Die Staatsanwaltschaft Coburg sah sich dem Vorwurf des Geheimnisverrats im Zuge der Recherchen um Michael Stoschek ausgesetzt. Das Bayerische Justizministerium aber erklärt, es gebe keinen Anlass zu dienstaufsichtlichem Handeln.
Diese Geschichte dürfte jeden Drehbuchautor mit einer Vorliebe für Verwicklungen und Verschwörungstheorien regelrecht elektrisieren. Im wirklichen Leben aber ist die Kennzeichen-Affäre um den Coburger Unternehmer Michael Stoschek eine Mischung aus klaren Fakten und vielen Vermutungen. Längst geht es nicht mehr nur um einen Strafbefehl in Höhe von 1,65 Millionen Euro, der gegen Stoschek, Chef der Gesellschafterversammlung des Autozulieferers Brose, im Zusammenhang mit dem Gebrauch ungenehmigter Klebekennzeichen an seinem privaten Cabrio verhängt wurde und gegen den er Einspruch eingelegt hat.
Kein Anlass zu "dienstaufsichtlichem Handeln" gegen die Coburger Staatsanwaltschaft
Denn längst ist aus dieser Geschichte um Stoschek und den Vorwurf der Urkundenfälschung eine Geschichte geworden, in der fleißig spekuliert wird über den vermeintlichen oder tatsächlichen Versuch politischer Mandatsträger, Einfluss auf juristische Ermittlungen zu nehmen. Und schließlich ist diese Geschichte nun auch noch zur Geschichte geworden, in der gegen die Ermittler ermittelt wurde. Derweil aber bestätigt Ulrike Roider, Pressesprecherin des Bayerischen Justizministeriums, dass die Ermittlungen gegen die Staatsanwaltschaft Coburg wegen "Verletzung des Dienstgeheimnisses" eingestellt wurden. Man habe geprüft, ob Anlass zu dienstaufsichtlichem Handeln bestand: "Ein solcher Anlass hat sich nicht ergeben."
Anzeige gegen Unbekannt
Das Verfahren gegen Unbekannt war zunächst von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg an die Staatsanwaltschaft Bayreuth übergeben worden. Doch die Ermittlungen haben "zu keinem Ergebnis geführt", erklärt Juliane Krause, die als Oberstaatsanwältin ständige Vertreterin des leitenden Oberstaatsanwalts ist: "Da die Anzeige gegen Unbekannt gerichtet war und wir keinen Täter ermitteln konnten, haben wir das Verfahren eingestellt." Die Einstellung erfolgte Mitte August. Seit wann ermittelt wurde, wollte sie nicht mitteilen: "Zu Details geben wir keine Auskunft."
Für Stoschek aber ist das Thema damit noch nicht erledigt: "Die Einstellung des Verfahrens finde ich seltsam. Meine Anwälte gehen aber der Sache nach." Zugleich geht er nochmals auf die aus seiner Sicht "unglaubliche Höhe der Strafbefehl genannten Summe" ein. Diese Höhe sei von der Staatsanwaltschaft mit "öffentlichem Erwartungsdruck" begründet worden: "Dabei ist dieser ja gerade erst durch die unerlaubte Weitergabe des Ermittlungsverfahrens zustande gekommen." Theoretisch steht Stoschek nun noch die Möglichkeit einer Aufsichtsbeschwerde gegen die Staatsanwaltschaft Bayreuth offen. Zuständig wäre dann die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg.
"Kritisch" nach dem Ermittlungsverfahren erkundigt
Die beiden Coburger CSU-Mandatsträger Hans Michelbach (Bundestag) und Jürgen W. Heike (Landtag) hatten bereits Ende Oktober Anfragen ans Justizministerium in München geschickt und sich, so Justizpressesprecherin Ulrike Roider, "kritisch nach dem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Coburg erkundigt."
Dabei ging es um die Frage, ob es verhältnismäßig sei, dass die Bundesstraße B 289 zwischen Untersiemau/Großheirath und der Zufahrt zur A 73 zum Zwecke der Beweisaufnahme mehrere Stunden gesperrt worden war. Die Ermittler hatten dort bei einer Testfahrt mit einem gemieteten Porsche geprüft, ob ein beschlagnahmtes Klebekennzeichen, das Stoschek benutzt hatte, bei einer Geschwindigkeitskontrolle fotografisch präzis dokumentiert werden kann oder nicht.
Politische Einflussnahme?
Prompt kam der Verdacht auf, Michelbach und Heike hätten versucht, auf politischer Ebene Einfluss zu nehmen. Heikes Version hört sich so an: "Die Vorwürfe, ich hätte versucht, Einfluss zu nehmen, sind das Lächerlichste, was ich zu diesem Thema gehört habe. Ich werde einen Teufel tun, mich in dieser Form einzumischen. Allerdings muss es sich die Justiz schon gefallen lassen, dass ein Abgeordneter nachfragt." Hans Michelbach war unterdessen zu keiner Stellungnahme zu erreichen. Er weilt im Urlaub auf Sizilien.
Die Rechtslage mündlich erläutert
Schriftliche Antworten haben weder Heike noch Michelbach erhalten. Am 12. November 2014 habe, so die Pressesprecherin des Justizministeriums, ein Gespräch zwischen dem Abgeordneten Heike, Staatsminister Bausback und dem Leiter der Strafrechtsabteilung des Justizministeriums stattgefunden. Darin sei Heike die Rechtslage mündlich erläutert worden.
Was aber sagt Anton Lohneis zu dem eingestellten Verfahren. Der langjährige Leitende Oberstaatsanwalt ist seit Dienstag Präsident des Landgerichts Coburg und verweist darauf, dass er in dieser Eigenschaft nicht befugt sei, Stellung zu nehmen zu Belangen der Staatsanwaltschaft.
J.B.
.... peinlich ...... dieses Männlein .....!
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Wenn ich so manches Posting hier im Thread sowie auch im Vergangenen lese, bin ich kurz vorm Göggn!
Wie kann man nur so schadenfroh sein!? - Soll's dem Einen oder Anderen in gleicher Weise widerfahren, wünsche ich ihm eine hohe und stolze, beträchtliche Strafsumme.
Ganz zu schweigen vom Postings @AndreasStenglein!
Hätte sich letzter Gaustadter Bürgermeister mehr für die "Erba" eingesetzt, würde sie heute noch mit ca. 1.500 Beschäftigten produzieren.
Andrometus, wenn Sie erst denken und dann schreiben und vor allem nicht von Vorurteilen sich leiten lassen würden, dann wäre das besser. Ich will Ihnen das erklären:
Die deutsche Textilindustrie insgesamt (nicht nur die Oberfrankens) war ab den 1960/70-er Jahren dem Druck aus dem Ausland nicht mehr gewachsen, weil die qualitativ besseren jedoch teuereren Inlandswaren nicht mit den Auslandswaren konkurrieren konnten, was zum großen Teil am Verhalten der Verbraucher lag, die die Textilien nicht billig genug bekommen konnten und damit den Niedergang der Textilwirtschaft einleiteten bzw. verstärkten. Schließlich forderte der Markt seinen Tribut. An diesen wirtschaftlichen Selbstverständlichkeiten kommt niemand vorbei. Dagegen kann kein Kaiser oder König und auch keine Gemeinde etwas tut. Da helfen keine Subventionen oder steuerliche Erleichterungen. Der Markt (und wir leben in einer freien Marktwirtschaft!) siegt.
In Kenntnis dieser Lage wurde frühzeitig umgesteuert und eine Firma der Elektroindustrie (RZB) angesiedelt, die heute mit rd. 400 Beschäftigten zu den gut florierenden Unternehmen der Region zählt.
Ist jetzt die Sache klar?
Herr Stenglein, bitte bleiben Sie bei der Wahrheit und verdrehen Sie nichts. Mir ist nichts bekannt, dass schon in den 1960/70-er Jahren der deutschen Textilindustrie an den Kragen ging Ganz im Gegenteil, in dieser Zeit florierte noch das Geschäft. Vor allem die Textilgruppe Hof, die Spinnerei Neuhof und Le-Go schrieben in dieser Zeit noch schwarze Zahlen, sonst hätte man sich für den Bau von Audi-Werk, was sich eigentlich in Hof ansiedeln wollten und nicht in Ingolstadt, entschieden. Schuld an der Schließung der Erba Gaustadt war der ehem. oberfränkische Landtagsabgeordneter und bayrischer Finanzminister Georg Freiherr v. Waldenfels (CSU); jedoch hätte die Stadt Bamberg eingreifen und dies verhindern können.
Übrigens, @AndreasStenglein, Erba Zeil a.Main besteht heute noch.