Merkel hatte einen gewissen Optimismus, egal, wer in seinem Umkreis Zweifel hatte. Er hat immer wieder versucht, das Gute herauszuholen, letztlich hat er das erreicht, was er erreichen wollte - für sich und für Nürnberg.
In Coburg haben Sie in diesem Jahr bei den Sommerfestspielen des Landestheaters im Hofgarten in "Die drei Musketiere" als Kardinal Richelieu und als Polizist mitgespielt. Was reizt Sie an Historien-Rollen?
Ich komme ja grundsätzlich vom Theater her, spiele immer wieder gerne Theater, spiele auch gerne historische Sachen - Rollen aus Klassikern von Schiller, Goethe, Shakespare und Kleist, auch wenn das sicher nicht das ist womit man mich als Schauspieler zuerst verbindet.
Der Dreiteiler nennt sich "Nürnberg Saga", ist vom Genre her ein Zwitter zwischen Historienfilm und geschichtlicher Dokumentation. Viele Dialoge wirken wie Stichwortsammlungen, um bestimmte historische Ereignisse dann ins Bild zu rücken. Was bedeutet das für die Darsteller?
Dadurch, dass wir uns so viel damit beschäftigt haben auch jenseits der Dreh-Szenen - ist man immer wieder eingetaucht in die damalige Zeit. Ich habe einfach das Gefühl gehabt: so lange ich in dem Kostüm war, bin ich in der Rolle, ich weiß, wo ich einsteige.
Wann haben Sie gedreht und was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Im Wesentlichen von Mitte August bis Ende August. Im September gab es dann noch einen Drehblock für den dritten Teil, in dem meine Figur aber nur noch ganz am Anfang vorkommt. In Erinnerung geblieben ist die gute Stimmung im gesamten Team und nicht zuletzt die große Sorgfalt, die auf Maske und Kostüme verwendet wurde. Um den Alterungsprozess der Figur Paul Wolfgang Merkel authentisch darzustellen, habe ich schon mal locker zwei Stunden in der Maske zugebracht. Dafür musste ich jeden Tag gründlich rasiert werden. Meine kleine Tochter war nach der ersten Drehwoche total verwirrt, als ich vom Dreh rasiert zurückkam - so kannte sie mich gar nicht.
Welche Hoffnungen verbinden Sie "1806"?
Vielleicht wirkt das wie eine Psychotherapie für uns Franken, vielleicht hilft es uns zu verstehen, warum wir uns als Franken manchmal verstecken. Und vielleicht hilft es ja auch, das Thema Franken verstärkt einzubinden in das Programm des Bayerischen Rundfunks - auch bei verschiedenen Serien.
Seit 2019 waren Sie als "Stressflüsterer" auch eine Werbefigur. Hängt Ihnen das als Schauspieler nach?
Anfangs fand ich es ein bisschen schade, dass es bei der Kampagne für mich in diesem Jahr nicht weiterging. Aber vielleicht ist es auch ein Segen - letztlich könnte es auch eine Gefahr werden, wenn man als Schauspieler zu lange dabei bleibt und am Ende nur noch mit dieser Figur in Verbindung gebracht wird.
Rund um "1806 - die Nürnberg Saga"
Andreas Leopold Schadt, 1978 in Hof geboren, absolvierte seine Schauspielausbildung in München (2000 bis 2003), arbeitete als Theaterschauspieler in Braunschweig, Bruchsal, Schwetzingen und Basel und wirkte in diversen Filmen mit. Im Franken-Tatort verkörpert er seit 2015 Kommissar Sebastian Fleischer. Seit 2019 war er als "Stressflüsterer" auch als Werbefigur präsent.
Die historische Figur Paul Wolfgang Merkel (gespielt von Andreas
Leopold Schadt) ist Kaufmann. Merkel, 1756 geboren, hat sein eigenes Wohlergehen, aber stets auch Nürnberg im Sinn. Er ist politisch interessiert, er vermittelt, sucht Kompromisse, weiß sich mit den Gegebenheiten abzufinden. Zum Ende seines Lebens wird er gegen seinen Willen erster Nürnberger Landtagsabgeordneter.
TV-Tipp "1806 - Die Nürnberg Saga", Mittwoch, 29. Dezember, 20.15 Uhr, 21 Uhr, 22 Uhr, BR Fernsehen; Regie: Oliver Halmburger