadt fuhr.