Die Pakethalle am Güterbahnhof soll etwas komfortabler werden, ohne ihren morbiden Charme einzubüßen.
Lutz Wallenstein ahnt schon, was passieren wird: "Wenn es fertig ist, wird man fragen, wo die vier Millionen Euro geblieben sind", sagt der Architekt. Er hat die Sanierung der Pakethalle geplant. Zusammen mit Hochbauamtsleiter Peter Cosack und dem Geschäftsführer der Wifög, Stephan Horn, erläuterte er am Mittwoch, was geplant ist - und was nicht.
Die Veränderungen nach der Sanierung werden kaum sichtbar sein, verspricht Wallenstein. Wenigstens nicht von innen. Dass das Dach komplett erneuert wird inklusive der Gauben, kann ein Betrachter von oben wahrnehmen. Von unten und innen soll die gealterte Holzdecke erhalten bleiben. Auch der eine oder andere fehlende Mauerstein wird nicht ersetzt. Nur dort, wo es um die Sicherheit oder die Dichtigkeit der Türrahmen geht, wird nachgebessert.
Die Sanierung hat das Ziel, die Pakethalle als dauerhafte Veranstaltungshalle widmen zu können. Bislang muss jeder Event einzeln genehmigt werden, sagt Stephan Horn. Nicht nur, dass jeder Veranstalter sein eigenes Sicherheitskonzept vorlegen, Notbeleuchtung installieren und Toilettenhäuschen aufstellen muss. Die Ämter der Stadt müssen das alles jeweils genehmigen und abnehmen. Diesen Aufwand will sich die Stadt künftig sparen, deshalb steckt sie über die Wifög rund vier Millionen Euro in die Ertüchtigung der Pakethalle.
Im Herbst könnte es losgehen, wenn alles nach Plan läuft. Bis Ende 2020 oder gar Anfang 2021 könnten die Arbeiten dauern, sagt Cosack. Welche Veranstaltungen dann nächstes Jahr wie in der Pakethalle und auf der Zollinger-Terrasse dahinter stattfinden können, ist noch nicht geklärt. Die Designtage des Coburger Designforums Oberfranken (CDO), die im Moment laufen, sollen auch 2020 auf dem Güterbahnhofsgelände stattfinden können.
Das CDO hat die alte Stückguthalle vor fünf Jahren aus dem Dornröschenschlaf geholt. Vieles von dem, was an und neben der Halle entstanden ist, geht darauf zurück: Der "Catwalk" (die ehemalige Verladerampe an den Gleisen) mit der "Mikado-Wall", das Zollinger-Dach samt der Fachwerkkonstruktion auf der südlichen Terrasse. Daran werde sich nichts ändern, verspricht Wallenstein. Lediglich auf der Seite zur Ladestraße wird eine zusätzliche Sitzstufe vor die Rampe gesetzt. Damit ist an der Rampe selbst kein Geländer mehr vonnöten, das sonst wegen der Sicherheitsvorschriften angebracht werden müsste. Die Rampe ist als einer der Fluchtwege vorgesehen. Das alte Pflaster wird wieder eingebaut.
Fluchtwege, eine dauerhafte Notfallbeleuchtung und eine Entrauchungsanlage sind weitere Veränderungen zugunsten der Sicherheit. Ein weiteres Ziel ist es, die Halle ganzjährig nutzbar zu machen. Deshalb wird eine Lüftungsanlage installiert, über die das Gebäude auch temperiert werden kann. Und: Es wird ordentliche Toiletten geben.
Erneuert werden muss auch die Haustechnik, "aber so, dass es nicht als Fremdkörper wahrgenommen wird", versichert Peter Cosack.
Wie kann das sein, dass das Gebäude nicht nach ENEV umgebaut werden muss?
Weil es nicht zum Geltungsbereich der ENEV gehört?
ja?
ENEV §1 Abs. 2: "Diese Verordnung gilt 1. für Gebäude, soweit sie unter Einsatz von Energie beheizt oder gekühlt werden und 2. für Anlagen und Einrichtungen der Heizungs-, Kühl-, Raumluft- und Beleuchtungstechnik sowie der Warmwasserversorgung von Gebäuden nach Nummer 1."
Die einzige Möglichkeit per Gesetz in diesem Fall da raus zu kommen steht am Ende von Abs. 3: "Mit Ausnahme der §§ 12 und 13 gilt diese Verordnung nicht für (...) sonstige (...) gewerbliche und industrielle Betriebsgebäude, die nach ihrer Zweckbestimmung(...) jährlich weniger als vier Monate beheizt sowie jährlich weniger als zwei Monate gekühlt werden."