Der Tierschutzverein Neustadt bei Coburg hat eine Baby-Katze aus unbekannter Herkunft erhalten. Im Laufe der Zeit wuchs in den Tierschützern ein Verdacht, den jetzt eine Genanalyse bestätigt hat.
Im Landkreis Coburg ist es zu einem alles andere als alltäglichen Vorfall gekommen. Im Mittelpunkt: ein abgegebenes Tier. Der Tier- und Naturschutzverein Neustadt bei Coburg spricht in diesem Zusammenhang von "besonderen und außergewöhnlichen Neuigkeiten". Doch der Reihe nach - was genau ist passiert?
"Anfang Juli bekamen wir aus unserem Landkreis eine noch sehr junge Fund-Babykatze", halten die Tierschützer in einem Statement fest. Nach wochenlanger Pflege und Versorgung sei den Verantwortlichen schließlich der Verdacht gekommen, dass es sich womöglich um eine Europäische Wildkatze handeln könnte. "Wir waren sehr neugierig", berichtet Tierschutzvereinsmitarbeiterin Karin Suchy am Freitag (11. Oktober 2024) im Gespräch mit inFranken.de.
Europäische Wildkatze aufgenommen? Tierschutzverein gibt Test in Auftrag
Um zu erkunden, worum es sich bei dem Neuzugang konkret handelte, setzten sich die Tierschützer mit dem örtlichen Förster und verschiedenen Wildkatzen-Auffangstationen in Verbindung. "Dort wurden wir in unsere Vermutung bestärkt. Nach Einschätzung des Försters war es wirklich eine Wildkatze oder zumindest ein Hybrid", erzählt Suchy.
Laut dem Bund Naturschutz sind Europäische Wildkatzen keine verwilderten Hauskatzen. Sie sind demnach echte Wildtiere und werden nicht einmal dann zahm, wenn man sie mit der Flasche aufzieht. "Da diese ohnehin recht seltene Katzenart in unserer Gegend sehr selten vorkommt, haben wir eine Genanalyse veranlasst", berichtet der Neustadter Tierschutzverein.
Am Mittwoch erhielt das Team dann vom Labor die Bestätigung. "Unser Schützling ist eine waschechte Europäische Wildkatze!" Das Resultat deckt sich indessen mit den Erfahrungswerten der Pfleger. "Zunächst dachten wir, die Katze stammt wieder einmal von einem Bauernhof", sagt Suchy. "Anfangs befand sie sich in Schockstarre." Dies habe sich aber rasch gegeben.
"Sie würde uns wirklich angreifen" - Wildtier beißt in Handschuh
"Die ersten zwei Tage war sie ziemlich schüchtern. Aber dann haben wir gemerkt: Sie würde uns wirklich angreifen." Weil das Fundtier hinter Gittern weilte, war dies allerdings nicht möglich. "Als wir sie aber mit dem Handschuh gestreichelt haben, hat sie hineingebissen. Sie ist auch nach vorn ans Gitter gesprungen. Das ist uns komisch vorgekommen."
Nun, da Gewissheit besteht, dass es sich um ein Wildtier und keine ausgesetzte Hauskatze handelt, soll der vierbeinige Gast zeitnah wieder in die freie Natur gelangen. "Da diese Katzenart besondere Ansprüche hat, wie zum Beispiel ein großes Freigehege, bedanken wir uns recht herzlich bei Tierarzt Dr. Lessing aus Coburg für die Aufnahme und Betreuung von unserem besonderen Schützling", erklären die Tierfreunde in ihrem Statement. Die Auswilderung sei in vollem Gange.