Erste Lösungsvorschläge für den Steinweg

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Kathrin Luther, die seit gut zwei Jahren im Steinweg Naturkosmetik und "Wohlfühlaccessoires" verkauft, glaubt nicht, dass alleine eine Verlängerung der Sperrzeit die Probleme löst. Sie wünscht sich zum Beispiel auch mehr Grün und mehr Sitzbänke. Fotos: Oliver Schmidt
Kathrin Luther, die seit gut zwei Jahren im Steinweg Naturkosmetik und "Wohlfühlaccessoires" verkauft, glaubt nicht, dass alleine eine Verlängerung der Sperrzeit die Probleme löst. Sie wünscht sich zum Beispiel auch mehr Grün und mehr Sitzbänke. Fotos: Oliver Schmidt
Birgit Ebert fühlt sich mit ihrer im Herbst eröffneten Chocolaterie wohl im Steinweg - auch wenn es mit einer eingeschlagenen Scheibe begann.
Birgit Ebert fühlt sich mit ihrer im Herbst eröffneten Chocolaterie wohl im Steinweg - auch wenn es mit einer eingeschlagenen Scheibe begann.
 
Holger Kraut geht bald in sein zehntes "Steinweg-Jahr" und ist nach wie vor zufrieden. "Man muss aber auch etwas dafür tun", sagt er.
Holger Kraut geht bald in sein zehntes "Steinweg-Jahr" und ist nach wie vor zufrieden. "Man muss aber auch etwas dafür tun", sagt er.
 

Für die nächtlichen Probleme in der Kneipenmeile liegen die ersten Lösungsvorschläge auf dem Tisch. Ob sich dadurch auch die tägliche Situation für die Händler verbessert, ist umstritten. Derweil siedeln sich aber auch sehr wohl neue Geschäfte an.

Die Einzelhändler sind es leid, regelmäßig Negativschlagzeilen über "ihren" Steinweg lesen zu müssen. Vor allem, weil viele Kunden alles in einen Topf werfen und nächtliche Randale in der Kneipenmeile zum Anlass nehmen, den Straßenzug auch tagsüber zu meiden. "Ich habe eine ältere Kundin, die nicht mehr in mein Geschäft kommen will", erzählt Kathrin Luther. "Sie ruft mich stattdessen jetzt immer an und gibt mir ihre Bestellung durch. Nach Ladenschluss fahre ich ihr dann die Sachen vorbei."

Aber wie kann es gelingen, dass der Steinweg aus den Negativ-Schlagzeilen herauskommt? Im eigens gebildeten Steinweg-Beirat suchen Händler, Gastwirte und Immobilienbesitzer gemeinsam nach Lösungen.
Die ersten Vorschläge lauten: Sperrzeit verlängern (sprich: die Kneipen dürften dann nachts nicht mehr so lange geöffnet haben) oder auch einen Sicherheitsdienst engagieren (wobei die Frage der Finanzierung noch offen ist). "Unser Ziel ist es außerdem, eine positive Grundstimmung zu erzeugen", sagt Mick Böhm vom Integrierten Stadtmarketing, der den Beirat mit ins Leben gerufen hat. Natürlich gebe es Probleme, räumt Böhm ein. "Wir dürfen den Steinweg aber auch nicht schlecht reden. Denn er ist trotz allem ein positiv funktionierendes Quartier."

Für Autos öffnen?

Auch die Zahl der Leerstände ist gering, wie Böhm zu bedenken gibt. Zuletzt musste zwar ein Bastelladen schließen, doch ein Nachmieter ist gefunden: Am Samstag eröffnet dort ein Reisebüro. Ob dessen Werbung mit einer kräftig in Gelb und Orange strahlenden Sonne symbolisch zu sehen ist, dass eine selbige auch bald für den Steinweg aufgeht?

Birgit Ebert, die im Herbst im Steinweg eine Chocolaterie eröffnet hat, hält sich mit Prognosen zurück. "Im Januar sind die Geschäfte ohnehin immer schwierig", weiß sie, "und jetzt noch dieses Wetter: Wer geht da schon gerne raus?" Grundsätzlich fühlt sie sich im Steinweg mit seinen vielen individuellen Geschäften wohl - und das, obwohl der Start für sie mehr als unerfreulich war: Unmittelbar vor der Eröffnung wurde eine der großen Schaufensterscheiben eingeschlagen. Natürlich nachts. Doch sie ist deshalb gar nicht böse auf das zweite Gesicht des Steinwegs als Kneipenmeile: "Jedes hat seine Berechtigung - das Nachtleben und das Tagleben. Wir müssen einfach nur aufeinander Rücksicht nehmen." Genau das passiert im besagten Beirat, wobei Birgit Ebert noch einen weiteren Vorschlag in die Runde wirft: "Ich bin dafür, den Steinweg wieder für Autos zu öffnen und somit auch den einen oder anderen Kurzzeitparkplatz direkt vor unseren Geschäften zu schaffen."

Pflanzkübel und Sitzbänke

Kathrin Luther ist strikt gegen Autos in der jetzigen Fußgängerzone und würde den Steinweg lieber mit Pflanzkübeln und endlich auch mehr Sitzbänken attraktiver machen. Außerdem glaubt sie nicht, dass alleine eine Verlängerung der Sperrzeit die Probleme löst. Zumal doch auch die Kneipen ihre Daseinsberechtigung hätten.
Viel Hoffnung hatte Kathrin Luther einst in eine neue Nutzung des ehemaligen "Schlick"-Gebäudes gesetzt. "Das wäre eine Anziehungspunkt für den Steinweg!" Doch seit sie 2010 ihren Laden im Steinweg eröffnet hat, sei ja leider rein gar nichts passiert. Die Pläne für eine Einkaufspassage in Richtung Post-Areal oder auch eine Anbindung des Kaufhofs liegen weiter in der Schublade.

Auch Holger Kraut, der im Steinweg seit nunmehr fast zehn Jahren einen Secondhand-Handyladen betreibt, würde sich selbstverständlich über zusätzliche Anziehungspunkte freuen. Doch grundsätzlich ist er ganz zufrieden mit der Lage im Steinweg. "Ich mache aber auch viel Werbung." Die Probleme, die der Steinweg hat, sehe er natürlich auch. "Aber nur eine Verlängerung der Sperrzeit wird daran auch nichts ändern."